Essen. . Am 26. Mai steigt das ESC-Finale in Baku. Mittlerweile stehen nicht nur alle 42 Teilnehmer fest, es gibt auch schon Favoriten. Und ein Panoptikum kurioser Gestalten. Von seltsamen Babuschka, singenden Legenden und bemalten Hinterteilen.

Am 26. Mai geht es für den Eurovision Song Contest in den Endspurt. Wie immer bei dem Wettbewerb tummelt sich auch in Baku wieder eine bunte Sammlung exotischer Interpreten. Unsere Übersicht:

Anfangs hat man ja an einen Scherz geglaubt. Sechs singende Omas stehen da auf der Bühne tragen Trachten und singen zunächst eher durchschnittlich in einer Sprache, die Udmurtisch heißt, bevor sie sich zu discotauglichen Beats im Kreis drehen und auf Englisch fordern: „Party for everybody“. Ist aber ganz ernst gemeint. Buranowkije Babuschki nennt sich das Senioren-Sextett jenseits der 70 und tritt für Russland beim ESC an. In ihrer Heimat sind die die Großmütter aus Buranow bereits Stars, seit sie dort Coverversionen von „Smoke on the water“ oder „Yesterday“ geschmettert haben. Und auch bei den englischen Wettbüros stehen die Chancen der Babuschkas nicht schlecht.

Die ältesten aber sind sie nicht. Das ist Engelbert Humperdinck, der England endlich wieder zu einer guten Platzierung verhelfen soll. Voll das Haar und offen das Hemd verspricht „The Hump“, wie die Briten ihn nennen, „Love Will Set You Free“. Der Song stammt von den Erfolgsproduzenten Martin Terefe und Sacha Skarbek, die bereits mit James Blunt, Adele und Duffy zusammengearbeitet haben, klingt aber trotzdem eher wie eine klassische Ballade. Auch deshalb rätseln die Engländer noch, was die Entsendung des 76-jährigen nach Baku ist: Geistesblitz oder Schnapsidee?

Eine Frage, die sich beim österreichischen Vorentscheid offenbar niemand gestellt hat. Das könnte jedenfalls erklären, warum ausgerechnet ein Duo namens Trackshittaz mit dem Lied „Woki mit deim Popo“ gesiegt hat. Lukas Plöchl alias G-neila und Manuel Hoffelner alias Manix sind zwei Rapper, die in der Mundart des Mühlviertels in Oberösterreich singen. Was für viele Zuschauer kaum besser verständlich sein dürfte als udmurtisch. Vielleicht setzen Plöchl und Hoffelner auch deshalb auf Go-Go-Tänzerinnen, die sich an Pole-Stangen räkeln und ihre Hinterteile mit Neonfarben bepinselt haben. Leuchtet wunderbar im Dunkeln, könnte beim Auftritt in der Crystal Hall zu Baku aber wirkungslos bleiben. Aus Sicherheitsbedenken weigern sich die Veranstalter nämlich bisher, das Licht weiträumig auszuschalten.

Großer Favorit ist gut einen Monat vor dem Wettbewerb eine Dame mit dem Namen Loreen. Stammt aus Marokko, singt aber für Schweden und sieht in manchen Augenblicken aus, wie eine entfernte Verwandte von Katja Ebstein – nur mit schwarzen Haaren.

Favoritin aus Schweden

Die 28-jährige, die vor Jahren mal die schwedische Superstar-Suche gewonnen hat, singt „Euphoria“, eine Nummer die zwar mehr durch Loreens ekstatische Tanzeinlagen in Erinnerung bleibt als durch eine eingängige Melodie, die aber sofort an die Spitze der Hitparaden in ihrer Wahlheimat geschossen ist.

Eine Platzierung, von der der deutsche Kandidat Roman Lob bisher nur träumen kann. Nach kurzem Gastspiel in den Top Ten, steht das Wettbewerbslied „Standing Still“ derzeit gerade mal auf Rang 19 der Singlecharts. Und das in der vergangen Woche erschienene erste Album konnte nur auf Platz neun einsteigen. Vom Eurovisions-Fieber der vergangenen beiden Jahre ist überhaupt recht wenig zu spüren bisher. Der 21-Jährige spricht in vielen Talk-Shows, aber über ihn spricht kaum jemand.

Auch Lob selbst ist zurückhaltend, wenn er nach seinen Chancen in Baku gefragt wird. Es gehe nicht um den ersten Platz, betont er gerne. Das werde „sehr schwer“. Deshalb will er die Latte nicht zu hoch legen. „Einen Top-Ten-Platz würde ich schon richtig abfeiern.”