Essen. . Die Massage zählt zu den ältesten Heilmitteln der Medizin. Sie kann Krankheitsverläufe verkürzen und Schmerzen lindern. Wir erklären, welche Methoden es gibt und wie sie wirken. Voraussetzung ist eine gesunde und unverletzte Haut.
Die Massage zählt zu den ältesten Heilmitteln der Medizin. „Sie lindert Schmerzen, verkürzt Krankheitsverläufe und kann die Einnahme von Medikamenten reduzieren oder sogar ersetzen“, sagt Michael Kreutz, Leiter der Abteilung Physikalische Therapie im Institut für Physiotherapie am Universitätsklinikum in Essen.
Die therapeutische Wirkung einer Massage ist vielfältig: Migräne, Arthrosen, Wirbelsäulensyndrome, Schlaf- und Verdauungsstörungen oder neurologische Befunde wie schlaffe Lähmungen lassen sich mit einer Massage ebenso behandeln wie Durchblutungsstörungen. „Eine klassische Massage kann die örtliche Durchblutung um bis zu 500 Prozent gegenüber der Normaldurchblutung steigern“, sagt Michael Kreutz. Müde Muskeln können durch Massagen aufgebaut, verspannte gelockert werden.
Ansatzpunkt der Therapie ist das größte Organ des Menschen – die Haut. Die Wirkung einer Massage kann von der behandelten Hautstelle, mit den darunter liegenden Gewebezonen, über den Organismus bis hin zur Psyche reichen. Eine Massage ist aber nicht für jedermann als Therapie geeignet. Kreutz: „Ihre Anwendung hängt vom Krankheitsbild ab und von dem Hautzustand des Patienten. Wer unter Hauterkrankungen leidet, sollte sich nicht massieren lassen.“
Bindegewebsmassage
„Störungen und Erkrankungen im Inneren des Körpers zeigen sich auf der Haut, in Form einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit, in Durchblutungsstörungen oder Verklebungen und Verbackungen im Bindegewebe“, sagt Kreutz. Die Bindegewebsmassage setzt häufig an der Rückenpartie an. „Die Wirkung läuft über das unbewusste Nervensystem, das Vegetativum, das ohne willentlichen Einfluss die Organe steuert und dessen Nerven auch das Unterhautbindegewebe versorgen.“
Urlaub für den Körper
Viele Massagen sprechen das Nervensystem an, denn die Nerven sitzen überall im Körper und geben ein erstes Signal, wenn etwas nicht stimmt. Drückt der Masseur den richtigen Nerv, können sich Erkrankungen lösen. „Gute Therapieergebnisse sind auch bei Migräne, Hexenschuss und Funktionsstörungen durch Organerkrankungen zu erzielen“, sagt Kreutz.
Fußreflexzonen-Massage
Sie harmonisiert den ganzen Körpers und kann unter anderem bei Verdauungsstörungen helfen. Die Massageform regt den Stoffwechsel an und kann dazu beitragen, dass der Patient entspannter schläft. „Selbst bei Asthma bronchiale und chronischem Rheumatismus kann aus der Behandlung eine wesentliche Besserung resultieren“, sagt Michael Kreutz. „Unsere Fußsohle ist in etwa 28 Areale aufgeteilt.“ Jedes Areal habe eine Verbindung zu einem bestimmten Organ des Körpers. Werde das entsprechende Areal massiert, übe das einen positiven Einfluss auf das jeweilige Organ aus. Die Fußreflexzonenmassage „sollte jedoch immer von einem gut geschulten Therapeuten in Zusammenarbeit mit einem Arzt ausgeführt werden“, so Kreutz. „Ein zu harter Druck auf den Reflexzonen, ein zu kräftiger Ansatz oder gar eine Behandlung der falschen Zone können nicht nur ein Hämatom erzeugen, sondern zu einer Verstärkung der Krankheitssymptome führen.“
Colonmassage
Wird über Berührungen der Bauchdecke durchgeführt. „Streichungen sowie eine einhändig durchgeführte Schub- und Zugtechnik in die Darmausgangsrichtung regen den Dickdarm, lateinisch Colon, an. Dadurch können sich chronische Verstopfungen ohne die Einnahme von Abführmitteln lösen“, sagt Kreutz. Der staatlich geprüfte Masseur warnt: „Die Massage darf weder in der Schwangerschaft noch bei einem Darmverschluss oder einer Entzündung des Bauchbereichs angewendet werden.“
Segmentmassage
Sie fokussiert sich auf einzelne Körperregionen, darunter können die Atemorgane sein. „Mit der Massage lässt sich eine Funktionsstörung des Atemapparates, zum Beispiel eine Asthma bronchiale, behandeln. Alle oberflächlichen und tieferen Gewebsschichten werden in die Behandlung einbezogen.“
Lymphdrainage
Sanfte Therapieform, die bei vielen Erkrankungen zum Einsatz kommt. Lymphgefäße sind kleine Gefäße, die überschüssiges Gewebswasser und darin gelöste Eiweiße aus den Räumen zwischen den Zellen aufsaugen. Nach Verletzungen oder Überbeanspruchung des Lymphsystems kann Gewebswasser mit darin enthaltenen Giftstoffen und Eiweißen zu Anstauungen in den Gefäßen führen. In dem Moment greift die lymphtherapeutische Behandlung, indem eine Drainage – eine Entwässerung – der Stauungszonen durchgeführt wird. „Entscheidend ist, dass sie immer in angrenzenden gesunden Gebieten beginnt, schließlich sollen die erkrankten Gefäße entlastet und nicht belastet werden“, sagt Kreutz. Weiche, großflächige und spezielle Grifftechniken wie Schöpf- und Drehgriffe regen den Lymphfluss an. Die Lymphdrainage wird häufig nach Operationen verschrieben. Darüber hinaus kann sie bei Verletzungen, Knochenbrüchen oder Venenproblemen angewandt werden.