Hamburg. Eine Frau ist mit Verdacht auf Infektion mit dem Ebola-Virus in das Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf eingeliefert worden. Der Virus ist hochansteckend und verläuft in den meisten Fällen tödlich. Eine Gefahr für die Bevölkerung soll es nach Angaben der Klinik nicht geben.

Wegen einer möglichen Infektion mit dem hochansteckenden Ebola-Virus wird eine Frau im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) behandelt. In Deutschland sei dies der erste Verdachtsfall auf Ansteckung mit dem gefährlichen tropischen Fiebererreger überhaupt, teilte das Klinikum am Dienstag mit. Die Patientin, die als Wissenschaftlerin am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) arbeitet, habe sich trotz Schutzkleidung bei ihrer Tätigkeit in einem Hochsicherheitslabor mit einer Kanüle verletzt, die zuvor eine Probe des Ebola-Virus enthalten habe. Die Frau sei nach dem Unfall geimpft und im Behandlungszentrum für hochkontagiöse Erkrankungen des UKE isoliert worden. Sie zeige bisher keine Anzeichen für eine Infektion.

Nach Angaben des UKE-Tropenmediziners Stefan Schmiedel ereignete sich der Vorfall bereits am Donnerstag vergangener Woche. Obwohl die Wissenschaftlerin alle Sicherheitsvorkehrungen befolgt habe, bohrte sich eine Nadel durch drei Handschuhe in den Finger der Frau. Danach sei die Patientin, die als Wissenschaftlerin Erfahrung im Umgang mit gefährlichen Krankheitserregern habe, am Tag darauf der Empfehlung gefolgt, sich in Quarantäne zu begeben. Nach Telefonkonferenzen mit Experten in den USA und Kanada habe die Klinik einen bisher nur an Affen erprobten Impfstoff aus den Vereinigten Staaten angefordert.

Bevölkerung soll nicht gefährdet sein

Der Patientin sei mit ihrer Zustimmung am Samstag das Serum verabreicht worden. Schmiedel erklärte, einen Tag danach sei Fieber als eine erwartete Impfreaktion bei der Frau aufgetreten. Da allerdings auch eine Ebola-Erkrankung mit Fieber beginne, seien weitere notwendige Sicherheitsmaßnahmen eingeleitet worden: Die Patientin wurde am Sonntag auf eine spezielle Isoliereinheit der UKE verlegt. Nachdem die Nebenwirkungen der Impfung inzwischen abgeklungen seien, gelte die Frau deshalb als «physisch gesund».

«Eine Gefährdung der Bevölkerung ist ausgeschlossen», sagte Egbert Tannich vom BNI. Bei einer Inkubationszeit des Ebola-Virus von 21 Tagen sei noch fraglich, ob die Patientin überhaupt infiziert sei. Nur im Fall einer Erkrankung bestehe danach für andere Menschen Ansteckungsgefahr. «Alle Tests auf eine Ebola-Erkrankung waren negativ», sagte Tannich. Bei diesen Untersuchungen verwende das Institut äußerst empfindliche Messsysteme, mit denen es möglich sei, «zehn Viren in einem Liter Blut nachzuweisen», fügte Tannich hinzu. Im Jahr 2002 habe sich zuletzt ein Laborunfall mit Ebola-Viren in Kanada ereignet.

Erkrankung verläuft in den meisten Fällen tödlich

Der Ärztliche Direktor des UKE, Jörg F. Debatin, betonte, die Patientin empfinde die derzeitige Situation in der Isoliereinheit als psychisch belastend. Weitere Angaben zu der Frau machte er nicht. Laut Debatin sind auf der Isolierstation drei Pflegekräfte und ein Arzt in Vollschutzanzügen zur Behandlung der Patientin im Einsatz.

Das Ebola-Virus stammt aus den tropischen Regenwäldern Zentralafrikas und Südostasiens und ist nach dem gleichnamigen afrikanischen Fluss benannt. Der Erreger wurde erstmals 1976 im damaligen Zaire, heute Demokratische Republik Kongo, nachgewiesen. Es löst das hämorrhagische Fieber aus, die Erkrankung verläuft in den meisten Fällen tödlich. Nach Medienberichten unter Berufung auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO) war Anfang des Jahres im Kongo erneut eine Ebola-Epidemie ausgebrochen. Das Virus ist nur nach Ausbruch der Erkrankung über Blutkontakt von Mensch zu Mensch übertragbar. (ddp)

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