Essen. . Nie war das Betrüger-Handwerk ehrlicher. Nie war gespielte Leidenschaft so überzeugend. Nie war ein schräges Paar so sympathisch wie in „Der Heiratschwindler und seine Frau“ (Montag, 20.15 Uhr, ZDF).
Jeden Abend, wenn er nach Hause kommt, entfährt ihm der gleiche Stoßseufzer: „Nee,nee, nee, das muss ich alles nicht mehr haben.“ Ja, mit diesem Herbert Krugschenk hat man fast Mitleid, denn reiche Frauen um ihr Erspartes zu bringen, das war in den guten alten Zeiten leichter. Aber was soll man tun, wenn die Auserwählte gerade ein Vermögen einem schmierlappigen Finanzberater überantwortet, der kaum der Pubertät entwachsen scheint? In Manfred Stelzers Komödie „Der Heiratsschwindler und seine Frau“ (ZDF, 20.15 Uhr) kann man sich darüber jedenfalls herrlich amüsieren.
Das beginnt schon mit den morgendlichen Ritualen im kleinbürgerlich konstruierten Haushalt der Krugschenks. Ist ja nicht so, als ob der Herbert wüsste, mit welcher Krawatte zu welchem Hemd man am besten punktet. Das muss ihm schon seine Marta zusammensuchen, die mit ihm auch gleich mal seine erfundenen Lebensläufe paukt und die Buchhaltung führt: Wie viel Geld muss man für den nächsten Betrug wohl investieren?
Aus dieser Alltagsnormalität bezieht der Film seinen größten Witz, aus der Selbstverständlichkeit, mit der Hausfrau und Ehemann die Gemeinheiten aushecken, während die Kohlrouladen in der Küche dampfen. Die beiden sind so sympathisch, dass man ihnen einfach Erfolg wünschen muss. Aber es kommt natürlich laufend anders. Stelzers Glück freilich ist die Besetzung. Armin Rohde glänzt mit öligem Charme, wenn er tagsüber den Mann von Welt gibt, um die Frauen herumscharwenzelt und sie in zweifelhaften Komplimenten badet, ehe er abends wie ein Prolo das Essen in sich reinschaufelt. Vor allem aber beim Scheitern ist er unschlagbar: Wie er, einigermaßen schweißgebadet, einer Kinderärztin (Sunnyi Melles) mit einem auswendig gelernten Kunstprospekt in einer Kirche imponieren will, das ist einfach hinreißend gespielt. Am Ende liest sie sein Gerede parallel laut mit, man möchte im Steinboden versinken.
Buck als knurriger Knacki
Aber auch Gisela Schneeberger trumpft mit ihrer beharrlichen Bemutterungsnummer auf. Detlev Buck, als Knacki gerade entlassen, gibt als Sohn Sigi den knorrigen Kontrapunkt im Haushalt, der Mutti vom letzten Coup erstmal eine neue Waschmaschine spendiert.
Und Sky du Mont, den man, nun ja, für die Idealbesetzung eines Heiratsschwindlers halten könnte, legt als schnöseliger Konkurrent mit seiner butterigen Stimme einen perfekten Auftritt hin.
Das Drehbuch kann mit seinen Akteuren vor allem in der Schlussphase nicht immer ganz Schritt halten, wenn Herbert und Sigi in der Schweiz den großen Coup landen wollen. Aber das lässt sich an einem so fröhlichen Abend verschmerzen.