Rom. . Der blaukarierte, völlig durchnässte Koffer lag morgens an einem Strand der Insel Elba. Männerhemden waren darin, Wäsche und zwei Bücher des amerikanischen Thriller-Autors Clive Cussler. Vergessen hatte das Reise-Utensil allerdings niemand. Es hatte eine eigenständige Seereise von 35 Meilen hinter sich.

Der blaukarierte, völlig durchnässte Koffer lag morgens plötzlich an einem Strand der Insel Elba. Männerhemden waren drin, Wäsche, eine Jacke, Schuhe und zwei Bücher des amerikanischen Thriller-Autors Clive Cussler. Vergessen hatte das Reise-Utensil allerdings niemand. Es hatte eine eigenständige Seereise von 35 Meilen hinter sich.

Der Plastikanhänger bewies es eindeutig: Der Koffer kam von der Insel Giglio, genauer gesagt aus dem Wrack, das davor liegt: aus der Costa Concordia. Und der Name, der auf dem Anhänger stand, steht tatsächlich auf der Passagierliste: Mario M., 37 Jahre alt, wohnhaft in Tirol. An jenem 13. Januar ist er mit dem Schrecken davongekommen.

Wie kam der Koffer aus dem Wrack?

Havarierte "Costa Concordia"

Das Kreuzfahrtschiff
Das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" war Freitagnacht vor der toskanischen Küste auf einen Felsen gelaufen und gekentert. An Bord waren rund 4200 Menschen, darunter 566 Deutsche. Gegen den Kapitän der "Costa Concordia", Schettino, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung, Verursachung eines Schiffbruchs und wegen des Verlassens des Schiffs vor anderen. Das Foto zeigt das Schiff, wie es in Reise-Prospekten zu sehen war. Denn seit Freitag... © AP
...liegt das havarierte Schiff vor der Insel Giglio an der West-Küste Italiens. Das Unglück geschah am Freitag,...
...liegt das havarierte Schiff vor der Insel Giglio an der West-Küste Italiens. Das Unglück geschah am Freitag,... © AP
...dem 13. Januar während...
...dem 13. Januar während... © AP
...des Abendessens an Bord.
...des Abendessens an Bord. © REUTERS
Ein 70 Meter langer Riss ist zu sehen. Das Schiff war offenbar zu nah an die Küste gesteuert worden. Ein Felsen hatte den Rumpf aufgeschlitzt. Binnen Minuten geriet der Luxuslinier in Schlagseite. Ein Stück des Felsens...
Ein 70 Meter langer Riss ist zu sehen. Das Schiff war offenbar zu nah an die Küste gesteuert worden. Ein Felsen hatte den Rumpf aufgeschlitzt. Binnen Minuten geriet der Luxuslinier in Schlagseite. Ein Stück des Felsens... © AFP
...den das Schiff gerammt hatte, steckt fest. Unwirklich sieht die Bucht..
...den das Schiff gerammt hatte, steckt fest. Unwirklich sieht die Bucht.. © REUTERS
...von oben aus. Das Schiff liegt...
...von oben aus. Das Schiff liegt... © AFP
...seitlich im Wasser. Der Kapitän des Schiffes,...
...seitlich im Wasser. Der Kapitän des Schiffes,... © AFP
...Francesco Schettino wurde am Samstag festgenommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Schettino wegen fahrlässiger Tötung, Verursachung eines Schiffbruchs und wegen des Verlassens des Schiffs vor anderen. Die Reederei Costa hatte...
...Francesco Schettino wurde am Samstag festgenommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Schettino wegen fahrlässiger Tötung, Verursachung eines Schiffbruchs und wegen des Verlassens des Schiffs vor anderen. Die Reederei Costa hatte... © REUTERS
...Kapitän Schettino am Sonntagabend
...Kapitän Schettino am Sonntagabend "Fehlentscheidungen" vorgeworfen und erklärt,... © REUTERS
...die Route des Schiffs habe offenbar zu nah an der Küste vorbei geführt.
...die Route des Schiffs habe offenbar zu nah an der Küste vorbei geführt. © REUTERS
Per Helikopter wurden Passagiere, aber auch Rettungskräfte in Sicherheit gebracht.
Per Helikopter wurden Passagiere, aber auch Rettungskräfte in Sicherheit gebracht. © AFP
Wegen heftigen Wellengangs wurde die Suche...
Wegen heftigen Wellengangs wurde die Suche... © AP
...zunächst abgebrochen.
...zunächst abgebrochen. © REUTERS
Am Montagmorgen...
Am Montagmorgen... © AFP
...haben die Bergungsmannschaften die Suche nach den noch...
...haben die Bergungsmannschaften die Suche nach den noch... © AFP
...vermissten 21 Passagieren und Besatzungsmitgliedern...
...vermissten 21 Passagieren und Besatzungsmitgliedern... © AFP
...des Kreuzfahrtschiffs
...des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" fortgesetzt. © AFP
Taucher machten sich auf die Suche nach den noch immer Vermissten.
Taucher machten sich auf die Suche nach den noch immer Vermissten. © AFP
In der Nacht zu Sonntag konnte ein Hochzeitspaar aus seiner Kabine befreit werden. Die Süd-Koreaner...
In der Nacht zu Sonntag konnte ein Hochzeitspaar aus seiner Kabine befreit werden. Die Süd-Koreaner... © AP
...wurden über 24 Stunden nach dem Unglück gerettet.
...wurden über 24 Stunden nach dem Unglück gerettet. © REUTERS
Auch am Sonntag läuft die Suche nach Vermissten auf Hochtouren.
Auch am Sonntag läuft die Suche nach Vermissten auf Hochtouren. © AFP
In der Kirche des Küsten-Dorfes wurde ein Gottesdient abgehalten. Die meisten Überlebenden des Unglücks..
In der Kirche des Küsten-Dorfes wurde ein Gottesdient abgehalten. Die meisten Überlebenden des Unglücks.. © AFP
...sind bereits in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Doch die Lage...
...sind bereits in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Doch die Lage... © AFP
...in Italien ist immer noch kritisch. Der Tank des Schiffes droht auszulaufen.
...in Italien ist immer noch kritisch. Der Tank des Schiffes droht auszulaufen. © AP
Mittlerweile haben die italienischen...
Mittlerweile haben die italienischen... © AFP
...Behörden eine Liste...
...Behörden eine Liste... © Getty Images
...mit den namen, der och immer vermissten Passagiere und Crew-Mitglieder...
...mit den namen, der och immer vermissten Passagiere und Crew-Mitglieder... © REUTERS
...veröffentlicht. Taucher suchen, soweit es die Witterung zulässt, noch immer...
...veröffentlicht. Taucher suchen, soweit es die Witterung zulässt, noch immer... © AFP
...nach den Vermissten.
...nach den Vermissten. © REUTERS
Employees of a wreck removal and salvage operations company take a coffee on January 19, 2012 before working on the cruise liner Costa Concordia aground in front of the harbour of the Isola del Giglio (Giglio island) after hitting underwater rocks on January 13. Italian rescuers resumed their search on board a crashed cruise ship the same day, as salvage workers prepared to pump out fuel from its tanks to avoid an environmental disaster.  AFP PHOTO / VINCENZO PINTO
Employees of a wreck removal and salvage operations company take a coffee on January 19, 2012 before working on the cruise liner Costa Concordia aground in front of the harbour of the Isola del Giglio (Giglio island) after hitting underwater rocks on January 13. Italian rescuers resumed their search on board a crashed cruise ship the same day, as salvage workers prepared to pump out fuel from its tanks to avoid an environmental disaster. AFP PHOTO / VINCENZO PINTO © AFP
Members of the Carabinieri in a boat travel past the Costa Concordia cruise ship which ran aground off the west coast of Italy at Giglio island January 19, 2012. No deadline has been set for ending the search for missing people on the wreck of the Italian cruise liner that capsized off the Tuscan island, the chief spokesman of the firefighters said on Thursday.  REUTERS/Paul Hanna  (ITALY - Tags: DISASTER TRANSPORT)
Members of the Carabinieri in a boat travel past the Costa Concordia cruise ship which ran aground off the west coast of Italy at Giglio island January 19, 2012. No deadline has been set for ending the search for missing people on the wreck of the Italian cruise liner that capsized off the Tuscan island, the chief spokesman of the firefighters said on Thursday. REUTERS/Paul Hanna (ITALY - Tags: DISASTER TRANSPORT) © REUTERS
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Zehn Monate nach ihrer Havarie also hat die Costa Concordia diese Woche wieder eine Art Lebenszeichen von sich gegeben. Wie der Koffer aus dem Wrack herausgelangen und sich selbstständig machen konnte, ist noch unklar. Unter Umständen – so die überwachenden Behörden – hat sich mit den Herbststürmen und dem schweren Seegang der vergangenen Tage eine neue Öffnung im Rumpf aufgetan. Schließlich sind ja auch geringe Restmengen von Öl oder Treibstoff ins Meer geflossen.

Inhalt in "recht gutem Zustand"

Immerhin ist das knapp 300 Meter lange Schiff als ganzes stabil geblieben. Bergungsunternehmen und Zivilschutz versichern, alle zum Festhalten des Wracks nötigen Betonanker seien mittlerweile in den Felsenboden gesenkt, das stählerne Korsett ums Wrack gelegt, die Drahtseile gespannt. Jetzt würden auf dem Meeresgrund die Fundamente und die Widerlager fürs Aufrichten der Costa Concordia betoniert, und die gegenwärtige Verspätung von zwei Monaten lasse sich bis Sommerbeginn 2013 „mit fünfzig Prozent Wahrscheinlichkeit“ wieder aufholen. So sagt Zivilschutz-Chef Franco Gabrielli. Der auf Elba gefundene Koffer kommt nun zuerst in die Sammelstelle für alle Schiffsrelikte in Talamone auf dem toskanischen Festland. So sei es vorgeschrieben, sagen die Behörden. Danach werde der Eigentümer benachrichtigt. Der Inhalt jedenfalls befindet sich nach Auskunft eines Polizisten auf Elba trotz all der Monate im Wasser in einem „recht guten Zustand“: „Sobald die Bücher getrocknet sind, kann man sie durchaus wieder lesen.“

Die Skurrilität am Rande: Der Tiroler Mario M. hatte sich auf seine verunglückte Kreuzfahrt eine nachgerade ideale Lektüre mitgenommen. Thriller-Autor Clive Cussler ist Gründer einer Stiftung, die es sich – nach eigenen Angaben – zum Ziel gesetzt hat, „unser maritimes Erbe durch Aufspüren, archäologisches Überwachen und Erhalten von Schiffswracks zu bewahren.“