Online-Journalisten sollten nach einer Forderung von ver.di-Chef Frank Bsirske künftig genauso viel Geld verdienen wie ihre Zeitungskollegen. “Wer journalistisch arbeitet, gehört entsprechend bezahlt“, schreibt er in einem Gastbeitrag für die Nachrichtenagentur dapd.
Berlin (dapd). Online-Journalisten sollten nach einer Forderung von ver.di-Chef Frank Bsirske künftig genauso viel Geld verdienen wie ihre Zeitungskollegen. "Wer journalistisch arbeitet, gehört entsprechend bezahlt", schreibt er in einem Gastbeitrag für die Nachrichtenagentur dapd. Er forderte die Verlage auf, zur Sicherung des Qualitätsjournalismus' schnellstmöglich Bezahlmodelle für ihre Online-Plattformen zu entwickeln. Dies sei "unausweichlich und ein längst überfälliger Schritt", um wirtschaftlich überleben zu können.
"Online-Redakteure müssen nach demselben Tarif vergütet werden wie die, die für Printausgaben arbeiten", schreibt Bsirske. In den Redaktionen sieht er bei festen und freien Mitarbeitern einen erheblichen Weiterbildungsbedarf und will die Unternehmen stärker daran beteiligen: "Daher müssen Mittel und Wege geschaffen werden, auch die Verlage bei der Finanzierung von Angeboten stärker in die Pflicht zu nehmen", schreibt Bsirske. "Zum Beispiel über einen Fonds, in den die Verlage eine verbindliche Aus- und Weiterbildungsabgabe einzahlen, aus dem die Weiterbildungsangebote finanziert werden können."
Der Gewerkschaftschef verwies auf einen erheblichen Druck in den Redaktionen. Journalisten arbeiteten nicht länger für nur einen Publikationsweg, eine Zeitung, die am Abend ein paar Stunden nach Redaktionsschluss erscheine. Parallel dazu erstellten sie für die Online-Ausgabe Inhalte, die den Kriterien des Internet gerecht würden, "sie bloggen, twittern, sind auf facebook aktiv, chatten mit den Lesern".
Bsirske wirbt für Online-Ausbildung
Bsirske monierte, neue Mitarbeiter würden dafür nicht eingestellt. Im Gegenteil: In den vergangenen zehn Jahren habe die Zeitungsbranche nach eigenen Angaben rund 15 Prozent Stellen abgebaut. Die verbleibenden Journalisten müssten dafür mehr produzieren.
Bsirske forderte, eine Online-Ausbildung als Teil des Volontariats sollte selbstverständlich sein, aber auch audiovisuelle Lerninhalte müssten eine Rolle spielen, wenn Zeitungsverlage eigene digitale Plattformen für entsprechende Angebote betreiben wollten. Wer in den sozialen Medien aktiv sei, tue gut daran, sich mit Themen wie Datenschutz und Persönlichkeitsrechten auszukennen.
Die jeweiligen journalistischen Darstellungsformen sind den Verbreitungswegen und teilweise sehr genau bestimmbaren Zielgruppen anzupassen. Darin steckt viel Potenzial auch und nicht zuletzt für neue und jüngere Lesergruppen.
Treue Zeitungsleser
Derweil ergab eine Umfrage, dass fast zwei Drittel der Deutschen nicht auf ihre gedruckte Tageszeitung verzichten wollen. 64 Prozent möchten Informationen auf Papier lesen, etwa ein Drittel kann darauf verzichten, wie "Handelsblatt Online" am Mittwoch berichtete. Für die repräsentative Studie befragte das Marktforschungsinstitut mafo.de 1.000 Menschen per Internet befragt.
Die treuesten Zeitungsleser sind demnach Menschen in der Gruppe der 46- bis 65-Jährigen. Von ihnen wollen 70 Prozent nicht auf die Zeitung verzichten. Unter den 31 bis 40 Jahre alten Menschen sind es nur 60,4 Prozent. Zudem fanden die Forscher heraus, dass die Verbundenheit mit der gedruckten Zeitung eng mit der Bildung zusammenhängt: Bei den Befragten ohne Abschluss könnten zwei Drittel gut auf Zeitungen verzichten.
Serie über Qualitätsjournalismus
Die Nachrichtenagentur dapd hat die Serie über die Chancen des Qualitätsjournalismus Anfang Oktober gestartet. Damals mussten mehrere Gesellschaften der Gruppe Insolvenz in Eigenverantwortung anmelden. Die Beiträge sind nachzulesen im dapd-Blog: http://blogs.dapd.de/journalismus/
dapd