München. Eine neue Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Senioren bis zum Alter von 75 Jahren körperliche Schwächen hervorragend durch ihre Erfahrung ausgleichen können. Danach allerdings häufen sich die Fahrfehler in der Altersgruppe - und die Zahl der Todesopfer.

Ab dem 75. Lebensjahr steigt nach einer Studie die Unfallhäufigkeit im Straßenverkehr deutlich an. Ursache für Unfälle in dieser Altersgruppe sei häufig, "dass ältere Menschen in komplexen Situationen schneller den Überblick verlieren", erklärte der Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik (AZT), Christoph Lauterwasser, am Montag in München. Nach einer vom AZT und dem Europäischen Verkehrssicherheitsrat erstellten Untersuchung bleibt die Unfallhäufigkeit bei Senioren ab 65 Jahren erst einmal stabil. Nach Erreichen des 75. Lebensjahrs steige sie dann "überproportial" an.

Zuerst noch deutlich unter dem Niveau der ganz jungen Fahrer

Der Untersuchung zufolge kompensierten ältere Menschen zunehmende körperliche Schwächen zunächst mit der großen Erfahrung am Steuer oder einer vorsichtigen Fahrweise. Deshalb bleibe die Anzahl der verursachten Unfälle bei älteren zunächst deutlich unter dem Niveau der ganz jungen Fahrer. Ab 75 Jahren häuftgen sich Fahrfehler dann merklich.

Ein frühzeitiger Verzicht auf das eigene Auto würde das Problem nach Angaben der Forscher des Müncher Versicherungskonzerns allerdings nur teilweise lösen: Denn auch als Fußgänger oder Fahrradfahrer sind Senioren demnach stärker gefährdet. So seien Zweidrittel der Unfalltoten in dieser Altersgruppe nicht Unfallverursacher, sondern Opfer. Bei jüngeren Verkehrsteilnehmern sei dieses Verhältnis umgekehrt.

Anpassung der Infrasturktur gefordert

In der Studie empfehlen die Experten vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zu einer immer älter werdenden Bevölkerung eine seniorengerechte Anpassung der Verkehrsinfrastruktur. Das gelte dabei nicht nur in Deutschland, sondern auch in den weltweit wachsenden, verkehrsreichen Megastädten.

Zur Verbesserung empfehlen die Experten unter anderem kleine Maßnahmen wie längere seniorengerechte Ampelphasen oder mehr Sitz- und Rastgelegenheiten. Aber auch die Entwicklung innovativer technischer Hilfssysteme für Autofahrer - sogenannte Fahrer-Assistenz-Systeme - werde vom AZT unterstützt. Obligatorische Gesundheitstests oder befristete Führerscheine lehnten die Experten dagegen ab. Alter an sich sei noch kein Grund, "das Führerscheinrecht einzuschränken", erklärte Lauterwasser. (afp)