New York. . Bei einem Raubüberfall auf einen Kiosk in New York ist eines der Raubopfer durch die Kugel eines Polizisten erschossen worden. Der Fall ereignete sich im Stadtteil Bronx und stellt die New Yorker Polizei in punkto Schusswaffengebrauch erneut in ein schlechtes Licht.
Raymond Kelly hat in diesen Tagen viel über die Polizei von New York zu erklären. Erst die fragwürdige Erschießung eines psychisch Gestörten vor den Augen Dutzender Handykamera-Filmer auf dem Times Square. Dann der unkontrollierte Schusswechsel vor dem von Touristen überlaufenen Empire State Building, bei dem unbeteiligte Passanten getroffen wurden. Und jetzt das: Ein Kiosk-Angestellter flieht in Panik vor drei bewaffneten Räubern – und stirbt durch eine Polizeikugel direkt vor seinem Laden.
„Es ist tragisch, dass Reynaldo Cuevas tot ist“, sagte der Polizeichef nach dem jüngsten Zwischenfall, „aber ich kann kein dienstliches Fehlverhalten erkennen.“ Wer sich das Video ansieht, das die New Yorker Polizei ins Internet gestellt hat, dem nimmt die Tragik die Worte.
Cuevas, vor ein paar Monaten aus der Dominikanischen Republik nach New York gekommen, um im Tante Emma-Laden seines Onkels Geld zu verdienen für seine dreijährige Tochter daheim, wollte am vergangenen Freitag nach langer Schicht das kleine Geschäft im Stadtteil Bronx abschließen. In dem Augenblick stürmten drei teilweise maskierte Räuber herein, zwangen ihn und Onkel Felix Mora mit Pistolenhieben auf den Boden und stahlen Geld, Zigaretten sowie Lotterielose. Ein Passant sah von draußen durch die Scheibe, was vor sich ging und alarmierte die Notfall-Nummer 911. Binnen weniger Minuten waren vier Polizisten vor Ort.
Schuss löste sich aus Polizeipistole
Während die Räuber durch einen Hintereingang zu fliehen versuchten, sahen Mora und Cuevas die Chance zur Flucht. Erst stürmte der Onkel durch den Haupteingang nach draußen. Ein Polizist mit gezogener Waffe reagierte nervös, ließ den Mann aber unbehelligt. Im nächsten Augenblick sprang Cuevas durch die Tür und wollte sich in Sicherheit bringen. Er prallte mit dem Officer zusammen, stolperte, im Fallen löste sich ein Schuss und traf den jungen Mann von hinten in die linke Schulter. Wenig später starb der junge Einwanderer im St. Barnabas-Krankenhaus. Die Kugel hatte die Lunge und lebenswichtige Gefäße zerfetzt.
Polizeisprecher Paul Browne sagte, Cuevas sei auf den Kollegen zugestürmt. Was klang wie: Pech gehabt. Cuevas Angehörige sind entsetzt. „Er hat hier jeden Tag zehn Stunden hart gearbeitet und sich nie etwas zu Schulden kommen lassen“, berichtete seine Mutter Ana der „New York Times“. Sie will ihren Sohn in Santo Domingo beerdigen lassen. Neben seinem Vater. Er war vor zwei Jahren erschossen worden, als er sich gegen Diebe wehrte, die seine Halskette stehlen wollten.