Berlin. Der mutmaßliche Mörder von Montréal ist in Berlin gefasst worden. Der 29-jährige Luka Rocco Magnotta, der einen Mann in Kanada grausam ermordet und zerstückelt haben soll, sei in einem Internet-Café in Neukölln festgenommen worden, bestätigte ein Polizeisprecher.
"You've got me" (ihr habt mich) - mit diesen Worten endete die Flucht eines
wegen Mordverdachts weltweit gesuchten kanadischen Pornodarstellers in Berlin.
Beamten nahmen den Mann am Montagnachmittag in einem Internetcafé im Bezirk
Neukölln fest. Der Mann steht unter dem Verdacht, einen Bekannten getötet, die
Tat gefilmt und das Video ins Internet gestellt zu haben. Teile der Leiche soll
er an politische Parteien in Kanada geschickt haben. Am Dienstag werde die
Generalstaatsanwaltschaft gegen den Mann einen Auslieferungshaftbefehl
beantragen, sagte ein Polizeisprecher auf dapd-Anfrage.
Ein Zeuge hatte den Mann in dem Internetcafé erkannt und eine Streife
angesprochen. Er habe zugegeben, dass er die gesuchte Person sei, sagte eine
Berliner Polizeisprecherin und bestätigte damit Berichte der "Bild"-Zeitung und
der "B.Z.". Zuvor soll der 29-Jährige bei seiner Überprüfung
in dem Internetcafé "sehr nervös" gewesen sein, teilte die Polizei mit.
Schließlich habe er zu den Beamten gesagt: "You've got me". Anschließende
Ermittlungen der Behörden hätten die Identität des mutmaßlichen Mörders
zweifelsfrei festgestellt.
Die Berliner Staatsanwaltschaft wollte diese Angaben am Abend noch
nicht bestätigen. Es scheine sich um den gesuchten 29-Jährigen zu handeln, sagte
ihr Sprecher Martin Steltner. Die Ermittlung der Identität sei aber noch nicht
abgeschlossen.
Zunächst hatte ein Polizeisprecher lediglich bestätigt, dass in einem
Internetcafé in Neukölln ein international gesuchter Mann festgenommen worden
sei. Der Haftbefehl sei aus Kanada gekommen. Da die Berliner Polizei nicht die
ermittelnde Dienststelle sei, könne er keine weiteren Angaben zu dem
Festgenommenen machen, sagte der Sprecher.
Körperteile verschickt
Der Verdächtige soll sich vor seiner Festnahme an einem Computer
Berichte zu seinem Fall durchgelesen haben. Er sei in Handschellen abgeführt
worden, schreibt die Zeitung "B.Z.".
In der vergangenen Woche waren in einem Paket an die Partei des
kanadischen Ministerpräsidenten Stephen Harper ein abgetrennter Fuß und in einem
weiteren Päckchen in einem Gebäude der Post in der Hauptstadt Ottawa eine Hand
entdeckt worden. Nach Angaben der zuständige Polizeibehörde in Kanada stammten
die Körperteile von einem chinesischen Studenten.
Möglicherweise auch in Frankreich Ermittlungen
Nach seiner Festnahme ist der unter Mordverdacht stehende Mann in
eine Gefangenensammelstelle im Bezirk Tempelhof-Schöneberg gebracht worden. Am
Dienstag soll ihm von der Generalstaatsanwaltschaft Berlin eine sogenannte
Festhalteanordnung verkündet werden, sagte ein Polizeisprecher auf
dapd-Anfrage.
Die Generalstaatsanwaltschaft werde danach beim Kammergericht einen
Auslieferungshaftbefehl beantragen. Infolge könne Kanada mit Deutschland wegen
eines Auslieferungsverfahrens in Kontakt treten. Zudem besteht womöglich auch in
Frankreich ein Ermittlungsverfahren, wie der Sprecher ohne nähere Erläuterung
hinzufügte. (dapd)