Essen. . Trotz seiner Parkinson-Erkrankung arbeitet Ottfried Fischer hart.Freitagabend ist er als „Pfarrer Braun“ in der ARD (20.15 Uhr) zu sehen.
Eigentlich ist Ottfried Fischer mehr Kabarettist als Pastor. Aber vielleicht ist es auch so, dass die beiden Berufe mehr miteinander zu tun haben, als man auf dem ersten Blick meint. Pointen braucht man in beiden Fällen. Oder, Herr Fischer?
Es rumpelt in der Leitung. Ottfried Fischer (59) hat die Frage nicht verstanden. Wahrscheinlich gefiel sie ihm auch nicht. Jedenfalls antwortet er nicht darauf. Er ist wie fixiert auf ein Thema – die Quote. „Wir müssen alles tun, damit die Quote sehr gut wird“, sagt er. Mit „wir“ meint er uns. Nimmt der einen auf den Arm? Und außerdem: Die Quote von Pfarrer Braun war immer gut. Im Schnitt sahen fünf Millionen Menschen zu.
Heute Abend (20.15 Uhr, ARD) wird die neue Folge ausgestrahlt. Hobby-Ermittler Pfarrer Braun muss sich um eine tote Violinen-Virtuosin kümmern, die mit einer Harfensaite erwürgt wurde. Von Mörder und Geige fehlt jede Spur. „Ausgegeigt“ heißt die Folge.
Fischer, ein Schwergewicht der Fernsehunterhaltung, scheint ein wenig nervös. Immer wieder spricht er von der Quote. Er sagt etwas von einem „Kästchen für die Einschaltquote.“ Kästchen mit einem Knopf, auf den die Leute am besten immer nur draufdrücken sollten. Ja-sagende Deppen?
Am liebsten würde man jetzt auflegen. Aber man kann ja auch mal konstruktiv sein – und das Gespräch friedlich weiterführen: Man dachte, er schätze einen Zuschauer mit kritischem Verstand? Er ist doch Kabarettist. In der Leitung ist es still.
Die Tabletten abgesetzt
Hätte man so nicht mit ihm reden sollen? Der Mann ist schließlich krank. Er leidet an Parkinson. Er will aber nicht darüber sprechen. Er hat die Tabletten abgesetzt. Ihm gehe es gut, streut er ein. Er arbeitet immer noch hart, sagt er. Geht mit drei Kabarett-Programmen auf Tour. Und macht im Fernsehen immer noch „Otties Schlachthof“. Basta.
Und arbeitet sich weiter an der Quote ab, sagt dann irgendwann fast gequält: „Ja, ein kritischer Fernsehzuschauer wäre schon schön.“ Schließlich habe er sich auch eingebracht in die Serie. Damit man nicht auf diesen dummen Dialogen hocken bleibt. „In dem Sinne wie ,Wo waren Sie Samstagabend um halb zehn?’“
Fischers Himmelsmann ist hintersinnig, genau wie sein „Bulle von Tölz“. „Das sind sympathische Figuren, die zeigen, dass Gerechtigkeit über Recht geht“, sagt er.
Recht über Gerechtigkeit, so sei das doch sonst. Das regt ihn auf. „Ich habe mich zum Beispiel über die Hetzjagd gegen Wulff geärgert. Nicht weil Wulff so unschuldig war, sondern weil es ein Klima der Menschenjagd geworden ist.“ Aber die Welt kenne eben keine Ideale mehr. Politik sei einfach mies. Ein ewiger Nörgler? „Zynismus ist nicht meine Grundhaltung.“
Er kann über so viel schimpfen, lästern, streiten. Ob irgendwas aus seiner Sicht denn gut funktioniert? „Ja, das Münchner Biergartenwesen funktioniert richtig gut. Der Wirt hat immer genug zu essen und zu trinken.“
Er sieht selbst kaum fern
Bissig ist er. Wie seine Figuren. „Es geht ja nicht nur um blöde Witze, sondern um mehr. Irgendwie schon auch um die Befindlichkeit der Gesellschaft.“ Ein Ermittler mit dem besonderen Anspruch? Fischer sagt da nichts zu. Er kenne kaum andere Ermittler. „Ich gucke ja so gut wie gar kein Fernsehen mehr.“ Vielleicht hat er Angst, dass auch andere Leute so handeln. Man ahnt es, denn schon redet er wieder von der Quote.