Berlin. . Die meisten Deutschen wünschen sich, wenn sie alt und krank sind, von nahestehenden Menschen versorgt zu werden. Gleichzeitig wollen sie niemandem zur Last fallen. Dies hat eine Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des Deutschen Hospizverbandes ergeben.

Die Mehrheit der Deutschen hofft am Lebensende nach wie vor auf Hilfe durch nahestehende Menschen: In einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des Deutschen Hospizverbandes glauben 90 Prozent der Befragten, dass sich jemand um sie kümmert, wenn sie krank sind – aus der Familie, der Nachbarschaft oder dem Freundeskreis. Auch bei den Alleinstehenden sind es kaum weniger.

Bestünde langfristiger Pflegebedarf, setzen immerhin noch mehr als zwei von drei Deutschen auf ihre Nächsten. Dies kann zu Konflikten und Enttäuschungen führen: Häusliche Pflege ist anstrengend. Besonders Schwerstkranke und Sterbende brauchen ein hohes Maß an Versorgung – ohne professionelle Unterstützung sind Angehörige oft überfordert.

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Viele Ältere befinden sich jedoch in einem Dilemma: „Ich lebe allein, ich möchte eines Tages zu Hause sterben. Aber ich möchte niemandem zur Last fallen.“

Die Hausärzte sind die Anlaufstelle Nummer eins

Für den Hospizverband lässt sich der Widerspruch nur durch ein besseres Netzwerk aus ehrenamtlichen und professionellen Helfern lösen. „Kein alter Mensch sollte in eine Situation des Sich-überflüssig-Fühlens gedrängt werden“, mahnt Herta Däubler-Gmelin, ehemalige SPD-Justizministerin und Schirmherrin des Verbandes, mit Blick auf die aktuelle Diskussion über die Sterbehilfe. Der Deutsche Hospizverband lehnt Sterbehilfe als Beihilfe zur Selbsttötung ab. Ein Gesetzentwurf aus dem FDP-geführten Justizministerium sieht vor, gewerbliche Sterbehilfe zu verbieten, die Beihilfe zur Selbsttötung durch nahestehende Personen aber straffrei zu halten.

Der Hospizverband fordert, die ambulante Versorgung von Schwerstkranken und Sterbenden zu verbessern. Jeder müsse „begleitet, betreut und ohne Schmerzen“ seine letzte Lebensphase erleben können, so Däubler-Gmelin. Oft scheitert das jedoch schon an mangelnder Information: Laut Umfrage weiß nur jeder Zehnte, dass eine ambulante oder stationäre Hospizbetreuung für den Patienten kostenlos ist. Die Leistung erbringen Krankenkassen und ehrenamtliche Mitarbeiter der Hospizbewegung.

Eine wichtige Stellschraube zur Verbesserung der Lage von Sterbenden sind die Hausärzte: Sie sind Anlaufstelle Nummer eins für Patienten und Angehörige. Jedoch: „Für eine solide Beratung braucht ein Hausarzt Zeit, die er aber in der Regel nicht hat“, so der Hospizverband.