Essen. . „MS Deutschland“ soll zukünftig unter der Flagge Maltas fahren. Die Crew um Kapitän Andreas Jungblut und Verdi wollen das verhindern. TV-Zuschauer müssen sich aber keine Sorgen machen: Das „Traumschiff“ schippert weiter über die Weltmeere.
Sie ist das Traumschiff tausender ZDF-Zuschauer. Für Karl-Heinz Biesold, Verdi-Fachgruppenleiter Seeschifffahrt, mutiert die „MS Deutschland“, wie Deutschlands letztes Kreuzfahrtschiff im realen Leben heißt, gerade zum „Trauma-Schiff“. Seit der Eigentümer, der Münchner Finanzinvestor Aurelius, vor einigen Monaten angekündigt hat, das Schiff nach den Olympischen Spielen in London unter maltesischer Flagge kreuzen zu lassen, schlagen nicht nur die Wellen, sondern auch die Emotionen hoch. Jüngst kam es zum Eklat.
Am Mittwoch soll der Leiter der Aurelius-Gruppe Kapitän Andreas Jungblut des Schiffes verwiesen haben. Jungblut, so berichtet Biesold, wollte in seinem Urlaub seinen Stellvertreter über den Verhandlungsstand zwischen Verdi und der Aurelius-Gruppe informieren.
Natürlich geht es ums Geld. Und um die zukünftigen Arbeitsbedingungen der 253 Besatzungsmitglieder. Werde die „MS Deutschland“ in La Valetta registriert, müssten alle Arbeitsverträge neu geschlossen werden, erklärt Biesold. Schiffe, die im deutschen Flaggenregister eingetragen sind, müssen die deutschen Schiffsbesatzungs-Vorgaben beachten. Die regeln unter anderem, dass ein bestimmter Anteil der Crew aus der EU kommt und an Bord das deutsche Arbeitsrecht gilt.
Respekt für den Kapitän
„Es ist wirklich schwer nachzuvollziehen, was mit der ,MS Deutschland’“ derzeit geschieht. Der Eigentümer scheint seinen inneren Kompass verloren zu haben“, sagt Hans-Joachim Otto, Maritimer Berater der Bundesregierung. Schon alleine aus Gründen ökonomischer Vernunft hätte die Reederei die Aufmerksamkeit für die „MS Deutschland“, die in London durch den Besuch des Bundespräsidenten und der offiziellen Nutzung als „Deutsches Schiff“ bei den Olympischen Spielen entstehe, in positiver Weise nutzen müssen. Stattdessen scheine der Reederei jegliches Fingerspitzengefühl zu fehlen, so Otto.
Großen Respekt zollt Otto dem Verhalten von Kapitän Jungblut. „Es muss das Recht eines jeden verantwortungsbewussten Kapitäns sein, Risiken und Nachteile, die durch eine Ausflaggung drohen, offen zur Sprache zu bringen“, stellte er klar.
Die ZDF-Zuschauer müssen übrigens mit keinen Konsequenzen rechnen. „Die ,MS Deutschland’ ist ein Drehort, der entsprechend ausgestattet oder dargestellt werden kann“, versichert ZDF-Sprecher Rainer Stumpf.