Berlin. . Kunden von Banken wünschen sich in der Finanzkrise mehr Transparenz und Nachhaltigkeit.Ethisch-ökologische Kreditinstitute verzeichnen regen Zulauf. Das müssen Sie wissen:

Hohe Dispozinsen, schlechte Beratung, zweifelhafte Spekulationen – seit der Finanzkrise vergeht kaum mehr ein Tag, an dem die großen Geschäftsbanken nicht in die Schlagzeilen geraten. Das Vertrauen der Kunden in die Geldhäuser hat enorm gelitten. Viele Verbraucher wünschen sich mehr Transparenz und Nachhaltigkeit bei ihren Bankgeschäften – und tragen ihr Geld lieber zu ethisch-ökologischen Kreditinstituten.

Knapp fünf Billionen Euro haben die Deutschen laut Bundesbank insgesamt gespart. Jene 57 Milliarden Euro, die davon in nachhaltigen Geldanlagen stecken, sind da zwar noch nicht mehr als ein Anfang. Doch der Trend geht klar in Richtung „Social Banking“. Laut Fachverband „Forum nachhaltige Geldanlagen“ verzeichnen sozial-ökologische Kreditinstitute im deutschsprachigen Raum ein Wachstum von bis zu 30 Prozent im Jahr.

Wer eine Bank sucht, die Spekulationen mit Nahrungsmitteln meidet und Atom- oder Rüstungsgeschäfte ablehnt, kann sich in Deutschland mittlerweile an eine Reihe von alternativen Instituten wenden: Die GLS Gemeinschaftsbank, die Ethikbank, die Umweltbank, die Triodos Bank und Oikocredit offerieren Geldanlagen, die ganz oder teilweise nach ökologischen oder ethischen Kriterien investieren. Auch eine Reihe von kirchlichen Banken zählt dazu, sie schränken ihren Kundenkreis aber bisweilen ein.

Die Banken fürs gute Gewissen arbeiten mit Negativ-Kriterien. Sie schließen zum Beispiel die Zusammenarbeit mit der Rüstungsindustrie und Kinderarbeit aus. Die Institute machen transparent, wie viel Geld welches Unternehmen für welche Investition bekommt. Doch jede Bank hat einen eigenen Fokus, spezielle Stärken und Schwächen, die es bei der Auswahl eines geeigneten Instituts zu beachten gilt.

GLS Bank

Größter Anbieter am Markt ist hierzulande die schon in den siebziger Jahren gegründete GLS Bank aus Bochum. Die „Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken“ ist eine echte Universalbank und bietet Giro-, Tagesgeld- und Sparkonten. Als einzige Alternativbank hat sie zudem ein kleines Netz von sieben Filialen. Verbraucher, die Wert auf eine persönliche Betreuung legen, könnten deshalb je nach Wohnort mit der GLS Bank gut beraten sein.

Ethikbank

Die Ethikbank, eine Tochtergesellschaft der Thüringer Volksbank Eisenberg und seit 2002 am Markt, hat neben ethisch-sozial-ökologischen Bankprodukten den einzigen grünen Riester-Banksparplan im Angebot. Hier lässt sich also mit gutem Gewissen fürs Alter sparen. GLS Bank und Ethikbank bieten ihren Kunden zudem die Möglichkeit, mit einem Förderkonto einen Teil der ersparten Zinsen für einen guten Zweck zu spenden. So kann man zum Beispiel einen Viertel Prozentpunkt seiner Tagesgelderlöse an eine Frauenschule in Afghanistan abgeben.

Triodos Bank

Die Triodos Bank ist die erste europäische und auch die umsatzstärkste Alternativbank. Ende 2009 ist das Institut in Deutschland an den Start gegangen. Bisher kann man aber nur Geld anlegen und Wertpapiere kaufen – Girokonten soll es ab Ende des Jahres geben.

Umweltbank und Oikocredit

Die Nürnberger Umweltbank (seit 1997) ist eine Direktbank. Sie kommt aus der Umwelt- und Friedensbewegung und konzentriert sich auf die Finanzierung von Umweltprojekten. Die Genossenschaft Oikocredit (Slogan: „In Menschen investieren“) hat einen ökumenischen Hintergrund. Hier kaufen Anleger verzinste Genossenschaftsanteile. Das eingesammelte Kapital wird dann in armen Ländern über lokale Kooperationspartner als Mikrokredite verteilt.

Auch wenn die Institute oft niedrigere Zinsen als klassische Banken zu bieten haben – das Vorurteil „gutes Gewissen, schlechte Rendite“ gilt nicht zwingend, wie die Verbraucherzentrale NRW feststellt. Es gibt auch Alternativbanken, die eine bessere Rendite als der Marktdurchschnitt zahlen. Ein Vergleich lohnt sich. Die Kundeneinlagen sind bei den ethischen Geldhäusern wie bei jedem anderen Kreditinstitut durch die gesetzliche und teilweise durch eine ergänzende Einlagensicherung geschützt.

Checkliste Attac

Wer nicht auf eine Bankfiliale verzichten will, ist nach Einschätzung des globalisierungskritischen Netzwerks Attac am besten bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken aufgehoben. Denn diese seien immerhin „mehr“ am Gemeinwohl orientiert als die großen Privatbanken. Attac empfiehlt allerdings, das jeweilige Institut der Wahl genau unter die Lupe zu nehmen, da sich die Geschäftspolitik von Bank zu Bank stark unterscheiden kann.