London.. Der britische Fremdenverkehrsverband “Visit Britain“ hat die Tennis-Legende Boris Becker am Freitag in London als seinen Botschafter vorgestellt - eine große Ehre, denn Becker ist der einzige Ausländer, den die Insel für ihre Eigenwerbung einspannt. Doch der große Pressetermin geriet zum Flop.
Spiel, Satz und Superflop für Boris Becker: In seinem neuen Job als "Tourismusbotschafter" Großbritanniens heimst der Wimbledon-Held viel frischen Glanz ein. Doch gleich beim Start in die Diplomaten-Rolle kam es zum Eklat: Kritische Fragen nach seinem Engagement in England parierte er am Freitag pampig - und ließ zum Schreck der Briten vor der Tür noch seinen inneren Teutonen raus.
Über seine "andauernde Liebesaffäre mit Großbritannien" sollte Boris Becker sprechen - und bei allem, was die Tennislegende aus Leimen so am Königreich lobte, schmolz Joss Croft, Marketingchef des britischen Tourismusverbandes, nur so dahin. Den Park in der Nähe seines Häuschens in Wimbledon pries Becker - ein Ort, an dem er Mensch sein kann, weil die "zivilisierten" Engländer ihn dort wie ihresgleichen behandelten. Urlaub im idyllischen Cornwall, die Hymne der Fußballfans von Liverpool, das kosmopolitische Flair Londons - Großbritanniens neuer "Celebrity-Tourismus-Botschafter" ließ nichts aus. "Wir sind um die ganze Welt gereist", schwärmte er, "aber Zuhause fühlen meine Frau und ich uns in London."
Ähnlich galant gibt Becker sich auch in dem Image-Film, den der Touristikverband mit dem erklärten "Lieblingsdeutschen der Briten" gedreht hat."Die Liste beliebter Deutscher im Königreich war halt nicht sehr lang", kontert er lässig und selbstironisch in der kurzen Werbesequenz. So viel Charme und Coolness kommen super an - auch bei der Pressekonferenz, wo Becker in fließendem Englisch scherzt und ein Dutzend Reisejournalisten umgarnt. In der größten Marketing-Kampagne in der Geschichte von Visit Britain ist Becker der einzige Ausländer, der fürs Königreich sprechen darf.
Fiese Fragen nach Beckers Finanzen
Auch für den Tennis-Star, der zuletzt Schlagzeilen wegen Liquiditätsproblemen und der drohenden Zwangsversteigerung seines Mallorca-Anwesens schrieb, ist die Kampagne ein dringend notwendiger Schub für Image und Ego. Kritische Fragen? Nicht willkommen.
Beckers lässige Fassade bröckelte das schon bei der Frage, was denn die Deutschen davon halten sollen, dass er Werbung für England macht. "Ich habe nach wie vor einen deutschen Pass und bin auch stolz darauf", versuchte Becker die Balance zu finden, "aber ich werbe auch gerne für ein Land, dem ich viel zu verdanken habe." Als dann eine Frage nach seinem Botschafterjob als mögliche Finanzspritze für klamme Kassen im Hause Becker kommt, verliert der bisher so charmante Boris seine Geduld: "Ein Grund, warum ich nicht so oft in Deutschland bin, ist die Tatsache, dass dort immer die falschen Fragen zur falschen Zeit gestellt werden", schimpft er. Die Laune im Saal sinkt augenblicklich auf Minusgrade ab.
Die Paare des Jahres 2009
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Croft guckt alarmiert, lenkt schnell vom Thema ab ("Nächste Frage, bitte."), um dann abrupt das Mittagessen einzuleiten. Doch Bumm-Bumm-Boris ist noch längst nicht fertig. Vor der Tür holt Großbritanniens neues Aushängeschild noch schnell mit den kritischen Journalisten auf: "Eine Unverschämtheit" seien die Fragen gewesen, raunzt er. Britische Touristiker und internationale Presse schauen schockiert aus einem Sicherheitsabstand zu, bevor der Wimbledon-Star zu einem weiteren Motz-Return ansetzt. Siege mit Boris Becker, die haben sich die Marketing-Experten von Visit Britain sicher anders vorgestellt.
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