Frankfurt/Main. Auf der Frankfurter Buchmesse hat Rekordnationalspieler Lothar Matthäus seine Autobiografie “Ganz oder gar nicht“ vorgestellt. Dabei sei ihm wichtig, dass er sein falsches Bild in den deutschen Medien richtigstellen kann. Er strebe nicht in die Öffentlichkeit, er werde “von Kameras verfolgt“.

Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus fühlt sich in seiner Heimat unfair behandelt. "In Deutschland wird eine Meinung über mich verbreitet, die nicht dem entspricht, wie ich mich selbst sehe", sagte der 51-Jährige am Donnerstag auf der Frankfurter Buchmesse bei Präsentation seiner Autobiografie "Ganz oder gar nicht". Dass er im Ausland besser angesehen sei als in Deutschland "stimme aber nicht ganz". Nur würde in Deutschland die Presse dazu neigen, "mit bestimmten Berühmtheiten ihre Späße zu machen."

Den Eindruck, dass er mitunter auch in die Öffentlichkeit streben würde, wies Matthäus zurück. Er werde "von Kameras verfolgt". "Es ist nicht so, dass ich anrufe und sage, hey, ich bin heute Abend im Restaurant, lasst uns einen Film machen. Nein, da ruft der Kellner oder ein Gast an und sagt, der Lothar Matthäus sitzt in diesem Restaurant und schon wieder hat man nicht mehr seine Ruhe", sagte Matthäus. Andererseits könne er das gestiegene Interesse an seiner erfolgreichen Karriere verstehen.

Vom "geliebten Star" zum "Judas"

Zum Kapitel "Herz geht vor Gehirn" im Buch sagte er: "Ab und zu denke ich zu wenig nach und lasse meinen Gefühlen freien Lauf. Bei mir ist das Herz manchmal stärker als das Gehirn."

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Auch zu seiner Karriere nahm er Stellung: Sein Vater und sein Bruder hätten Fußball gespielt. Da der Vater den ganzen Tag hätte arbeiten müssen, habe er sich mit seinem vier Jahre älteren Bruder messen müssen. "Das hat mir später geholfen, schon in jungen Jahren mit altgedienten Profis zusammenzuspielen und mich durchzusetzen."

Er sei von Anfang an erfolgsorientiert gewesen. "Als Junge habe ich geweint, wenn ich verloren habe". Zum DFB-Pokalspiel zwischen Bayern München und Gladbach, das ihm wegen eines verschossenen Strafstoßes wegen seines schon feststehenden Wechsels zu den Bayern den Spitznahmen "Judas" einbrachte, sagte er: "Das war ein Fehlschuss von einem Spieler, der fünf Jahre lang für Gladbach alles gegeben hat." Es habe ihm weg getan, dass die Fans seine tolle Zeit in einer Sekunde vergessen haben. Er sei vom "geliebten Star" zum "Judas" geworden.

Fußballer im Rotlichtbezirk

Zu den im Buch beschriebenen "nächtlichen Touren" sagte Matthäus: "Natürlich sind im Fußballerleben auch Sachen passiert, wie im täglichen Leben bei normalen Leuten. Natürlich gehört da auch mal ein Abend dazu, wo man einen über den Durst trinkt. Vielleicht gehört auch mal ein Abend dazu, wo sich der eine oder andere Spieler im Rotlichtbezirk aufhält." Das sei aber eine andere Zeit gewesen, schränkte Matthäus ein. Er habe viel Geld verdient, aber auch "durch gescheiterte Ehen" viel wieder verloren.

Zu seinen guten alten Freunden zähle er Ex-Nationalspieler Andreas Brehme und auch den Trainer von Eintracht Frankfurt. "Schon allein wegen Armin Veh drücke ich der Eintracht die Daumen." (dapd)