Frankfurt. Im Mai war er festgenommen worden, danach gegen Kaution freigelassen worden - jetzt ist Tierschutz-Aktivist Paul Watson auf der Flucht. Der Gründer und Kopf der Tierschutzorganisation “Sea Shepherds“ soll gegen seine Kautionsauflagen verstoßen haben. Costa Rica will ihn vor Gericht stellen.

Der in Deutschland gegen Kaution aus der Auslieferungshaft entlassene weltbekannte Tierschützer Paul Watson befindet sich auf der Flucht. Wie das Oberlandesgericht Frankfurt am Main am Mittwoch mitteilte, kam der 61-Jährige seit Sonntag seinen Meldeauflagen nicht mehr nach, woraufhin der Haftbefehl am Dienstag wieder in Kraft gesetzt wurde. Costa Rica will den Kopf der Tierschutzorganisation Sea Shepherd vor Gericht stellen.

Anscheinend hat sich Watson bereits ins Ausland abgesetzt. Nach Angaben des Gerichts informierte dessen Bevollmächtigter die Richter entsprechend. Dieser habe mitgeteilt, dass sein Mandant ihm telefonisch darüber in Kenntnis gesetzt habe, dass er Deutschland "mit unbestimmten Ziel" verlassen habe. Eine Sprecherin des Bundesjustizministeriums sagte am Mittwoch in Berlin vor Journalisten, der Aufenthaltsort Watsons sei dem Ministerium nicht bekannt.

Watson war Mitte Mai am Frankfurter Flughafen festgenommen worden

Watson war Mitte Mai aufgrund eines internationalen Haftbefehls am Frankfurter Flughafen festgenommen worden. Hintergrund sind Vorwürfe der costa-ricanischen Behörden wegen Behinderung der Schifffahrt. Sie beziehen sich auf eine Aktion aus dem Jahr 2002, als Watsons Organisation vor der Küste Guatemalas einen Dokumentarfilm über die brutale Jagd auf Haie drehte. Das lateinamerikanische Land strebt eine Auslieferung an, um ihm den Prozess zu machen. Ob es dazu kommt, müsste die deutsche Justiz aber erst entscheiden.

Das Frankfurter Oberlandesgericht hatte die gegen Watson auf Antrag der Staatsanwaltschaft für die Dauer des Auslieferungsverfahrens verhängte Haft gegen eine Kaution von 250. 000 Euro und strikte Auflagen außer Kraft gesetzt. Er darf Deutschland nicht verlassen und muss sich nach eigenen Angaben zudem zweimal täglich bei der Polizei melden. Dem kam er nach Angaben der Justiz nun seit Sonntag aber nicht mehr nach, weshalb der Beschluss widerrufen wurde.

Tierschutzaktivistin Brigitte Bardot fordert, Auslieferung nach Costa Rica verhindern

"Da Watson durch seine Flucht gezeigt hat, dass das in ihn gesetzte Vertrauen nicht gerechtfertigt war, war der Auslieferungshaftbefehl wieder in Vollzug zu setzen", teilte das Frankfurter Gericht zu seiner Entscheidung mit.

Die Festnahme und das juristische Tauziehen um den Sea Shepherd-Gründer hatten auch international viel Aufsehen erregt. Watson ist eine Ikone der Tier- und Umweltschutzbewegung. In Paris und Berlin demonstrierten Unterstützer für seine Freilassung, auch die berühmte französische Ex-Schauspielerin und Tierschutzaktivistin Brigitte Bardot schaltete sich ein. In einem offenen Brief forderte sie Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) vor kurzem auf, eine Auslieferung von Watson nach Costa Rica zu verhindern.

Sea Shepherd wurde durch den Kampf gegen Walfang berühmt

Die von Watson Ende der 1970er Jahre gegründete Organisation Sea Shepherd (auf deutsch etwa: Schäfer der Meere) widmet sich dem Schutz von Meerestieren. Berühmt geworden ist sie durch ihren Kampf gegen den Walfang sowie brutale Robben- und Delfinjagden. Von Anfang an ging die Vereinigung des ehemaligen Greenpeace-Mitstreiters dabei auch mit rabiaten, von anderen Tierschützern abgelehnten Mitteln vor. Wiederholt rammten deren Schiffe bei ihren Missionen Walfänger und Fischtrawler, um sie außer Gefecht zu setzen. Die Organisation versenkte nach eigenen Angaben auch diverse Walfänger in Häfen.

Über die Jahre gerieten Watson und seine Mitstreiter mit den Behörden vieler Staaten in Konflikt. Zu Verhaftungen, Gerichtsverfahren und Konfrontationen mit den Schiffen staatlicher Küstenwachen kam es schon oft. Nach seiner Festnahme in Deutschland hatte Watson in Interviews unter anderem spekuliert, Japan könne bei dem Vorgang eine Rolle spielen. Einsätze gegen die Walfangflotte des Landes gehören zu den Schwerpunkten der Aktivitäten von Sea Shepherd. (afp)