Essen. Egal ob „Star Wars“ oder „Frantic“: Harrison Ford bleibt für immer der Mann mit der Bullenpeitsche. Indiana Jones war die Rolle seines Lebens. Am Freitag wird der Hollywood-Star 70 Jahre alt. Im hohen Schauspieler-Alter musste er sogar noch lernen, wie sich ein Kino-Flop anfühlt.
Der Mann mit dem zerbeulten Hut und der Bullenpeitsche löst bei einer Generation von Kinobesuchern immer noch freudige Erinnerungen aus. Auch wenn man den Archäologie-Abenteurer Indiana Jones samt illustrem Schurkenarsenal auf der Gegenseite nicht unbedingt ein fünftes Mal erleben möchte, wie es sein Darsteller Harrison Ford mehrfach in Aussicht gestellt hat.
Die ersten drei Feuerwerke aus geballter Action und wildem Humor, die er gemeinsam mit Steven Spielberg in den 80er Jahren abschoss, gehören zu den Glanzstücken des Hollywood-Unterhaltungskinos. Ford machte diese Spaß-Achterbahn ohne Bremsen zum Superstar der Branche. Am Freitag wird der Mann aus Chicago 70. Möge er „Indy“ in Frieden ruhen lassen.
Ein Handwerker in einem Meer von Spezialeffekten
Im relativ hohen Schauspieleralter von 69 hat Harrison Ford sogar noch gelernt, wie sich ein Flop anfühlt. In „Cowboys und Aliens“, einer wüsten Mischung aus Western und Science Fiction, brach er an der Seite von Bond-Darsteller Daniel Craig ein. Ein Handwerker wie er geht in einem Meer aus Spezialeffekten unter. Es ist nicht seine Welt.
Die Indiana Jones-Trilogie aus den 80er Jahren
Ford gehört zu den erfolgreichsten Mimen überhaupt. Er war der erste, der 20 Millionen Dollar Gage für eine Filmrolle kassierte, und er landete 2001 im Guinnessbuch der Rekorde als reichster Schauspieler. Den Studios galt er lange Zeit als einziger Star, für den man sich eine Kinokarte kaufen würde, selbst wenn er im Film nur das New Yorker Telefonbuch vorläse. Der Ruhm ist nie verblasst, auch wenn Harrison Ford diesen Status freilich heute nicht mehr genießt.
Man muss nicht immer mit schauspielerischen Glanztaten auftrumpfen, um das Publikum derart zu erobern. Sonst wäre Gary Cooper nicht viel
berühmter geworden als Orson Welles, sonst hätte Ford nicht mehr verdient als Robert De Niro oder Al Pacino. Oft sind es die sympathischen, geradlinigen Typen, die mit ihrer Alltäglichkeit den Zuschauern ans Herz wachsen. Die Kerle eben, denen man gerne dabei zusieht, wenn sie die Welt ordnen. Helden, die bei den Kritikern eher durchfallen, weil sie das Abgründige in ihnen vermissen.
Ein Mann ohne Kompromisse
Harrison Ford, ob Präsident, Agent oder Polizist, das heißt fast immer: klare Kante, keine Kompromisse, in aller Regel moralisch einwandfrei. Einer, der aufräumt, ohne den plumpen Haudrauf aus der Abteilung Schwarzenegger und Co. zu geben. Er sieht blendend aus, und das soll ja zuweilen auch ganz hilfreich sein für eine Hollywood-Karriere.
Indiana Jones
So punktet Ford, seit er 1977 als Weltraumpirat Han Solo in George Lucas’ mehrteiligem Star-Wars-Epos eine große Fangemeinde eroberte. Dazu benötigt er nie gewaltige darstellerische Kniffe. Ford beschränkt sich aufs Wesentliche, und wenn er sein Gesicht schon mal bei einem Wutausbruch verzieht und den Zeigefinger drohend ausstreckt, dann ist es höchste Zeit für seine Kontrahenten, das Weite zu suchen.
Ein einziges Mal eine düstere Seite
Nicht nur Spielberg, auch andere große Regisseure fanden Gefallen an diesem kernigen Burschen: Mit Roman Polanski drehte er 1988 in Paris den eleganten Thriller „Frantic“, Peter Weir buchte ihn 1985 für das einfühlsame Krimidrama „Der einzige Zeuge“, später für „Mosquito Coast“, und Ridley Scotts legendärer Zukunftsalbtraum „Blade Runner“ von 1982 ist wohl der eindrucksvollste Film, in dem Ford eine Hauptrolle spielen durfte.
Robert Zemeckis genehmigte ihm in „Schatten der Wahrheit“ 2000 sogar ein einziges Mal eine düstere Seite. Auch in Komödien probierte er sich, aber wer ihn etwas hilflos in Sydney Pollacks Remake von „Sabrina“ erlebte, der spürte, dass Ford das nicht ganz glücklich machen konnte. Selbst wenn die Filme so gut liefen wie „Die Waffen der Frauen“.
Ein Streiter gegen diemächtige US-Waffenlobby
Das Gesamtbild indes stimmt, denn Sympathisches gibt es auch über den privaten Harrison Ford zu erzählen. Der gelernte Zimmermann, der vier eigene Kinder hat und mit seiner jetzigen Frau Calista Flockhart („Ally MacBeal“) ein Adoptivkind, engagiert sich für den Naturschutz und gegen die mächtige amerikanische Waffenlobby. Gegen die muss man allerdings mehr aufbieten als die Bullenpeitsche.