Paris. . Nach sieben Stunden nehmen Spezialkräfte in Toulouse einen Verdächtigen fest. Sie stürmen die Filiale. Die Geiseln bleiben unverletzt. der mutmaßliche Täter leidet offenbar an Schizophrenie und wird deshalb seit Längerem in einer psychiatrischen Klinik behandelt.

Der bewaffnete Mann spaziert in die Bankfiliale auf der Avenue Camille Pujol und nimmt vier Geiseln. Schüsse fallen. Dann lässt er das schlimme Wort fallen, das die Polizei die allerhöchste Alarmstufe ausrufen lässt. „El Kaida“.

Der Schrecken sitzt umso tiefer, als der Tatort nur ein paar Hundert Meter von der Wohnung Mohamed Merahs entfernt ist. Jenes islamistischen Amokläufers, der vor drei Monaten sieben Menschen in Toulouse und Montauban kaltblütig tötete, sich zwei Tage lang verschanzte und dann im Feuergefecht ums Leben kam.

Schon wieder Toulouse. Die liebenswürdige südfranzösische Stadt erlebt an diesem Mittwoch ein kollektives „Déjà-vu“: Schon wieder abgesperrte Straßen, schon wieder geräumte Wohnungen, schon wieder eine Hundertschaft der Elite-Eingreiftruppe im Einsatz. Schon wieder Angst.

Terrornetzwerk Al Kaida

Der Täter, der sich nach Polizeiangaben „Bouzama“ nennt, soll die Filiale gegen 10.10 Uhr betreten haben. Er nimmt vier Geiseln, den Filialleiter sowie drei Mitarbeiter, und behauptet dem Terrornetzwerk Osama Bin Ladens anzugehören. Offenbar um sich mit dem „Dschihadisten“ Mohamed Merah auf eine Stufe zu stellen.

Je länger das Drama von Toulouse dauert, desto größer werden allerdings die Zweifel an der Furcht einflößenden „El-Kaida“-Version. „Warum nimmt er sich eine Bank vor und nicht etwas, was den Staat repräsentiert?“, fragt Cédric Delage, ein Toulouser Polizeigewerkschafter. Der Nervenkrieg geht in die fünfte Stunde, da atmen die Sicherheitskräfte ein wenig auf. Um 14.35 Uhr lässt er die erste Geisel im Tausch gegen Wasser und Lebensmittel frei, eine Stunde später die zweite Geisel, eine junge Frau. Jetzt befinden sich noch der Filialleiter und ein Mitarbeiter in seiner Gewalt. Dann sickert durch: Die Identität des Tatverdächtigen ist der Polizei jetzt bekannt. Es soll sich um einen 26-Jährigen aus dem benachbarten Département Tarn handeln.

Der Mann leidet offenbar an Schizophrenie und wird deshalb seit Längerem in einer psychiatrischen Klinik behandelt. Allerdings soll er die Therapie abgebrochen haben.

Geiseln bleiben unverletzt

Um kurz vor fünf erschüttern heftige Feuerschläge die Avenue Camille Pujol. Dann atmet Toulouse erleichtert auf. Die Spezialeinheit hat die Filiale gestürmt und den leicht verletzten Geiselnehmer festgenommen. Für die beiden Geiseln endet dieser schreckliche Mittwoch glimpflich. „Sie sind gesund“, gibt die Polizei Entwarnung.