Frankfurt/Main. Weil Michael Phelps’ Werbe-Fotos für ein französisches Luxus-Label zu früh nach den Olympischen Spielen öffentlich geworden sind, droht dem US-Schwimmer möglicherweise die Aberkennung seiner Londoner Medaillen. Dann wäre Phelps nicht mehr der höstdekorierte Olympia-Athlet aller Zeiten.

Michael Phelps hat die Badehose gegen einen eleganten schwarzen Anzug und Krawatte getauscht. Der 27-Jährige unterhält sich mit der 50 Jahre älteren, früheren Kunstturnerin Larissa Latynina. Die Szene entspringt der neuen Werbung eines französischen Luxuslabels. Das Problem ist: Phelps könnte die Kampagne im schlimmsten Fall seine sechs Olympia-Medaillen von London kosten und den Status als meist dekorierter Athlet in der Geschichte der Spiele.

Denn einige Fotos sind im Internet zu früh in Umlauf geraten und haben eine Regel des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) verletzt. Vom IOC war am Sonntag niemand zu einer Stellungnahme zu erreichen. Manager Peter Carlisle beteuerte die Unschuld von Phelps. "Michael hat die Regel nicht verletzt. Alles was zählt, ist, ob der Athlet dieser Nutzung zugestimmt hat. Und Michael hat diese Bilder nicht freigegeben", wird Carlisle in der "Welt am Sonntag" zitiert.

Das Vergehen betrifft die Regel 40 der olympischen Charta, mit der das IOC seine Top-Sponsoren schützt. Während Olympia sowie kurz vor und nach den Spielen ist es den Sportlern verboten, ihre eigenen Sponsoren oder Marken zu präsentieren.

Deibler will kein Nutznießer sein

Sollte Phelps tatsächlich seine Medaillen von London zurückgeben müssen, käme er nur noch auf 16 Mal Edelmetall. Davon profitieren würde ausgerechnet Latynina, die insgesamt 18 Medaillen bei Olympia gewonnen hat. Nutznießer wäre auch der Deutsche Schwimm-Verband (DSV), dessen Beckenschwimmer nachträglich doch noch in den Genuss einer Medaille kämen. Der Hamburger Steffen Deibler würde über 100 Meter Schmetterling auf Platz drei vorgestuft werden. "Ich würde es aber ungerecht finden, wenn Phelps aus diesen Gründen die Medaillen aberkannt würden", sagte Deibler. Als wahrscheinlich gilt ohnehin, dass Phelps eine Geldstrafe zahlen muss.

Spekulationen über Tarzan-Rolle

Unterdessen nimmt der pensionierte Schwimm-Star außerhalb des Beckens ebenso schnell Fahrt auf wie im Wasser. Für den amerikanischen Golf-Sender soll Phelps bei der Reality Show "The Haney Project" vor laufenden Kameras sein Handicap verbessern. Unter Anleitung von Hank Haney, dem früheren Trainer von Tiger Woods.

Phelps' neue Freundin, das Model Megan Rossee, will ihn gerne nach Los Angeles lotsen. Dort wäre er der Hollywood-Traumfabrik näher. Es wird schon darüber spekuliert, dass Phelps in die Fußstapfen von Johnny Weissmuller treten soll, der einst als erster Schwimmer über 100 Meter die Schallmauer von einer Minute durchbrochen hatte. Phelps soll - wie früher Weissmuller - Tarzan mimen. (dapd)