Los Angeles/Tokio. . Mehr als ein Jahr nach der Atomkatastrophe von Fukushima haben Forscher in den USA den Nachweis erbracht, wie weit sich die Strahlung durch den GAU auch außerhalb Japans verbreitet. Vor der Küste Kaliforniens im Pazifik wurden Fische gefangen, die deutlich Strahlenbelastet sind.

Der Blauflossenthunfisch hat Radioaktivität aus dem japanischen Unglücksreaktor Fukushima bis vor die kalifornische Küste getragen. Die in Thunfischen vor Kalifornien gemessenen Cäsium-Werte seien zwar für den Menschen nicht bedrohlich, aber zehnmal so hoch wie noch vor einem Jahr, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Artikel in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences". Es sei das erste Mal, dass ein großer Wanderfisch Radioaktivität nachweislich über eine solche Distanz transportiert habe - fast 10.000 Kilometer.

"Wir sind offen gesagt erschrocken", sagte einer der Autoren des Artikels, Nicholas Fisher von der Stony Brook Universität in New York. Er und sein Team fingen fünf Monate nach den Naturkatastrophen in Japan 15 Thunfische vor der Küste von San Diego. Zu ihrer Überraschung fanden sie erhöhte Werte von zwei radioaktiven Substanzen: Cäsium 134 und Cäsium 137.

Eindeutige Resultate

Um auszuschließen, dass die Radioaktivität mit der Strömung vor die US-Küste gelangte, analysierten die Wissenschaftler auch Gelbflossenthunfische aus dem östlichen Pazifik und Blauflossenthunfische, die bereits vor der Atomkatastrophe nach Südkalifornien geschwommen waren. Sie fanden kein Cäsium 134 und nur eine niedrige Belastung mit Cäsium 137, das wohl von Atomtests in den 60er-Jahren stammt.

Die Resultate "sind eindeutig. Fukushima war die Quelle", sagte Ken Buesseler vom Meeresforschungsinstitut Woods Hole, der an den Untersuchungen nicht beteiligt war.

Große Fische können Substanzen abbauen

Die Forscher hatten nicht erwartet, eine radioaktive Belastung in großen Fischen zu entdecken, weil diese Tiere radioaktive Substanzen abbauen können. Der Blauthun kann bis zu drei Meter lang werden und mehr als 450 Kilogramm wiegen. Er wird besonders gern in Japan gegessen und ist dort eine teure Delikatesse. Die Belastungswerte in den getesteten Fischen liegen deutlich unter den Grenzwerten, die von der amerikanischen und der japanischen Regierung herausgegeben wurden.

Im Sommer wollen die Wissenschaftler ihre Tests mit einer größeren Anzahl Thunfischen wiederholen. Außerdem sollen Seeschildkröten, Haie und Meeresvögel getestet werden. (dapd)