Brüssel. Bedenkenlos kann man sich in diesem Sommer an fast allen Stränden und Seen in Deutschland in die Fluten stürzen. Das ist die Botschaft des jüngsten Badegewässer-Berichts der EU-Kommission. Mehr als 98 Prozent der bundesweit getesteten Badestellen erfüllen die EU-Vorgaben.
Dem ungetrübten Badespaß an Seen und Meeresküsten in Europa steht eigentlich nichts mehr im Weg – außer natürlich dem Wetter. Sobald es einige Grad wärmer wird, können sich die Bundesbürger unbesorgt in die Fluten stürzen. Das zumindest ist die Botschaft des jüngsten Badegewässer-Berichts der EU-Kommission.
Denn sowohl an der Küste als auch an den Binnenseen ist Schwimmen und Planschen nach Ansicht der EU-Behörde an noch mehr Stränden unbedenklich als in der Vergangenheit. In der Europäischen Union haben 96,3 Prozent der Badestellen am Meer und 92,0 Prozent der Binnengewässer im vergangenen Jahr die Mindestwerte der EU-Richtlinie erfüllt – in beiden Kategorien ist das eine Verbesserung gegenüber dem Resultat zwölf Monate zuvor und erst recht im Vergleich mit der Situation vor zehn oder 15 Jahren. „Ich bin erfreut, dass die Wasserqualität an den Badestellen in der ganzen EU gestiegen ist“, lobt EU-Umweltkommissar Stavros Dimas.
In Deutschland liegen die Werte sogar noch günstiger: Mehr als 98 Prozent aller Bademöglichkeiten haben die Vorgaben zuletzt eingehalten. Nur noch 25 der fast 2300 Seen und Strände in Deutschland werden mittlerweile auf den EU-Landkarten mit einer roten Flagge ausgewiesen, weil die EU-Beamten dort Vorgaben an die Wasserqualität nicht erfüllt sehen. Vor einem Jahr musste die EU-Behörde noch 87 Badegebiete rügen und vor 15 Jahren waren es sogar noch weit mehr als 200.
Schlechte Noten für Elfrather See in Krefeld
In Nordrhein-Westfalen erhält nur der Elfrather See in Krefeld schlechte Noten. Demgegenüber werden fast alle anderen Strandbäder im Westen positiv bewertet – sei es am Möhnesee, am Silbersee oder am Kruppsee. In einigen wenigen Fällen, darunter in Düren, Moers und Olpe, kritisieren die Brüsseler Beamten, dass keine vollständigen Daten vorgelegt wurden.
25 Badestrände in Deutschland durchgefallen
Für Baden-Württemberg fällt die Statistik allerdings weniger erfreulich aus. Denn immerhin neun der 25 deutschen Buchten, Seebäder und Weiher, deren Wasserqualität nicht den Mindestvorgaben entspricht, liegen im Südwesten. Unzufrieden ist die EU-Behörde mit drei Stränden in Friedrichshafen, nämlich Manzell, Fischbach und Seemoos sowie mit dem Klosterweiher bei Sankt Georgen im Schwarzwald-Baar-Kreis. Im Hohelohe-Kreis erteilen die Brüsseler Beamte der Kocherbadebucht in Künzelsau und dem Buchhorner See in Pfedelbach schlechte Noten, in Mannheim dem Rheinauer See und nahe Kehl dem Badesee Goldscheuer.
Schließlich gibt es EU-Vorbehalte, was die Wasserqualität im Rhein beim Schwimmbad Schwörstadt im Kreis Lörrach betrifft. Außerdem weist die EU-Kommission darauf hin, dass der Starkholzbacher See bei Bibersfeld im Kreis Schwäbisch Hall im vergangenen Jahr während der Saison geschlossen werden musste – genauso wie zwölf andere Binnengewässer zwischen Flensburg und Garmisch.
Dass so viele kritische Vermerke aus Brüssel Fälle in Baden-Württemberg betreffen, hat damit zu tun, dass es im Land überdurchschnittlich viele Badegewässer gibt – wobei der Bodensee mit seinen vielen Badestellen ganz besonders ins Kontor schlägt. 312 Strände weist die EU-Studie für Baden-Württemberg aus – mehr als für ganz Österreich oder Tschechien. Dass davon neun Badestellen nach EU-Urteil im roten Bereich liegen, ändert deshalb wenig an der generellen Bewertung der EU-Kommission und der mitbeteiligten EU-Umweltagentur: In den weit überwiegenden Fällen entspricht die Wasserqualität an deutschen Badegewässern den Vorgaben.
Exzellente Zensuren für Estland und Litauen
Auch als Tourist im europäischen Ausland dürfen die Bundesbürger auf eine angemessene Wasserqualität vertrauen. In Zypern, Griechenland und in den Niederlanden erfüllen noch mehr Strände als in Deutschland die Mindestvorgaben der EU – und auch einige Länder im Osten der Europäischen Union wie zum Beispiel Estland oder Litauen weisen exzellente Zensuren für ihre Gewässer aus. In den beliebtesten Reiseländern deutscher Touristen – allen voran Spanien, aber auch Frankreich und Italien - liegen zumindest an der Meeresküste die Werte ebenfalls über 90 Prozent.
Wer indes an einem italienischen oder irischen Binnensee Urlaub macht, der ist gut beraten, wenn er sich zunächst über die Wasserqualität informiert. Denn im Inneren des Landes erhalten dort gerade noch zwei von drei Seen den Haken der EU-Umweltaufseher. Zudem fällt in Italien auf, dass im vergangenen Jahr 251 Weiher für den Badebetrieb geschlossen werden mussten – das sind deutlich mehr als in allen anderen EU-Staaten zusammengenommen. Eine kritische Nachfrage kann auch bei der Reise an Binnenseen in Polen, Tschechien oder Ungarn und auch in Belgien nicht schaden – alles Länder, in denen weniger Gewässer die Kriterien erfüllen als im EU-Durchschnitt.
Insgesamt wertet der jährlich erscheinende EU-Report die Untersuchungen von chemischen, physikalischen und mikrobiologischen Untersuchungen von Wasserproben aus, die an mehr als 21000 Badestellen zwischen Finnland und Malta genommen und unter anderem auf Bakterien, Ölrückstände, Reinigungsmittel, giftige Säuren oder Salmonellen getestet werden. Ausgeführt und überwacht werden die Analysen von den jeweiligen Mitgliedstaaten, die von Mai bis September alle zwei Wochen das Wasser dort testen müssen, wo sich die meisten Badegäste tummeln.