Essen. . Die Krimis aus Halle galten bisher als betulich. Doch vor dem Aus des „Polizeirufs“ aus Sachsen-Anhalt zeigt das Trio Schmücke, Schwarz und Lindner, was eine Harke ist. Selten war eine Folge so gut.

Der „Polizeiruf“ aus Halle war eigentlich ein Widerspruch in sich. Die Krimis mit den TV-Fahndern Schmücke und Schneider waren in der Regel leise, von Ruf keine Spur, Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler gelangen bestenfalls Rüfchen. Das wird jetzt, ausgerechnet kurz vor dem Aus des Duos, anders. Der Episodentitel „Bullenklatschen“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) ist Programm.

Rückblende. Schmücke und Schneider nahmen ihre Arbeit 1996 auf. Die beiden Ost-Schauspieler bedienten mit ihrer betulichen Art ein zumeist reiferes Publikum in der ehemaligen DDR. Nebenher verschwammen die Grenzen zwischen Dienst und Privatleben zusehens. Schmücke und Schwarz wirkten wie die ostdeutsche Antwort auf die „Männerwirtschaft“ von Walter Matthau und Jack Lemmon: etwas heimeliger, aber auch deutlich humorloser.

Schnitt. Diesmal ist alles anders. Drehbuch-Autor Matthias Herbert setzt auf starke schwarze Emotionen. Es geht um Radau und Rache, zunächst, und später auch um Eifersucht.

Die Geschichte beginnt banal, scheinbar. Eine Polizeistreife rückt aus, weil Jugendliche randalieren. Die Situation eskaliert. Am Ende liegt eine Polizistin (Theresa Scholze) zusammengeschlagen am Boden, ein Kollege ist tot, erschossen. Doch die Kugel stammt aus einer Dienstwaffe.

Die Ermittlungen konzentrieren sich schließlich auf einen Mann (Gerdy Zint), der von dem ermordeten Polizisten bei einer Verkehrskontrolle lebensgefährlich verletzt worden war.

Und die zusammengeschlagene Polizistin? Sie hatte ein Verhältnis zu dem ermordeten Kollegen. Er verheiratet mit einer Polizistin (Stephanie Stumph).

Spannung bis zum Schluss

Verrückt: Je mehr Erkenntnisse Schmücke, Schneider und ihre Kollegin (Isabell Gerschke) sammeln, desto größer wird ihre Verwirrung. Auf diese Weise hält Drehbuch-Autor Herbert Spannung bis zum Finale. Dabei gibt es letztlich nur Verlierer. Die Zuschauer jedoch sind Gewinner. Autor Herbert, Regisseur Thorsten Schmidt und Kameramann Ralph Netzer liefern eine starke Geschichte mit starken Typen und starken Bildern – und obendrein einem überraschenden Schluss.

Das Publikum darf sich jetzt schon auf den letzten Fall aus Halle freuen. Er wird bald gedreht.