Manche Themen machen müde Menschen munter – weil sie alle irgendwie angehen. Oder, je nach Situation, auch in Wallung bringen können – wenn die Blase drückt und ordentliche Erleichterung gerade nicht in Sicht ist.

Oder wenn, pardon, die Kacke am Schuh klebt. Mitreden ist also angesagt. Wie im Umweltausschuss. Dort hatte die CDU wie auch zuvor schon die SPD mal wieder ein Toilettenkonzept für die Innenstadt angemahnt. Um Hundekot und -toiletten samt „Fiffi”-Tüten für die Hinterlassenschaft der Vierbeiner ging es der FDP. Das bot politisch Spielraum für, nun ja, manche verbale Tretmine.

Das Ergebnis vorweg: Weitere Hundetüten-Automaten wird es nicht geben. Weitere Menschen-Klos schon.

In der Innenstadt wird sich ab Herbst die Situation entspannen, wenn das Medienhaus in Betrieb ist. Denn dort wird auch eine öffentlich zugängliche Toilette gebaut. Sie wird die – bereits aufgegebene – Alt-Anlage unter dem Synagogenplatz ersetzen, die trotz Dauerpflege einen hohen Schmuddelfaktor hatte. Neue Zeiten sollen am Hauptbahnhof anbrechen. Die Bahn wird wohl ein über Jahrzehnte drängendes Problem beseitigen, wenn sie sich an die lange geforderte und angekündigte Sanierung macht (derzeit aktueller Starttermin ohne Gewähr: August). „Beim Umbau wird eine Toilettenanlage errichtet”, betonte Klaus Beisiegel, der Referent der Baudezernentin, und gab einen Einblick in die diffizilen Verhandlungen mit der Deutschen Bahn: „Das haben wir in einem echten Kraftakt erreicht.”

Gesucht und nicht gefunden hat die Verwaltung einen annehmbaren Standort in der Altstadt für den weitgehend automatisierten „Klo-Würfel” von der Leineweberstraße. Mit der einstigen Hightech-Toilette aus Glas und Stahl sollte dort eine Angebotslücke geschlossen werden. Die Verlegung und 14 000 € Umzugskosten wird man sich wohl sparen. Ob Wirte gegen kleines Geld ihre Toiletten öffnen oder Werbung (sie sollte ursprünglich auch auf der Glas-Verkleidung Geld bringen) Kosten senken könnte, soll die Verwaltung auf Wunsch der Politik jetzt klären. Ebenso, ob nach der Kaufhof-Schließung 2010 noch eine Toilettenanlage in der Immobilie zugänglich bleibt.

Noch bietet die Stadtbücherei eine Toilette. Ihre Zeit läuft ab, der Bau wird bekanntlich abgerissen. Auf jeden Fall für die nächsten drei Jahre bleibt der Bereich toilettenfreie Zone. Erst nach der Sanierung des Rathauses, so Beisiegel, könne der Rathausmarkt umgestaltet werden – mit Kiosk und vielleicht auch mit Klo. Geschätzte Kosten bislang: bis zu 150 000 €

Dass achtsame Hunde- und Menschenfreunde die Köttel ihrer Tiere entfernen, gehört mittlerweile zum großen Geschäft. Dass rücksichtslose Tierhalter auch mit Tüten-Automaten nicht dazu zu bewegen sein dürften, steht für die Verwaltung und große Teile der Politik fest. „Der Nutzen ist äußerst fraglich”, stellte Sylvia Waage als Leiterin des Amtes für Grünflächenmanagement fest. Zumal Hundeklos und Tütenautomaten in der Vergangenheit häufig ramponiert wurden. Der Tierschutzverein, der 2002 die Tütenspender unter seinem Namen aufstellte, hat mittlerweile dringend gebeten, zerstörte Automaten zu entfernen. Neun stehen noch. Die Leerung kostet pro Jahr 10 000 €.