Erfurt. Im Prozess des Betrugsskandals beim TV-Kinderkanal Kika hat das Gericht eine sechsjährige Haftstrafe verhängt. In dem Prozess ging es um mehrere Fälle von Untreue und Bestechlichkeit - mit einem Millionen-Schaden. Das veruntreute Geld habe dabei zur Finanzierung einer Spielsucht gedient.

Unter anderem wegen Untreue ist der ehemalige Herstellungsleiter des Kinderkanals (Kika), Marco K., zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. In das am Montag vor dem Erfurter Landgericht gefällte Urteil ist die Strafe aus einem früheren Urteil eingerechnet. Der gleichfalls angeklagte Geschäftsführer und Gesellschafter einer Produktionsfirma, Klaus-Peter E., wurde zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Der Prozess hatte mit Geständnissen der beiden Angeklagten am Montag in Erfurt der dritte Prozess im Betrugsskandal beim Kinderkanal (Kika) begonnen. Damit erfüllten die beiden Angeklagten vor dem Landgericht Erfurt zugleich einen Teil der zuvor getroffenen Absprachen zwischen allen Verfahrensbeteiligten.

Angeklagt sind der ehemalige Kika-Herstellungsleiter, Marco K., sowie der Geschäftsführer und Gesellschafter einer Produktionsfirma, Klaus-Peter E. Beiden werden mehrere Fälle von Untreue und Bestechlichkeit sowie Beihilfe zu Untreue und Bestechung vorgeworfen. Dabei sollen die beiden Angeklagten zwischen 2002 und 2010 den Sender um insgesamt 8,2 Millionen Euro betrogen haben

Mit Geldern wollte Marco K. Schulden begleichen und seine Spielsucht finanzieren

Die Absprache sieht vor, dass beide die ihnen zur Last gelegten Taten einräumen. Vor Gericht wiederholte Marco K., dass sein System der Rechnungsstellung auf falschen und gefälschten Angaben beruht habe. Damit habe er seine Schulden begleichen und zudem seine Spielsucht finanzieren wollen.

Darüber hinaus glich er mit dem Geld Finanzierungslücken bei Produktionen aus, etwa bei der Sendung "Bernd, das Brot", wie er weiter sagte. Dieses Vorgehen sei jedoch erst durch die fehlende effiziente Überwachung beim Sender ermöglicht worden.

Klaus-Peter E. entschuldigte sich für seine Taten. Irgendwann sei dieses Handeln Normalität geworden, sagte er. Die Absprachen dazu seien stets in persönlicher Atmosphäre erfolgt - etwa beim Besuch von Fußballspielen.

Staatsanwaltschaft fordert sechseinhalbjährige Haftstrafe für Marco K.

Die Staatsanwaltschaft Erfurt hat für den ehemaligen Herstellungsleiter des Kinderkanals, Marco K. eine sechseinhalbjährige Haftstrafe gefordert. In die Strafe ist die in einem früheren Verfahren wegen ähnlicher Vergehen erlassene mehrjährige Haftstrafe eingerechnet.

Für Klaus-Peter E. forderte die Anklagebehörde eine zweijährige Haftstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt werden soll. In beiden Fällen hatte die Verteidigung auf ein etwas geringeres Strafmaß plädiert.(dapd)