Essen. Die gesetzliche Rente sinkt. Aber wer früh mit dem Sparen anfängt, kann der Altersarmut entgehen. An dieser Stelle einige Tipps, was man berücksichtigen sollte, um im Alter nicht mit leeren Händen dazustehen.

Alt und arm. Eine erschreckende Perspektive. Doch für Millionen Menschen in Deutschland wird Altersarmut zu einer realistischen Zukunftsperspektive. Ein Drittel der Deutschen fürchtet inzwischen, dass das Einkommen im Alter nicht ausreichen wird. Für die Ängste gibt es gute Gründe. Schon heute zeigen die Rentenreformen der vergangenen Dekade Wirkung. Das durchschnittliche Rentenniveau ist bereits auf 50 Prozent der Nettolöhne gesunken. Auch die hohe Arbeitslosigkeit nach der Jahrtausendwende und der Boom prekärer Beschäftigungsverhältnisse schlägt sich bereits in kleineren Renten nieder.

Die Rentenlücke

Wenn es der großen Mehrheit der Rentner heute noch sehr gut geht, wie ein Regierungsbericht kürzlich festhielt, hat das mehr mit ihren Ersparnissen und Immobilien als mit einer üppigen gesetzlichen Rente zu tun. Bis 2030 darf das Rentenniveau der gesetzlichen Kasse nicht unter 43 Prozent des durchschnittlichen Nettolohns (vor Steuern) der Beschäftigten sinken. Selbst das aber erreicht nur noch der statistische „Eckrentner“ – ein Arbeitnehmer, der 45 Jahre lang gearbeitet, durchschnittlich verdient und regelmäßig Beiträge eingezahlt hat. Alle anderen müssen sich auf noch kleinere Ruhesaläre einstellen.

Wer indes keine eigenen Ersparnisse hat oder eine Immobilie besitzt, sieht sich im Alter mit einer erheblichen Rentenlücke konfrontiert. Geringverdiener, Minijobber und Menschen, die längere Zeit arbeitslos waren, bekommen große Schwierigkeiten, ohne staatliche Hilfe überhaupt noch über die Runden zu kommen. Schon heute muss ein Durchschnittsverdiener 27 Jahre lang für eine Rente auf Hartz-IV-Niveau arbeiten – Tendenz steigend, sofern er keine Betriebsrente erwartet oder privat vorgesorgt hat. Aktuell trifft das bei Geringverdienern (unter 1500 Euro pro Monat) auf rund 1,8 Millionen Menschen zu.

Die Säulen der Vorsorge

Wer es sich leisten kann, muss zusätzlich privat vorsorgen. Doch viele Arbeitnehmer verdienen wenig oder stecken in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen. Sie bringen weder die finanziellen Mittel noch den nötigen langen Atem für jahrzehntelange Sparverträge auf. Und: Geringverdiener, die im Alter ohnehin nicht mehr als die Grundsicherung zu erwarten haben, schließen keinen Riester-Vertrag ab, weil es sich für sie nicht lohnt. Aktuell wird die Riester-Rente voll auf die Grundsicherung angerechnet. Eine sozialpolitische Zeitbombe.

Aber selbst wer ordentlich verdient, hat es heute schwer, eine solide Altersvorsorge aufzubauen. Sichere Geldanlagen werfen wegen der Niedrigzinspolitik der Notenbanken kaum noch genug Rendite ab, um den Kaufkraftverlust auszugleichen. Wer spart, wird derzeit meist nicht reicher, sondern ärmer. Versicherungen bekommen Probleme, die gesetzliche Mindestverzinsung von kapitalbildenden Lebensversicherungen zu garantieren. Und staatliche geförderte Sparformen wie die Riester- und die Rürup-Rente sind massiv in die Kritik geraten, weil hohe Provisionen und schlechte Produkte die Renditen drücken.

Die Stiftung Warentest rät dennoch, Riester-Produkte nicht zu verschmähen. Allein die staatlichen Zulagen machten sie für jeden Arbeitnehmer attraktiv. Eine Riester-Rente lohnt sich vor allem für Familien mit Kindern, für Geringverdiener und für gut verdienende Singles. Aber: Bei einer Untersuchung der Stiftung Warentest schnitten jüngst nur fünf von 29 getesteten Riester-Produkten mit „gut“ ab. Wer einen schlechten Vertrag erwischt, verzichtet im Alter über die Jahre auf mehrere Tausend Euro. Sparer sollten unbedingt darauf achten, dass Riester-Verträge im Notfall fair sind, wenn man etwa die Beiträge nicht mehr zahlen kann oder früher in Rente geht. Es lohnt sich auch ein Blick auf Riester-Bausparverträge, hier nennt die Stiftung Warentest gute Anbieter.

Die Betriebsrente

Eine zweite Säule der Altersvorsorge für Arbeitnehmer sollte eine Betriebsrente sein. Denn auch die betriebliche Altersvorsorge wird vom Staat gefördert. 2688 Euro pro Jahr sind derzeit von Steuern und Sozialabgaben befreit, die Verwaltungs- und Abschlusskosten sind meist günstiger als bei privaten Verträgen. Vorsicht: Viele Arbeitnehmer wissen nicht, dass bei der Auszahlung von Betriebsrenten Sozialabgaben und Steuern fällig werden.

Was Sie wissen sollten

Je früher man mit dem Sparen beginnt, desto besser. Daumenregel: Im Alter sollten 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens erreicht werden, um den Lebensstandard zu halten. Bei hohem Einkommen und eigener Immobilie reichen 70 Prozent. Zunächst muss jeder berechnen, wie hoch seine „Rentenlücke“ ausfällt. Einen Hinweis gibt die jährliche Renteninformation der Rentenversicherung. Und: Gibt es zusätzlich bereits Lebensversicherungen oder eine Immobilie, die im Alter mietfrei genutzt werden kann? Kostenfreie Hilfe gibt die Stiftung Warentest mit dem Rentenrechner (www.test.de/rentenluecke).

Dann beginnt die Suche nach den geeigneten Sparformen. An erster Stelle steht dabei das Alter. Es entscheidet über die passende Vorsorgeform. Für Arbeitnehmer ist wegen der staatlichen Förderung eine Riester-Rente und eine betriebliche Altersvorsorge zu empfehlen. Doch Vorsicht: Die meisten Riester-Verträge sind schlechte Produkte. Gute Angebote finden sich bei der Stiftung Warentest (www.test.de/altersvorsorge-rente/).