Los Angeles. Vom Shuttle zur Schnecke: Auf ihrer letzten Reise musste die US-Raumfähre „Endeavour“ etliche logistische Hürden überwinden und kam erst mit 17 Stunden Verspätung an ihrem Bestimmungsort, dem California Science Center in Los Angeles an. Ab 30. Oktober ist das Space Shuttle für Besucher zu sehen.

Verspätungen ist die „Endeavour“ gewohnt, nicht aber das Tempo, mit dem sie ihre letzte Mission zurücklegte: Umjubelt von über einer Million Fans quälte sich das ausgemusterte Shuttle im Schneckentempo von weniger als einer Meile (1,6 Kilometer) pro Stunde durch die Straßen von Los Angeles zum California Science Center, dem letzten Ziel seiner 20-jährigen Laufbahn. Für die 19 Kilometer benötigte es drei Tage, einen mehr als geplant.

Am Anfang ging alles wie minutiös geplant: Ohne größere Probleme schleppte ein Spezialtransporter die 78 Tonnen schwere Raumfähre durch die Straßen der kalifornischen Metropole. Zehntausende Menschen begleiteten die „Endeavour“ auf ihrem Weg ins Museum, sie feierten sie wie eine in die Jahre gekommene Diva. Vorsorglich waren entlang der Strecke zwischen dem internationalen Flughafen und dem Science Center rund 400 Bäume gefällt worden. Protestierende Anwohner wurden mit dem Versprechen beruhigt, es sollten mehr Setzlinge angepflanzt werden als Bäume abgeholzt wurden.

Raumfahrt„Die Mutter aller Paraden“

Vor allem auf dem letzten Teil der 19 Kilometer wurde es dann allerdings eng: Weitere Bäume mussten in letzter Minute gestutzt werden, Hauswände und Strommasten versperrten den Weg. Immer wieder musste die Raumfähre anhalten. Manchmal ging es um Zentimeter. Doch schließlich war es geschafft: Nach 185 Millionen Kilometern ins All und zurück waren am Sonntag schließlich auch die letzten 19 Kilometer geschafft. Erleichtert feierte Bürgermeister Antonio Villaraigosa die Kriechtour durch die Stadt als „Mutter aller Paraden“.

Der ehemalige Shuttle-Kommandant Mark Kelly, der die „Endeavour“ auf ihrem letzten Weg ins Museum begleitete, zeigte sich ebenfalls enthusiastisch. Er hoffe, das Shuttle werde auch in seiner neuen Mission Erfolg haben, sagte Kelly dem Sender CNN: „Vielleicht wird eines der Kids, das die ‘Endeavour’ im Space Center sieht, eines Tages den Planeten Mars betreten. Das wäre großartig.“

„Endeavour“ war auf 25 Missionen insgesamt 299 Tage im All

Die „Endeavour“ ist die jüngste Raumfähre der Shuttle-Flotte, sie rollte 1991 aus dem Montagewerk im kalifornischen Palmdale. Seit dem Jungfernflug im Mai 1992 war sie zu 25 Missionen insgesamt 299 Tage im All. Ende Mai vergangenen Jahres beendete die Raumfähre ihre letzte Mission zur Internationalen Raumstation ISS. Im September flog sie auf dem Rücken einer umgebauten Boeing 747 vom Weltraumbahnhof in Cape Canaveral in Florida nach Kalifornien.

Die US-Weltraumbehörde NASA hat das Shuttle-Programm im vergangenen Jahr nach drei Jahrzehnten eingestellt. Seitdem ist sie für den Transport von Astronauten zur ISS auf Russland angewiesen. Vier der insgesamt sechs US-Shuttle stehen nun als Souvenirs der Raumfahrtgeschichte in Los Angeles, New York, Washington sowie im Kennedy Space Center in Florida. Die beiden anderen wurden bei ihren Missionen zerstört: Die „Challenger“ explodierte 1986 kurz nach dem Start, die „Columbia“ brach 2003 beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auseinander. Keiner der Astronauten überlebte die Katastrophen.

Doch daran mochte am Sonntag niemand erinnern. Er sei froh und erleichtert, sagte der Chef des California Science Center, Jeff Rudolf, nach der glücklichen Ankunft seines neuen Stars. „Jetzt brauche ich erst einmal Schlaf - aber was für außergewöhnliche drei Tage“, strahlte Rudolf. (afp)