Berlin. . In einem Buch berichtet der „Wetten, dass...?“-Kandidat Samuel Koch über die Zeit nach dem Unfall, über die Lähmung und über Gott. Der 24-Jährige ist seit Dezember 2010 querschnittsgelähmt. Jetzt tritt er auf, an der Seite von Thomas Gottschalk zeigt er sich leise und klug.

Müde sieht er aus. Es ist spät geworden letzte Nacht. Nach dem Auftritt bei Günther Jauch war Samuel Koch erst um vier Uhr im Bett. Doch schon am Montagmorgen sitzt der 24-Jährige zusammen mit Thomas Gottschalk vor Journalisten und soll wieder über sein Buch reden. Er sagt nicht viel. Das Reden strengt ihn an. Doch leise und klug unterläuft er das Dampfgeplauder von Gottschalk und die Ergriffenheit seines Verlegers.

Mehr als zehn Millionen Menschen sahen den Unfall

„Zwei Leben“ heißt das Buch. Samuel Kochs erstes Leben endete am Abend des 4. Dezember 2010. Mehr als zehn Millionen Menschen sahen zu, als der 23-Jährige bei seiner „Wetten, dass...?“-Wette stürzte. In den ersten 40 Stunden, davon erzählt Koch in seinem Buch, hatte er noch Gefühl im Körper. Doch einer der Halswirbel hatte die Halsschlagader verletzt. Wegen der Thrombosen erleidet Koch zwei Hirnschläge. Die Ärzte verdünnen das Blut, es kommt zu weiteren Einblutungen. „Am Montag stieg die Lähmung in meinem Körper.“

Ob er den Ärzten Vorwürfe macht, wird Samuel Koch gefragt. „Sie meinen: Ob da Fehler gemacht wurden? Das weiß keiner“, sagt Koch nachdenklich. Ob ihn das ZDF noch unterstützt? „Menschlich schon.“ Und finanziell? „Nein.“ Samuel Koch will mit seinem Buch keine neue Debatte beginnen.

Er lässt sich vom ganzen Podium duzen

Thomas Gottschalk, der für ein paar Minuten in die Pressekonferenz schneit, fragt ihn, ob es in dem 200-Seiten-Text eine Botschaft gebe? Da lacht Koch leise. „Ja, aber das steht alles im Buch.“ Und weil Gottschalk nicht zufrieden ist, sondern eine „Message“ herauskitzeln möchte, gibt Koch dem Affen Zucker. „Ja klar: Weltfrieden natürlich!“

Koch hebt für die Fotografen erst den linken, dann den rechten Unterarm. Lässt sich vom ganzen Podium duzen und verzieht keine Miene, wenn sein Verleger ihn als ehemals „lebenslustiges Kerlchen“ vorstellt, als „Beziehungstierchen“ und als „intelligenten Jungen“, der das ganze Drumherum des Büchermachens überraschend schnell verstanden habe. Verniedlichen sie ihn, weil sie nicht fassen können, wie erwachsen er mit seinem Schicksal umgeht? Selbst Gottschalk, der normalerweise über alles hinweg plauschen kann, rettet sich in Banalitäten. „Du hast dir das ja nicht ausgesucht.“ Nein, das hat er nicht. Und um ehrlich zu sein: „Es geht mir oft kacke.“

Koch sagt, er freue sich über Gottschalks Hilfe bei der Buchvorstellung, der Moderator hat das Vorwort geschrieben. „In einer für ihn auch gerade nicht sehr leichten Phase des Lebens.“ Es ist einer der ersten öffentlichen Auftritte nach dem Aus für Gottschalks ARD-Talk. Es könne deshalb so aussehen, sagt der 61-Jährige, der nach Kochs Unfall seinen Abschied von „Wetten, dass...?“ erklärt hatte, „als bräuchte ich einen Sympathiebonus“. Aber falsch: „Sehen Sie mich als Botschafter von Samuel und nicht mit eigenen Interessen.“

Am Ende ein Bibelvers

Samuel Koch hat sein Buch zusammen mit dem Journalisten Christoph Fasel geschrieben. „Für mich nimmt es etwas von der Sinnlosigkeit des Unfalls“, sagt Koch. Ein „Mutmacher“ könnte das Buch sein, aber kein Ratgeber: „Ich kann mir nicht anmaßen zu sagen: Leute, seid glücklich!“ Samuel Koch hat das Buch mit einem Bibelvers beendet. „An meinem Glauben ist gerüttelt worden“, sagt er. Aber er hat ihn nicht verloren. Im Gegenteil: „Ich glaube an einen Gott, der Wunder tut, auch wenn das nicht so in Mode ist.“