Oslo. . Auf Wunsch des Angeklagten sollen im Prozess gegen den norwegischen Attentäter Behring Breivik Neonazis und Islamisten aussagen. Sie sollen die Zurechnungsfähigkeit des Extremisten bezeugen. Breivik fürchte ansonsten um die Glaubwürdigkeit seiner Ideologie, sagt sein Anwalt.

Der Anwalt des norwegischen Attentäters von Utöya will bei dem Prozess Islamisten und Rechtsextreme in den Zeugenstand rufen, um die Zurechnungsfähigkeit von Anders Behring Breivik zu beweisen. In dem in zwei Wochen beginnenden Verfahren solle auch der kurdische Islamistenführer Mullah Krekar aussagen, sagte Behring Breiviks Verteidiger Geir Lippestad am Montag vor Journalisten in Oslo. Weitere Namen nannte er nicht. Der in Norwegen lebende Krekar war erst vergangene Woche wegen Todesdrohungen und Aufrufen zum Mord zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.

Breivik fürchtet, dass seine Ideologie angezweifelt wird

Mit den Aussagen von Islamisten und Rechtsextremen will die Verteidigung von Behring Breivik entgegen zweier psychiatrischer Gutachten dessen Straffähigkeit beweisen. Das ist der ausdrückliche Wunsch des Angeklagten. Er ist der Auffassung, dass ansonsten seine Ideologie in Zweifel gezogen würde. „Die Frage ist, ob es in Norwegen - wenn auch kleine - Milieus gibt, die dieselbe Meinung vertreten“ wie Behring Breivik, sagte Lippestad. Dies könne für die Einschätzung der Schuldfähigkeit von Bedeutung sein, über die letztlich das Gericht entscheidet.

Der Angeklagte, der nach eigenen Angaben auf einem Kreuzzug gegen eine multikulturelle Gesellschaft und die „muslimische Invasion“ in Europa war, hatte am 22. Juli im Regierungsviertel von Oslo mit einer Autobombe acht Menschen getötet. Anschließend erschoss er in einem Sommerlager der regierenden Arbeiterpartei auf der Insel Utöya 69 Teilnehmer, hauptsächlich Teenager. Die Anklagepunkte, „Terrorakte“ verübt und vorsätzlich getötet zu haben, könnten auf eine Verurteilung zu 21 Jahren Gefängnis hinauslaufen - die Höchststrafe in Norwegen. (afp)