Washington.. Der amerikanische Präsident war laut einer neuen Biographie als junger Mann ein eifriger und innovativer Marihuana-Raucher. Daran erinnern ihn jetzt Organisationen, die den Joint für den Eigengebrauch legalisiert haben wollen.
Wenn die „Choomgang” im VW-Bulli in die Berge hinter Honolulu fuhr, Musik von Aerosmith, Blue Öyster Cult oder Stevie Wonder hörte, dabei Heineken-Bier trank und „pakalolos” rauchte, war es ein gewisser „Barry” Obama, der auf nachhaltige Anwendung der hawaiianischen Marihuana-Joints bestand. Die Methode „total absorption” (völliges Einsaugen) sei auf ihn zurückgegangen, schreibt David Maraniss in seiner neuen Biographie über den amerikanischen Präsidenten, die im Juni erscheint.
Intensiver Kiffer
Dass Obama zu Schulzeiten ein intensiver Kiffer war, löst in Amerika an sich nicht mehr das große Erstaunen aus.
Bereits in seinen Memoiren „Dreams of my father” ging der Vorzeige-Jurist aus Chicago offen damit um und beschrieb den Griff zur Droge als Mittel zur Identitätsfindung: „Ich wollte die Frage, wer ich war, aus meinem Kopf bekommen, wollte meine innere Landschaft ebnen, meine Erinnerungen verwischen. Ich hatte herausgefunden, dass es egal war, ob man im nagelneuen Kombi des weißen Klassenkameraden kiffte oder im Schlafsaal eines Bruders, den man beim Sport kennengelernt hatte. Man langweilte sich vielleicht nur oder war allein. Im Klub der Frustrierten war jeder willkommen. Und wenn der Rausch nicht löste, was einen bedrückte, so half er einem doch, über die Absurdität der Welt zu lachen und die Heuchelei und den billigen Moralismus und all das zu durchschauen.” Soweit die Worte des Präsidenten.
Staatliche Repressionen haben zugenommen
Heute fallen sie Obama im Lichte der neuen Biographie vor die Füße. Landesweit rühren sich Selbsthilfegruppen und Netzwerke, die sich für die Legalisierung von Haschisch einsetzen. Sie werfen dem Präsidenten nicht weniger vor als das, was er selbst beanstandete: Heuchelei und billigen Moralismus. Ethan Nadelmann, Direktor der Lobby-Organisation „Drug Police Alliance“, erinnerte gestern daran, dass unter der Regierung Obama die staatliche Repression gegen Kiffer dramatisch zugenommen habe.
Allein 2010 seien über 850 000 Amerikaner wegen Haschisch festgenommen und inhaftiert worden. Fast 90 Prozent von ihnen wegen des schieren Besitzes kleinerer Mengen. Die Zahl der Festnahmen wegen ein paar Joints für den Eigengebrauch sei heute doppelt so hoch wie in den 80er- Jahren. Nadelmann: „Dabei ist die Konsumenten-Gruppe konstant groß geblieben.” Übel nimmt die „Legalize-it-Bewegung”, dass Obama vor seiner Wahl 2008 Hoffnungen nährte, dass in den USA, die bereits in den 30er-Jahren mit der Alkohol-Prohibition schlechte Erfahrungen gemacht hatten, die Kriminalisierung von Marihuana-Rauchern beendet werde.
56 Prozent für die Legalisierung
Umfragen des renommierten Rasmussen-Institutes nach zu urteilen, sprechen sich inzwischen 56 Prozent der Amerikaner für die Legalisierung von Marihuana aus. 2006 waren es noch 36 Prozent.
Spötter raten Obama daher zu einem Joint in aller Ruhe, um seine „unzeitgemäße Haltung noch einmal zu überdenken”.