Köln. . Auf dem Dritten lernt man besser: Vince Ebert und sein Kumpel Eckart von Hirschhausen bittet zum „dritten Bildungsweg“. Warum Wissenschaft und Witz keine natürlichen Feinde sind, erklärt Ebert im Interview.

Fröhliche Wissenschaft betreiben Diplom-Physiker Vince Ebert und Mediziner Eckart von Hirschhausen. Am Sonntag, 21.45 Uhr, startet im WDR-Fernsehen die erste von sechs neuen Folgen des kabarettistischen Seminars. Dabei verfolgt „Der dritte Bildungsweg“ ein durchaus ernsthaftes Anliegen, wie Jürgen Overkott im Gespräch mit Ebert feststellte.

Wann haben Sie den dritten Bildungsweg beschritten?

Vince Ebert: Er ist eine Erfindung von meinem Kollegen Jürgen Becker. Vor zwei Jahren bin ich dort schon als Gastdozent aufgetreten. Als Jürgen mir vor einem halben Jahr sagte, dass er emeritiert würde, habe ich mit großer Freude die Stelle angetreten. Und Jürgen sagte auch: Wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören. Es gibt im Showgeschäft durchaus andere Beispiele, die genau das nicht machen. Ich nenne keine Namen.

Gott, sind Sie ein Schalk.

Ebert: Und dann konnte ich auch noch meinen geschätzten Kollegen und Freund Eckart von Hirschhausen mit ins Boot holen. Es ist unser Debüt als Moderatoren-Duo in der Wissenschaftsunterhaltung.

Physik ist furchtbar

Wann haben Sie selbst erlebt, dass der Begriff „fröhliche Wissenschaft“ mehr ist als ein Schnack?

Ebert: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit Humor Wissen besser vermitteln kann. Gerade in der Physik ist es schwierig. Die meisten Leute sagen, Physik ist furchtbar, ich habe es nie verstanden, ich habe es nach der siebten Klasse abgewählt. Aber das Interesse an physikalischen Phänomenen ist trotzdem da. Was ist der Urknall? Was ist am Rand des Universums? Wie funktioniert ein Regenbogen?

Wissenschaft mit Witz

Warum funktioniert Unterricht mit Humor besser?

Ebert: Humor nimmt den Menschen die Vorbehalte gegen das Thema. Und meine Erfahrung wird auch durch wissenschaftliche Arbeiten belegt: „Ein vergnügtes Hirn lernt besser“, sagt der Hinrforscher Manfred Spitzer. Wenn ich offen bin für etwas, nehme ich das Neue besser auf.

Sie bieten ein Didaktik-Seminar für Lehrer an.

Ebert: Didaktik ist genau das. Gute Lehrer, gute Dozenten tun das auch. Ich bin ein Fan der Internet-Plattform „ted.com“, sie kommt aus Amerika. Da stellen renommierte Wissenschaftler 18-minütige Vorträge ins Netz, und die Vorträge, die am meisten angeklickt werden, sind diejenigen, die zwar einen ernsthaften Hintergrund haben, aber mit sehr viel Witz und Humor präsentiert werden.

Ein Beispiel?

Ebert: Okay, nehmen wir mein erstes Programm. Da habe ich mir gedacht: Ich will den Leuten die Newton’schen Bewegungsgesetze erklären.

Newton und die Ejakulationsgeschwindigkeit

Ein klassischer Schenkelklopfer.

Ebert: Ich habe mir gedacht: Wieso erkläre ich das nicht anhand der Ejakulationsgeschwindigkeit? Ich hätte das Ganze auch mit einer Billardkugel erklären können, die angestoßen wird. Aber das ist doch komplett langweilig. Gerade weil ich das wissenschaftliche Thema in einen anderen Zusammenhang stelle, finden es die Leute spannend.

Nur die Wissenschaftler nicht.

Ebert: Ich habe letztens darüber mit Manfred Spitzer gesprochen, der auch populärwissenschaftliche Bücher geschrieben hat. Das war früher verpönt und galt als nicht seriös. Das ist im anglo-amerikanischen Bereich anders. Da wird selbst von Spitzenwissenschaftlern erwartet, dass sie in seinem Leben mindestens ein populärwissenschaftliches Buch schreiben. Gott sei Dank poppt das inzwischen auch in Deutschland immer mehr auf. Es gibt beispielsweise Science Slams, wo Nachwuchs-Wissenschaftler zehn Minuten lang ihr Fachgebiet verständlich und witzig erklären. Und das ist für mich eine positive Entwicklung.