Stockholm.. Mit der Bekanntgabe des Preisträgers für Medizin beginnt an diesem Montag in Stockholm die diesjährige Runde der Nobelpreise. Dabei wirkt sich erstmals die Euro-Krise auf den ruhmreichen und hoch dotierten Preis aus: Das Preisgeld - bis dato knapp eine Million Euro pro Preisträger - wurde gekürzt.

In den kommenden beiden Wochen werden die
Preisträger der Nobelpreise 2012 bekanntgegeben. Den Anfang macht an diesem Montag die Auszeichnung für Medizin. Über die Auszeichnungen, die auf den
Dynamit-Erfinder und Industriellen Alfred Nobel zurückgehen, entscheiden
Expertengremien aus Wissenschaft und Literatur in Schweden sowie beim
Friedensnobelpreis ein Ausschuss des norwegischen Parlaments.

Die schwedischen Institutionen bitten frühere Preisträger und
ausgewählte Professoren um Nominierungen. Für den Friedenspreis können auch
Mitglieder von Regierungen und Parlamenten aus aller Welt Vorschläge einreichen.
Nach dem Preis für Medizin am Montag folgt am Dienstag der für Physik, am
Mittwoch der für Chemie, am Donnerstag vermutlich der für Literatur und am
Freitag der Friedenspreis. Die Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften wird
am 15. Oktober bekannt gegeben.

Nobelpreis-Kommitee hat die Preisgelder gesenkt

Die festliche Verleihung findet traditionell am 10. Dezember
statt, dem Todestag des 1896 gestorbenen Stifters. Die Gewinner und eine
Begründung ihrer Wahl werden jeweils auf einer Pressekonferenz in Stockholm
bekannt gegeben und gleichzeitig per Kurier den Redaktionen internationaler
Nachrichtenagenturen in der schwedischen Hauptstadt übermittelt.

Nur der Friedensnobelpreis wird in Oslo bekannt gegeben und
verliehen. Es kommt selten vor, dass die Mitglieder der Nobelkomitees ihre
Entscheidung öffentlich erörtern. Jeder Nobelpreis war bislang mit zehn
Millionen Kronen (rund 980.000 Euro) dotiert. Das Preisgeld wurde in diesem Jahr
von der Nobelstiftung unter Hinweis auf die Finanzkrise allerdings um 20 Prozent
auf acht Millionen Schwedische Kronen gekürzt. Die Preisträger erhalten eine
Urkunde und eine Goldmedaille und werden zu einem festlichen Bankett
geladen.

Spekulationen um die Nobelpreisträger

Bei der Vorhersage der Nobelpreisträger ist es wie mit den Aktienkursen:
Experten scheinen da oft auch nicht viel besser zu liegen als Laien. Wenn also
einer erzählt, dass bestimmt das sogenannte Gottesteilchen beim Physiknobelpreis
in der kommenden Woche das große Thema sein werde, oder dass ein bestimmter
Schriftsteller jetzt aber sicher reif für den Literaturnobelpreis sei, dann
lohnt ein vorsichtiger Blick auf die Bilanz solcher Vorhersagen.

"Mein Topkandidat hat noch nie gewonnen und ich mache das jetzt das
vierte Jahr", gesteht der norwegischen Friedensforscher Kristian Harpviken. Er
ist einer der Prominentesten unter denjenigen, die es wagen, den Preisträger des
Friedensnobelpreises vorherzusagen.

Eine Woche vor der Bekanntgabe des Preises waren beim irischen
Wettbüro Paddy Power die Kurse für den US-Forscher Gene Sharp, die afghanische
Frauenrechtlerin Sima Samar und den tunesischen Blogger Lina Ben Mhenni am
niedrigsten. Sie alle waren Harpvikens Favoriten in den vergangenen Jahren. Die
jährlichen Spekulation über den nächsten Preisträger seien genau das, sagt
Harpviken, nämlich Spekulationen, die auf aktuellen Ereignissen, früheren
Preisträgern und persönlichen Präferenzen basierten.

Damit der Nobel-Preis nicht an den Falschen geht

Die Nobelpreiskomitees geben nur selten einen Hinweis, wer eine der
Auszeichnungen bekommen könnte. Die meiste Aufmerksamkeit erhalten jedes Jahr
noch der Friedens- und der Literaturnobelpreis. Bei ihnen ist es auch fast noch
am leichtesten zu ahnen, wer die Ehrung bekommt. Bei Chemie, Physik, Medizin und
Wirtschaft ist dies kaum möglich.

Das wäre es vielleicht, wenn sich die Preiskomitees weiter an den
Wunsch von Nobelpreisgründer Alfred Nobel halten würden, der erklärt hatte, es
sollten die größten Errungenschaften des vergangenen Jahres geehrt werden. Aber
die Statuten wurden inzwischen so geändert, dass Zeit bleibt, die Vergabe genau
zu überprüfen. Dass das notwendig ist, zeigte sich 1974. Damals wurde der Nobelpreis den britischen Radioastronomen Sir Martin
Ryle und Antony Hewish verliehen, letzterem für die Entdeckung der Pulsare, hoch
magnetischer Neutronensterne. Später wurde klar, dass eigentlich einer seiner
Graduiertenstudenten die Ehrung verdient hätte. (dapd)