Berlin. Nach der tödlichen Prügelattacke vom Berliner Alexanderplatz sind nun wieder zwei mutmaßliche Täter in Haft. Die umstrittene Haftverschonung für einen Verdächtigen wurde aufgehoben. Inzwischen reagierte auch Bundespräsident Joachim Gauck auf den Fall und forderte die Bürger zu mehr Zivilcourage auf.
Ein mutmaßlicher Mittäter der tödlichen Prügelattacke vom Alexanderplatz befindet sich wieder in Haft. Eine Beschwerde der Staatsanwaltschaft gegen die Haftverschonung für den 21-Jährigen sei erfolgreich gewesen, teilte Sprecher Martin Steltner am Montag in Berlin mit. Der Beschuldigte, der sich bereits am Donnerstag der Polizei gestellt hatte und kurzzeitig in Haft war, habe sich in Begleitung seines Anwalts bei den Sicherheitsbehörden wieder gemeldet.
Gegen den 21-Jährigen war in der vergangenen Woche wegen des Verdachts auf Körperverletzung mit Todesfolge Haftbefehl erlassen worden, er war jedoch wegen seines Geständnisses und seiner sozialen und familiären Bindungen zunächst freigelassen worden. Die Freilassung hatte für heftige Kritik an der Justizbehörde gesorgt. "Für die Ermittler ist das ein Schlag ins Gesicht", sagte der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Detlef Herrmann, am Freitag.
Tatverdächtiger soll ein Anti-Gewalt-Training absolviert haben
Inzwischen wurde auch bekannt, dass ein weiterer Tatverdächtiger erst wenige Wochen vor dem Verbrechen ein Anti-Gewalt-Seminar absolviert hatte. Nach Informationen des RBB handelt es sich um den mutmaßlichen Haupttäter. Ein Gerichtssprecher bestätigte zumindest, dass ein gesuchter Tatverdächtiger bereits einschlägig vorbestraft sei. Der 19-Jährige sei erst im Juni dieses Jahres wegen Körperverletzung und Nötigung zu zwei Wochen Dauerarrest und einem Seminarbesuch verurteilt worden. Bereits zuvor sei er wegen Delikten wie Körperverletzung bei der Polizei bekannt gewesen.
Neben den beiden Inhaftierten fahndet die Polizei noch nach zwei weiteren Männern, die bereits namentlich bekannt sein sollen. Sie stehen ebenfalls unter Verdacht, in der Nacht zum 14. Oktober 2012 einen 20-jährigen Mann am Berliner Alexanderplatz bewusstlos geprügelt zu haben. Der junge Mann erlag einen Tag später seinen Verletzungen.
Bundespräsident Gauck fordert mehr Zivilcourage
Die Brutalität des Angriffs hatte über die Grenzen Berlins hinweg Entsetzen ausgelöst. Neben anderen Politikern schaltete sich am Montag auch Bundespräsident Joachim Gauck in die Debatte ein und forderte ein entschiedenes Einschreiten gegen Gewalt. Die Menschen dürften "nicht wegschauen", sagte er und sicherte den Berlinern seine Unterstützung beim Engagement gegen Gewalt zu. (dapd)