Berlin. Neuer Unfall bei der krisengeschüttelten Berliner S-Bahn: Ein Zug fuhr am Donnerstagmorgen gegen einen umgestürzten Baum. Laut Betreiber erlitt der Fahrer einen Schock, die Fahrgäste blieben unverletzt. Unterdessen ist weiter unklar, warum eine Berliner S-Bahn am Dienstag sogar entgleiste.
In Berlin hat es erneut einen S-Bahn-Unfall gegeben. Wie ein Sprecher der Bundespolizei mitteilte, fuhr ein S-Bahn-Zug der Linie 7 am Donnerstagmorgen auf der Strecke zwischen Westkreuz und Grunewald gegen einen umgestürzten Baum. Der Fahrer habe einen Schock erlitten, sagte ein Bahnsprecher. Weitere Verletzte gebe es nicht. Der Unfall ereignete sich den Angaben zufolge gegen 10.40 Uhr. Einsatzkräfte von Feuerwehr sowie Bundes- und Landespolizei befinden sich zurzeit noch am Unfallort.
Zweiter S-Bahn-Unfall innerhalb von zwei Tagen
Es ist der zweite Unfall bei der Berliner S-Bahn in dieser Woche: Erst am Dienstag war im Stadtteil Reinickendorf eine S-Bahn entgleist - die Ursache ist noch unklar. Der Betreiber wies am Mittwoch Spekulationen zurück, wonach eine gebrochene Achse oder eine stillgelegte Weiche zu dem Unfall geführt haben könnte. Das sei "hanebüchener Unsinn", sagte S-Bahn-Geschäftsführer Peter Buchner.
Sämtliche Radsätze der Berliner S-Bahnflotte seien inzwischen ausgetauscht und unterlägen einer umfassenden regelmäßigen Überprüfung, so Buchner weiter. Ebenso sei die Behauptung falsch, dass eine sogenannte tote Weiche zum Unfall geführt habe. Zugleich verwies Buchner auf die Zuständigkeit der Untersuchungsbehörden. Ein abschließendes Ergebnis läge noch nicht vor.
Fahrgast-Initiative hält Achs- oder Radbruch für die Ursache
Nach Ansicht der Fahrgast-Initiative "S-Bahn-Tisch" deuten dagegen alle Indizien auf einen Achs- oder Radbruch als Unfallursache hin. Sie beruft sich auf vertrauliche Kreise aus dem Unternehmen sowie auf die Aussage eines Anwohners, wonach der S-Bahnzug beim Vorbeifahren an seinem Grundstück massiv "gerappelt" habe.
Zuvor hatte der Leiter des Fachgebietes "Schienenverkehr" an der Technischen Universität Berlin, Markus Hecht, die Vermutung geäußert, eine stillgelegte Weiche könnte Ursache für den Unfall sein. Solche Weichen seien üblicherweise verschlossen. "Die muss schon in einem ganz, ganz schlechtem Zustand gewesen sein, dass der Verschluss nicht gewirkt hat", sagte Hecht dem Sender Radioeins vom RBB.
Hecht bezeichnete es als großes Glück, "dass sehr, sehr wenige Leute mit dieser S-Bahn mitgefahren sind". In der Bahn saßen rund 50 Fahrgäste, fünf von ihnen wurden bei dem Unglück verletzt. Der Fahrer erlitt einen Schock.
Die Berliner S-Bahn kämpft seit Jahren mit technischen Problemen
Nach Informationen des "Tagesspiegels" (Donnerstagausgabe) soll menschliches Versagen den Unfall verursacht haben. Ein Mitarbeiter im Stellwerk habe eine Weiche zu früh umgestellt, sodass vier der sechs Wagen auf das falsche Gleis geschickt worden seien. Das Eisenbahn-Bundesamt teilte demnach mit, dass sich die Ermittlungen auf die betrieblichen Abläufe im Stellwerk konzentrierten.
Die Hauptstadt-S-Bahn kämpft seit Jahren mit technischen Problemen. Seit Mai 2009 erfolgt der Betrieb mit Einschränkungen. Seither ist die Krise des zur Deutschen Bahn gehörenden Unternehmens ein Dauerthema in der Stadt. Dennoch sind die rot-gelben Züge der S-Bahn ein wichtiges Verkehrsmittel. Befördert werden nach Unternehmensangaben an Werktagen bis zu 1,3 Millionen Fahrgäste. (dapd)