Chamonix/München. . Neun Bergsteiger, darunter drei Deutsche, sind in den französischen Alpen auf dem Weg zum Mont Blanc durch eine Schneelawine getötet worden. Auf rund 4000 Metern Höhe wurden zwei Seilschaften von einem Schneebrett überrascht. Ein Experte des Alpenvereins warnt davor, die Berge im Sommer zu unterschätzen.
Von der Hütte „Refuges des Cosmiques“ in rund 3600 Metern Höhe sind sie nachts gegen 1.30 Uhr aufgebrochen. Über den Mont Maudit wollen sie zum höchsten Berg Europas, dem Mont Blanc. Ein Abenteuer, das mit einer Tragödie endet: Um 5.25 Uhr kann ein Verletzter einen Notruf absetzen. Für neun Bergsteiger, darunter drei Deutsche, kommen die Retter zu spät. Sie werden von einer Lawine am Mont Maudit, einem 4465 Meter hohen Berg des Mont-Blanc-Massivs, in den Tod gerissen.
Neben den Deutschen verlieren ein Schweizer, drei Briten und zwei Spanier ihr Leben. Mit Lawinen-Suchhunden hat die französische Gendarmerie den Unglücksort durchkämmt, mit Helikoptern wurde von der Luft aus nach Verschütteten Ausschau gehalten. Die Lawine hatte gegen 5 Uhr morgens in etwa 4000 Metern Höhe die Bergsteiger, die zu zwei Seilschaften gehörten, mit sich gerissen und verschüttet, heißt es.
Zwei Menschen können gerettet werden. Neun Alpinisten werden bei dem Unglück verletzt. Erleichterung am Donnerstagabend: Vier als vermisst gemeldete Bergsteiger leben. Zwei Alpinisten hatten eine andere Route genommen, zwei weitere die Tour gar nicht angetreten.
Schneebrett war vier Meter dick
Nach Angaben der Präfektur von Chamonix soll sich ein 40 Zentimeter dicker Eisblock gelöst und den Hang hinabgerutscht sein. Dadurch sei ein großes Schneebrett entstanden. Von einer Länge von 100 Metern und einer Dicke von vier Metern ist später die Rede. Ein Experte vor Ort hielt es auch für möglich, dass ein Alpinist die Lawine selbst losgetreten habe. Bergsteiger hatten bereits in den vergangenen Tagen von Schneebrettern berichtet. Vor fünf Tagen twitterten Kletterer über heftigen Regen in Chamonix, der in 3000 Metern Höhe zu Schnee wurde. Auch die örtlichen Behörden hatten Bergsteiger jüngst zur Vorsicht gemahnt, da das Frühjahr ungewöhnlich schneereich war und die Gefahr von Lawinen daher groß sei.
„Nur ein alter Bergsteiger ist ein guter Bergsteiger“
Der Berg Mont Maudit liegt in der Mont-Blanc-Gruppe am Nordostgrat. Die Talorte für Besteigungen des Gipfels sind das französische Chamonix und Courmayeur in Italien. Das Mont-Blanc-Massiv wird jährlich von Tausenden von Bergsteigern besucht.
Stefan Winter, beim Deutschen Alpenverein für den Breitensport zuständig, betonte gegenüber unserer Zeitung, dass man auch im Sommer im Hochgebirge ständig mit Schlechtwetter-Situationen rechnen müsse. „Wind ist der Baumeister von Lawinen. Da können schon Neuschnee-Mengen von zehn Zentimetern Verfrachtungen ergeben, die auch im Sommer zu einem Lawinenunglück führen können.“ Wetterberichte würden immer nur eine grobe Orientierung für eine größere Region geben.
Nie ohne Bergführer
„Entscheidend ist dann die Tourenplanung vor Ort, am Berg, wo jeder Bergsteiger noch mal selbst aufpassen und schauen muss. Wo sind gefährliche Stellen und wie verhalte ich mich.“ Alle 100 Meter könne es anders aussehen. „Daher ist es auch von der Hütte aus nicht möglich, die Verhältnisse unterwegs vollständig vorherzusehen.“
Anfänger sollten laut Winter nie ohne Bergführer unterwegs sein. „Heute bekommt man im Internet schnell viele Informationen. Aber theoretisches Wissen über einen Berg und das praktische Tun sind zweierlei.“ Beim Bergsteigen gelte dazu der Grundsatz des lebenslangen Lernens. „Nur ein alter Bergsteiger ist ein guter Bergsteiger.“
Erst in der vergangenen Woche waren im Schweizer Wallis fünf Deutsche ums Leben gekommen. Sie waren beim Abstieg vom Lagginhorn rund 400 Meter in die Tiefe gestürzt.