Washington.. Wenn Rohstoffe knapp werden – kein Problem: Ob Platin, Nickel oder Wasser, eine US-Firma will es im Weltall abschaben lassen. Die Firma hat reiche Investoren wie den Google-Gründer oder einen Milliardärs-Sohn. 2025 könnten Roboter Gestein auf Asteroiden abschürfen.

Als der renommierte Planetenforscher John Lewis 1997 seinen Sachbuch-Klassiker „Mining in the sky – unermessliche Schätze aus den Asteroiden, Kometen und Planeten“ vorlegte, machte der Wissenschaftler aus Arizona eine utopisch klingende Rechnung auf. Danach enthält ein Asteroid mit einem Durchmesser von 500 Metern Mengen von Platin, Kobalt, Nickel, Eisen und Wasser im Wert von 4000 Milliarden Dollar.

Weil die seltenen Metalle auf dem Asteroiden pur existierten, so Lewis, könnten sie leicht abgebaut, sozusagen abgeschabt werden und so die damit verbundenen Mega-Investitionen beizeiten wieder einspielen. Vorausgesetzt natürlich, man kommt überhaupt hin zu den Gesteinsbrocken, die seit Jahrmillionen zwischen Mars und Jupiter kreisen.

„Planetary Resources”, eine kleine, drei Jahre alte Ingenieursfirma aus Bellevue bei Seattle im Nordwesten Amerikas, glaubt nun, einen realistischen Weg für die Ausbeutung von Bodenschätzen im Weltall gefunden zu haben - unterstützt von prominenten und extrem solventen Investoren wie Google-Gründer Larry Page, Ex-Google-Chef Eric Schmidt, Milliardär-Sohn Ross Perot Jr. und Hollywood-Regisseur James Cameron.

Auskundschaften mit den neuesten Weltraumteleskopen

Jüngst kündigte das Unternehmen an, bereits in zwei Jahren mit neuen Weltraumteleskopen der Serie „Arkyd” die ersten jener 9000 „kartographierten” Asteroiden auszukundschaften, die der Forschung bekannt sind. Bis 2015 könnte ein Teil dieser jeweils ein paar Monatsreisen von der Erde entfernt liegenden Himmelskörper exakt auf Form, Farbe, Topografie und Zusammensetzung untersucht sein.

Im letzten Schritt, den das Unternehmen inoffiziell rund um das Jahr 2025 verortet, sollen dann kleine Spezialraumschiffe die ersten Weltraum-Roboter auf den All-Vagabunden absetzen, um per Höhenbohrung Gestein zu schürfen und dann mit der wertvollen Fracht die Rückfahrt zur Erde antreten.

Wie Eric Anderson, einer der Gründer der Firma, die auf durchweg erfahrene, bekannte Ingenieure wie Chris Lewicki zurückgreift, der zuletzt für das Mars-Erkundungsprogramm der US-Raumfahrt-Agentur Nasa zuständig war, berichtete, will sich das Unternehmen im All zunächst aber nicht mitten ins Erz begeben, sondern auf die Gewinnung von Wasser konzentrieren. Derzeit belaufen sich nach Angaben der Nasa die Kosten, um ein Kilogramm Wasser ins Orbit zu bringen, auf rund 20.000 Dollar. Wasserhaltigen Asteroiden das kostbare Wasser sozusagen „vor Ort” abzusaugen, in Weltraumtanks zu lagern, Stationen im Orbit direkt damit zu versorgen oder es in Raketentreibstoff zu verwandeln, werde die Preise für die Erkundung des „tiefen Weltraums” „um den Faktor hundert senken”.

Peter Diamandis, der andere Gründer der Firma „Planetary Resources”, betonte, dass man „keinen Hirngespinsten” nachlaufe, sondern „nach und nach sehr konkrete, sehr machbare Ziele verwirklichen wird”. Er ist seit Jahren an privat finanzierten Projekten für den Transport von Weltraum-Touristen beteiligt.

Sonde „Eros 433“

Eine kommerzielle Erschließung außerirdischer Rohstoffe ist in Fachkreisen kein Humbug, sondern ein seit langem angestrebtes Ziel. Bereits 1996 startete die Nasa mit der unbemannten Sonde „Near Earth Asteroid Rendezvous Shoemaker“ einen ersten Versuch, mit der Geschwindigkeit von Asteroiden mitzuhalten. Bereits vier Jahre später dockte die Sonde auf „433 Eros” an; einem 30 Kilometer langen und rund 3500 Stundenkilometer fixen Asteroiden.

2005 kam eine japanische Mission mit der Sonde Hayabusa dem Asteroiden Itokawa sehr nahe. Die unter erheblichen Mittelkürzungen leidende Nasa selbst arbeitet unterdessen an der Osiris-Rex-Mission. 2016 soll ein Flugkörper auf einem Asteroiden landen, Proben nehmen und bis 2023 wieder auf der Erde landen.

Unabhängige Forscher sehen die Früchte der Unternehmung „realistischerweise” erst in einigen Jahrzehnten. “Aber irgendwann muss man ja mal anfangen.”