Maastricht. . Seit dem 1. Mai können Ausländer in den niederländischen Coffeeshops kein Haschisch mehr kaufen. Das Geschäft der Straßendealer floriert seitdem. Doch einige Coffeeshop-Besitzer wehren sich gegen das Gesetz, das sie auf einen Schlag 90 Prozent ihrer Kunden gekostet hat.

„Cannabis, Marihuana, ich habe alles.“ Ein junger Mann preist an der Maas im niederländischen Maastricht seine Ware an. „Es läuft gut, wir verkaufen momentan viel“, sagt der Dealer, der sich Mohammed nennt. Hart verhandelt er über den Preis für fünf Gramm Cannabis, die er schließlich für 35 Euro verkauft. Mohammed profitiert wie viele Straßenhändler davon, dass Ausländer seit dem 1. Mai im Süden der Niederlande keine Drogen mehr in den Coffee-Shops kaufen dürfen.

Rund 20 Dealer buhlen deshalb entlang der Maas um Kundschaft. „Ich habe auch Kokain, Heroin, Ecstasy – was willst Du?“, fragt einer von ihnen auf einem grauen Motorroller, und steckt einem möglichen Kunden eine Karte mit seiner Telefonnummer zu. Bald dürfte das Geschäft für die Straßenhändler nicht nur in Maastricht, sondern im ganzen Land florieren. Gilt doch der so genannte Cannabis-Ausweis, den nur noch volljährige Niederländer bekommen, ab 1. Januar überall in den Niederlanden.

Drogentourismus geht weiter

Die Millionen Ausländer, die bisher jedes Jahr die 670 Coffee-Shops des Landes aufsuchten, werden damit vor die Tür gesetzt. Seit 1976 wurde auch bei ihnen der Kauf von maximal fünf Gramm Cannabis pro Person in den spezialisierten Coffee-Shops geduldet. Doch die niederländischen Behörden wollten Schluss machen mit den Staus vor den Coffee-Shops, dem Lärm und den Dealern auf der Straße.

Der Drogentourismus endete mit dem Coffee-Shop-Verbot für Ausländer aber nicht. „Ich verkaufe an Franzosen, Belgier, Deutsche, Spanier und auch Niederländer“, sagt Mohammed. Eine Studie der Universität Tilburg ergab, dass der illegale Drogenhandel durch das Verbot „deutlich“ zugenommen hat. Allerdings räumen Experten ein, dass weniger Dealer rund um die Coffee-Shops unterwegs sind. Es gebe nun weniger Adressen, wo Cannabis gekauft werden kann und auch Nummern von Dealern, die nach Hause liefern.

90 Prozent der Kunden verloren

Doch nicht alle Coffee-Shop-Besitzer folgen dem Verbot. So ist das „Easy Going“, einer von 14 Coffee-Shops in Maastricht, geschlossen. Sein Besitzer Marc Josemans, wehrt sich damit gegen die Diskriminierung der Ausländer. „Wir haben fast neunzig Prozent unserer Kunden verloren“, sagt er. 600 Coffee-Shop-Angestellte im Süden säßen dadurch auf der Straße. Sogar die Einheimischen mieden die traditionsreichen Einrichtungen, denn sie wollten sich nicht als „Mitglieder“ registrieren lassen.

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Die Cannabis-Konsumenten, die ihren Ausweis bei der Stadtverwaltung bekommen, fürchten den Missbrauch ihrer Daten. „Die Daten werden nicht weitergegeben“, versichert dagegen der Sprecher der Stadtverwaltung, Gert-Jan Bos. Er findet den Cannabis-Ausweis gut, auch wenn es für eine abschließende Beurteilung noch zu früh sei. Statt der 10 000 Besucher, die jeden Tag nur wegen der Drogen nach Maastricht gekommen seien, reisten jetzt nur noch rund hundert an. Auch die Dealer seien weniger geworden, allerdings „sichtbarer und aggressiver“.

Cannabis als Wahlkampfthema

Vor der Parlamentswahl am vergangenen Mittwoch hatten Anhänger des freien Haschisch-Konsums gehofft, dass die landesweite Einführung der Cannabis-Karte gestoppt würde. Mit einem „Cannabus“ tourten Aktivisten durch das Land, um die Bevölkerung zur Wahl der „richtigen Parteien“ aufzufordern. Von den großen Parteien hatte die sozialdemokratische Arbeitspartei angekündigt, das Projekt zu stoppen. Bei der Wahl unterlag die PvdA knapp den Rechtsliberalen von Ministerpräsident Mark Rutte, beide verhandeln nun über eine Koalition.

Im „Stone’s Café“ in Amsterdam spricht ohnehin „niemand über Politik“, wie die Angestellte Myra noch kurz vor der Wahl feststellte: „Die sind alle im Rausch.“