Washington/New Orleans. Während Wirbelsturm Katrina über New Orleans tobte, zogen vier Polizisten mordend durch die Stadt - und versuchten später, Unschuldigen ihre Taten anzuhängen. Sieben Jahre später sind die vier Beamten nun verurteilt worden. Haupttäter Robert Faulcon muss für 65 Jahre ins Gefängnis.
Dass die Polizei von New Orleans manchmal Gesetzen folgt, die mit dem Gesetz nichts zu tun haben, ist nirgends besser verewigt als in „The Big Easy“ (Der große Leichtsinn) mit Dennis Quaid und Ellen Barkin in den Hauptrollen. Das war im Film. Die Wirklichkeit ist schlimmer.
Was sich Kenneth Bowen, Robert Gisevius, Anthony Villavaso und Robert Faulcon am 4. September 2005 geleistet haben, verschlägt in Amerika noch immer vielen Menschen den Atem. In den Wirren des Wirbelsturms Katrina, der die Stadt fast ersäuft hätte, haben die Polizeibeamten unschuldige Menschen ermordet und einem Unschuldigen diese Morde angehängt. Sie haben Zeugen erfunden, Beweismittel verschwinden lasssen, Untersuchungsberichte gefälscht, einen Kollegen den Vorfall vertuschen lassen und so viel Schande über ihre Uniform gebracht, dass später selbst hart gesottene Ermittler der Bundespolizei FBI über die kriminelle Chuzpe staunten.
Zwei Unschuldige aus purer Willkür erschossen
Sieben Jahre später zahlen die „bad cops“ dafür den Preis. Ein Gericht in New Orleans hat die Beamten zu Gefängnisstrafen zwischen 38 und 65 Jahren verurteilt. Eine Jury unter Richter Kurt Engelhardt sah es nach Berichten der Zeitung "Times Picayune" als erwiesen an, dass Haupttäter Faulcon und seine Kollegen auf der Danziger Brücke in New Orleans zwei unschuldige Bürger (17 und 40 Jahre alt) aus purer Willkür erschossen und vier weitere zum Teil schwer verletzt haben.
Zu den Opfern gehörte unter anderem Ronald Madison. Der geistig Behinderte war am besagten Tag wie Zigtausende Bewohner der unter Wasser stehenden Stadt auf der Flucht. Auf der Brücke geriet er gemeinsam mit seinem Bruder Lance in den Kugelhagel der „wild gewordenen“ Beamten des „New Orleans Police Department“ (NOPD), wie es ein Staatsanwalt ausdrückte.
Richter übt brachiale Kritik an der Staatsanwaltschaft
Die Polizisten drehten den Fall später so, dass Lance Madison als Täter erschien. Drei Wochen saß er in Haft, bevor ein Richter die Beweislage für nichtig erklärte. Bei der Urteilsverkündung sah Lance Madison vor allem Faulcon lange ins Gesicht und sagte: „Wenn ich dich ansehe, wird mein Schmerz unerträglich. Du hast einem Engel das Leben genommen und mir das Herz herausgerissen.“
Richter Engelhardt nutzte die Urteilsverkündung für eine brachiale Kritik an der Staatsanwaltschaft. Von insgesamt 20 an dem Fall beteiligten Beamten entzogen sich etliche durch Geständnisse längerer Haftstrafen und kamen nach Händeln mit der Anklage mit maximal acht Jahren Gefängnis davon. „Das ist ein Skandal gegenüber dem Gericht“, sagte Engelhaft, "und ein Vergehen an der Gesellschaft."