Paris. . In Südfrankreich haben Hunderte Feuerwehrleute die Flammen gestoppt. Die Feuerwalze hat ganze Landstriche niedergebrannt. Verursacht haben soll die Brände ein Jugendlicher, der die Tat am Montag gestand. Bereits im Juli hatten die Wälder gebrannt - der Täter: vermutlich derselbe.
Lucien Gervasone steht fassungslos vor den Ruinen seines abgebrannten Bauernhofs. Gegen die mächtige Feuerwalze hatte der Landwirt aus dem südfranzösischen Orgon nicht den Hauch einer Chance. „Es ging alles so schnell“, stammelt der Niedergeschlagene dem Reporter eines Nachrichtensenders ins Mikrofon.
Die Bilanz der schlimmen Feuersbrunst: Mehrere Häuser und Autos gehen in Flammen auf, ein Dutzend Feuerwehrleute werden verletzt, über 500 Hektar Wald und Ackerland zerstört. „Es ist der schlimmste Waldbrand in diesem Jahr im französischen Südosten“, sagt der Präfekt der beliebten Urlaubsregion Bouches-du-Rhône, Hugues Parant.
Fast 1000 Hektar stehen in Flammen
Das Feuer bricht am Sonntagmorgen gegen 2.30 Uhr aus. Die seit Tagen anhaltende Trockenheit und die große Hitze, das dichte Buschwerk und der kräftig wehende Mistral verleihen ihm reichlich Nahrung und bedrohliche Kraft. Die brausende Feuerwalze rast über Ackerflächen und Wiesen, springt über Leitplanken und Departementsstraßen, durchzieht Pinienwälder und überwindet sogar die Gebirgskämme der Alpillen.
Ein Gebiet von fast tausend Hektar steht in Flammen. Es ist eine Katastrophe, die monströse Bilder schafft: Denn der Qualm vereinigt sich zu einer riesigen schwarzen Rauchwolke, die selbst aus Dutzenden Kilometer Entfernung noch sichtbar ist. Ein Teil der Aschewolke geht sogar im siebzig Kilometer entfernten Marseille nieder.
Zelte mussten geräumt werden
Lamanon, die Nachbargemeinde von Orgon, wird ebenfalls in Alarmbereitschaft versetzt. Die Bewohner weit entlegener Gehöfte müssen sicherheitshalber evakuiert werden. Auch die 70 Bewohner eines Campingplatzes verbringen eine kurze Nacht. Sie werden um 2.30 Uhr aufgefordert, Zelte und Campingwagen zu verlassen und in eine zur Notunterkunft umfunktionierte Turnhalle umzuziehen. „Ein Alptraum“, sagt Yves, einer der Camper.
Waldbrände in Südeuropa
Fast tausend Feuerwehrleute hat der Krisenstab am Sonntag und Montag im Katastrophengebiet zusammengezogen. Sogar aus der entfernten Auvergne eilen Löschtrupps herbei. Dutzend Männer eines Löschzugs aus dem Département Drôme werden beim Einsatz leicht verletzt.
Pausenlos steigen Hubschrauber und Löschflugzeuge vom Typ „Canadair“ auf, die ihre riesigen Wassertanks unaufhörlich über dem Flammenmeer entladen. Am Nachmittag gegen 17.30 Uhr schließlich meldet der Präfekt den ersten Erfolg. „Wir haben das Feuer gestoppt“, sagt Hugues Parant.
Für eine Entwarnung ist es trotzdem noch viel zu früh. Auch am Montagmorgen entdecken Feuerwehrleute in der rußgeschwärzten Landschaft überall kleine Feuerstellen, die gefährlich vor sich hinlodern und unschädlich gemacht werden müssen. „Wir bleiben wachsam“, sagt der Präfekt. Seine große Sorge: Der wiedererstarkte Mistral könnte das Feuer aufs Neue entfachen.
Bereits im Juli Wald zerstört
Bei der Suche nach dem Brandstifter kommen die Fahnder schnell voran. Schon am Sonntagnachmittag nehmen sie einen Tatverdächtigen fest. Im Laufe des Montags heißt es, er habe die verhängnisvolle Brandstiftung gestanden.
Der Regionalzeitung „La Provence“ zufolge soll Staatsanwalt von Tarascon, Christian Pasta, bestätigt haben, dass es sich bei dem Festgenommenen um einen Jugendlichen aus dem Dorf handelt, womöglich sogar um den Sohn des Bürgermeisters von Orgon. Der Tatverdächtige befinde sich in Polizeigewahrsam und werde von Gendarmen aus Orgon vernommen. Dem Vernehmen nach soll er geständig sein.
Französische Medien geben sein Alter mal mit 14, mal mit 15 Jahren an. Offenbar haben es die Fahnder mit demselben Brandstifter zu tun, der bereits Ende Juli mehrere Feuer gelegt hatte und damals festgenommen wurde. Damals blieb der Schaden vergleichsweise gering. Als das Feuer gelöscht war, waren 14 Hektar Wald zerstört.
