Washington. . Intelligente Tierarten müssen nicht unbedingt mit dem Menschen verwandt sein. Das belegen zahlreiche Studien. So können es Delfine, Elefanten und Hunde in puncto Intelligenz durchaus mit Affen aufnehmen. Delfine etwa erkennen sich selbst im Spiegel und wissen, zu welcher Gruppe sie gehören.
Primaten haben die Schlauheit nicht gepachtet. Nicht allein die nächsten Verwandten des Menschen besitzen Köpfchen - auch Delfine, Hunde und Elefanten haben einiges auf dem Kasten. Forscher fanden in den vergangenen Jahren heraus, dass das Denkvermögen von Tieren nicht davon abhängt, wie nahe sie dem Homo Sapiens verwandt sind.
Bei Delfinen zum Beispiel ist das Gehirn ganz anders verdrahtet als bei Primaten, besonders im Neocortex, dem unter anderem für das logische Denken zuständigen Teil der Großhirnrinde. Man muss schon 95 Millionen Jahre zurückgehen, um einen halbwegs gemeinsamen Urahn auszumachen. Und dennoch: Was Intelligenz, Sozialverhalten und Kommunikation angeht, reichen Delfine manchen Forschern zufolge so nahe an den Menschen heran wie Affen.
„So anders als wir und gleichzeitig so ähnlich“
Vielleicht sogar noch näher. „Sie verstehen Begrifflichkeiten. Sie tun all das, was Schimpansen tun und was Bonobos können“, erklärt die Neurowissenschaftlerin und Delfin-Spezialistin Lori Marino von der Emory University in Atlanta. „Tatsache ist, dass sie so anders sind als wir und gleichzeitig so ähnlich.“ Das Gehirn von Delfinen sehe ganz anders aus als das menschliche. Aber „je mehr man über sie lernt, desto mehr begreift man, dass sie die Fähigkeiten und Eigenschaften besitzen, die wir meinen, wenn wir an eine Person denken.“
Die Meeressäuger vermögen sich selbst im Spiegel zu erkennen und haben einen Sinn für soziale Identität. Sie wissen nicht nur, wer sie sind, sondern auch, zu welcher Gruppe sie wo gehören. Sie interagierten und verstünden das Befinden und die Gefühle anderer Delfine so schnell, als ob sie miteinander verbunden wären, meint Marino.
Empathie unter Elefanten
Tierische Intelligenz zeige sich nicht immer gleich, erläutert der Wissenschaftler Brian Hare, der über Bonobos und über Hunde forscht. „Stellen Sie sich einen Werkzeugkasten vor“, sagt er. „Manche Spezies haben einen erstaunlichen Hammer, manche einen erstaunlichen Schraubenzieher.“ Wichtiges Werkzeug der Hunde sei die eingehende Beobachtung der Menschen und die Fähigkeit, deren Kommunikation zu verstehen. So kapierten Hunde eine Zeigebewegung, gleich, ob sie mit der Hand oder dem Fuß ausgeführt werde, Schimpansen aber nicht.
Und dann sind da noch die Elefanten: Sie besitzen Einfühlungsvermögen, sie helfen einander, sie arbeiten zusammen. Ein klassisches Kooperationsspiel, bei dem zwei Tiere gleichzeitig an entgegengesetzten Enden eines Seils ziehen müssen, um an Futter heranzukommen, lernten Elefanten viel schneller als Schimpansen, wie der Wissenschaftler Josh Plotnik berichtet.
Was Mitgefühl und Hilfe betreffe, schnitten sie auch besser ab als Affen, sagt der Forschungsleiter einer Elefantenstiftung in Thailand. In freier Wildbahn beobachtete er Dickhäuter dabei, wie sie innehielten und zusammenarbeiteten, um einen in die Grube gefallenen Artgenossen zu retten. „Da ist etwas im Umfeld, in der Evolution dieser Art, das ist einzigartig“, findet Plotnik. (dapd)