Berlin. ZDF-Literaturchef Wolfgang Herles („Das blaue Sofa“) hat das Glück gesucht und einen Bienenstich bekommen: Auf seiner Recherchereise für den Zweiteiler„Auf der Suche nach dem Glück“ (ZDF, Donnerstag, 23.30 Uhr, 2. Teil am 24. August) landet Herles beim obersten Glücksforscher des Himalaya-Staats Bhutan.

Heute schon das Glück gedüngt? „Man kann das Glück gießen wie eine Blume“, sagt Hirnforscherin Tania Singer vom Max-Planck-Institut in Leipzig. Gute Gedanken lassen sich züchten, der Kopf – ein Gewächshaus für Zufriedenheit. Singer rät: Wer seine Gedanken mehrmals am Tag auf geliebte Menschen oder wohltuende Erlebnisse richtet, pumpt das Glücksgefühl auf.

Halt, stopp. Zu viel Dünger schadet. Der Philosoph Wilhelm Schmid warnt sogar vor allzu viel Glücksduselei: „Die größten Leistungen gehen aus der Unzufriedenheit hervor.“ Nicht nur in der Kunst. Außerdem sollte man sich keine Illusionen machen: Wer immer nur glücklich sein will, wird zwangsläufig vom Leben enttäuscht. Und wonach, bitteschön, sollten wir stattdessen suchen? „Sinn“, sagt Schmidt, denn: Wer sinnvoll leben will, kann sofort loslegen.

„Stellen Sie sich nicht so an“

ZDF-Literaturchef Wolfgang Herles („Das blaue Sofa“) hat das Glück gesucht und einen Bienenstich bekommen: Auf seiner Recherchereise für den Zweiteiler „Auf der Suche nach dem Glück“ (ZDF, 23.30 Uhr, 2. Teil am 24. August) landet Herles beim obersten Glücksforscher des Himalaya-Staats Bhutan. Wer dessen Haus betritt, muss die Schuhe ausziehen. Beim Interview auf Socken kommt der Aggressor angeflogen und sticht dem Reporter in den Zeh. Großes Gejammer, zwei Tage Fieber und ein Rüffel vom Glücksforscher: „Stellen Sie sich nicht so an!“ Es sei doch ein Glück, dass so ein herrliches Tier ins Haus käme. Und Glück habe schließlich viel mit Toleranz zu tun. Aua.

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Man sieht: Herles’ Reportage ist keine Anleitung zum Glücklichsein, eher eine sommerlich leichte Glücksspielerei. Bei allem bleibt der Mann auf Distanz. „Ich bin Skeptiker. Wenn ich das Wort Esoterik höre, kriege ich Pickel.“ Herles reist nach Osten und nach Westen, steckt seinen Kopf in den Computertomographen und erkundigt sich bei internationalen Glücksforschern und Glückspraktikern wie den Mönchen von Bhutan. „Glück“, heißt es dort, „ist die Reinigung von Gedanken.“ Der Europäer kennt das als „Weniger ist mehr“-Methode, mit der schon Hans im Glück gut zurecht kam. Der Märchenheld – am Ende ein lupenreiner Buddhist?

Im weltweiten Glücksvergleich liegen die Deutschen im guten Mittelfeld, schlechter als die Dänen, besser als die Franzosen. Die Menschen auf Costa Rica sind am glücklichsten. Doch was heißt das? Haben wir nur mittelgroßes Talent zum Glücklichsein oder ist die Seelenlage im reichen Deutschland tatsächlich allenfalls mittelgut? In Bhutan könnten sie das vielleicht beantworten: Dort strömen regelmäßig Staatsbeamte aus, um sämtliche Bürger zu fragen, wie zufrieden sie sind.

„Lasst das Glück kommen“

Am Ende der Reise bleibt dennoch die Frage: Wozu in die Ferne schweifen, wenn die Antwort auf der Hand liegt? „Es gibt kein Patentrezept fürs Glücklichsein“, bilanziert Herles. „Für mich ist Glück, wenn ich mit mir im Reinen bin. Und mich auf den Tag freue und frei bin von Ängsten.“ Und noch etwas: Man kann das Glück verfehlen, wenn man ihm ständig hinterherrennt. Der querschnittsgelähmte Philippe Pozzo di Borgo, Vorbild für den behinderten Helden im Erfolgsfilm „Ziemlich beste Freunde“, rät zur Ruhe: „Spannt nicht immer den Glücksmuskel an! Lasst das Glück kommen.“

In Ordnung. Ob die Zuschauer aber am Freitagabend, in einer lauen Augustnacht, ausgerechnet beim ZDF warten, dass das Glück kommt? Immerhin weiß auch Herles: „Zu viel Fernsehen macht unglücklich.“ Wobei, schränkt er ein, man wisse ja nicht, „ob die Leute zu viel fernsehen, weil sie unglücklich sind, oder ob sie unglücklich sind, weil sie zu viel fernsehen“.