Berlin. . Schon jetzt kam das Buch von Bettina Wulff auf den Markt. Eine öffentliche Abrechnung mit ihrem Leben.

„Mir ist es nicht egal, wie andere über mich denken.“ Bettina Wulff hat ihre Sicht der Dinge aufgeschrieben – in ihrem Buch „Jenseits des Protokolls“ redet die ehemalige „First Lady“ sehr offen über ihre Zeit als Präsidentengattin.

In den Wochen vor dem Rücktritt am 17. Februar verspürt Bettina Wulff „Fluchttendenzen“, will sich „einfach nur wegbeamen“. Am Tag des Rücktritts ist sie genervt. Sie hätte es anders gemacht. Kürzer, weniger Worte. „Ich war es einfach leid.“ Und sie hadert mit ihrer Rolle: „Warum sollte ich mich da mit hinstellen?“ Ganz bewusst habe sie ein Stück weit entfernt von ihrem Mann gestanden. Sie will zeigen: „Ich bin eine eigenständige, selbstständige Frau.“

Das ganze Buch klingt so. Es ist eine kühle Abrechnung mit dem Leben als Präsidentengattin und eine unverhohlene Bewerbung für neue Aufgaben. Offen erzählt die 38-Jährige von ihrem Weg aus Hannover ins Schloss Bellevue – und wieder zurück nach Großburgwedel. Sie spart nichts aus: Tattoo, Hauskredit, das Rotlicht-Gerede. Die Gerüchte „zu einem angeblich bewegten Vorleben“ tauchen sogar auf dem Buchdeckel auf.

„Lady Viktoria“ „Chateau Osnabrück“

„Mein Pseudonym lautet also angeblich Lady Viktoria“, schreibt Wulff, „und meine Wirkungsstätte soll ein Etablissement namens Chateau Osnabrück gewesen sein.“ Sie beklagt die Hartnäckigkeit der Medien auf der Suche nach einem Skandal: „Man kann gar nicht so viel essen, wie man kotzen möchte.“

Als Präsidentenpaar hatten die Wulffs beschlossen, über das Gerede zu schwiegen. „Es hätte dem anonymen Rufmord eine viel zu große Aufmerksamkeit eingeräumt.“

Nach dem Rücktritt sucht Bettina Wulff einen Verlag für ihr Buch. Die ersten Zeitungen berichten am 1. April darüber. Das Buch sollte erst im November erscheinen, doch die ersten Buchhändler legten es bereits am Wochenende an die Kasse. „Das war so nicht gedacht. In Berlin ist irgendwas schief gelaufen“, heißt es beim Verlag. Ein Satz, der gut zu den Wulffs passt. Sei’s drum: Noch nie musste eine Bundespräsidenten-Frau so sehr um ihren Ruf kämpfen – bis zur Klage gegen „Google“.

Beziehungsleben blieb "so gut wie af der Strecke"

Co-Autorin Nicole Maibaum hat bereits mit Maschmeyer-Freundin Veronica Ferres ein Buch gemacht und vor Jahren einen Ratgeber geschrieben: „25 Wege sich an seinem Ex zu rächen.“ Und, blöder Zufall: Bei Wulffs Münchener Riva-Verlag erscheint in diesem Herbst gleichzeitig die Lebensbeichte eines Puff-Besitzers.

Bettina Wulff macht ihr Buch zu einer öffentlichen Paaranalyse. Locker plaudert sie über die schüchterne Anmache des damaligen Ministerpräsidenten. Es sei „seltsam, sich jetzt, nach all dem Geschehenen (...) an die Zeit der großen Verliebtheit zu erinnern“.

Die Beziehung der beiden leidet vom ersten Tag an. Der Termindruck, der Umzug, das Protokoll. „Ich war körperlich am Ende, einfach matt und ausgelaugt.“ Christian Wulff war so beschäftigt, „dass er nicht realisierte, wie es mir ging“. Das Beziehungsleben blieb „so gut wie auf der Strecke“.

Angst, das Leben zu verpassen

Alles ist neu – und fremd: Die ungemütliche Dienstvilla, die lauschenden Bodygards im Hotelzimmer nebenan. Wulff beschreibt das alles sachlich, mitunter unterhaltsam, vor allem wenn es indiskret wird. Über Angela Merkel dachte sie erst, „die geht zum Lachen sicher in den Keller“. Dann essen sie zusammen Abendbrot.

Die junge Präsidenten-Frau hat Angst, ihr Leben zu verpassen. Ihr Körper rebelliert. Sie bekommt Magenschmerzen, Übelkeit, hat Angst, magersüchtig zu werden. Ihr Mann tröstet sie: „Jetzt machen wir das erst einmal fünf Jahre und dann schauen wir, was passiert.“

Erst nach dem Rücktritt habe er gelernt, über seine Gefühle zu sprechen. „Ich werfe es Christian auch manchmal vor, dass er mich in diese Rolle hineingedrängt hat.“ Eine Krise? Bettina Wulff fordert von ihrem Mann, dass er sich jetzt mehr für die Familie einsetzt. „Es ist eine Chance, die sich ihm bietet.“ Am Ende lobt sie ihn: „Christian“ sei ein besserer Vater, „seit er nicht mehr Bundespräsident ist“.