Bonn. . n-tv - keine Konkurrenz. Tagesschau 24 - keine Konkurrenz. Spardruck bei den Öffentlich-Rechtlichen - kein Problem. Der Info-Kanal Phoenix gibt sich zum 15-jährigen Jubiläum selbstbewusst. So habe man den Marktanteil über die Ein-Prozent-Marke hinaus gesteigert.
Der öffentlich-rechtliche Info-Kanal Phoenix wird 15. Grund für Rückblick und Ausblick. Mit den Programm-Geschäftsführern Michael Hirz und Christoph Minhoff sprach Jürgen Overkott.
Passend zum Jubiläum dekoriert die ARD den Digitalsender Eins Info in Tagesschau24 um. Sind die Tage von Phoenix gezählt?
Michael Hirz: Die Frage unterstellt, dass das eine das andere ausschließt. Wir gehen davon aus, dass das eine das andere ergänzt.
Wie soll die Arbeit aufgeteilt werden?
Christoph Minhoff: Das ist relativ einfach. Wir sind ein Ereignis- und Dokumentationskanal. Wir bevorzugen die lange Form. Wir berichten umfassend. Tagesschau24 soll, soweit ich das Konzept kenne, eine kurze Form haben, kurze Nachrichten-Sequenzen, die die Zuschauer auf dem Laufenden halten.
Wir erfüllen den Programm-Auftrag
Dennoch wird es Schnittmengen geben. Dokus wie „Die giftigsten Tiere der Welt“ könnten problemlos auch in anderen öffentlich-rechtlichen Kanälen laufen. Das wurde Ihnen letztens sogar zum Vorwurf gemacht.
Minhoff: Er stammt aus nicht-öffentlichen Quellen. Der Vorwurf ist so noch nicht an uns herangetragen worden. Für den Bereich der Dokumentationen kann ich sagen: Wir erfüllen den Programm-Auftrag wortgetreu. Daran hat sich nichts verändert.
Sie haben die Wahl von Joachim Gauck zum Bundespräsidenten mit einer Doku-Nacht begleitet. Sein Vorgänger Christian Wulff war ein starkes Nachrichtenthema. Wird er Ehrenreporter?
Hirz: Ein origineller Vorschlag.
Ernsthafter Kern der scherzhaften Frage: Hat Wulff das Interesse an Ihrer Berichterstattung in die Höhe getrieben?
Minhoff: Das wäre zu kurz gesprungen. Die Ereignisberichterstattung erfreut sich, als letztes Überbleibsel des herkömmlichen Fernsehens, generell immer größerer Beliebtheit. Nehmen wir Stuttgart 21, nehmen wir den Fischer-Untersuchungsausschuss, nehmen wir die Ereignisse in Nordafrika, nehmen wir die Kernschmelze von Fukushima, nehmen wir den Tsunami in Japan. Und das ist noch nicht alles.
Die Nr. 1 unter den Info-Programmen
Ist Phoenix dabei, das Ein-Prozent-Ghetto zu verlassen?
Hirz: Wenn man die Entwicklung der letzten Jahre beobachtet, kann man genau diesen Eindruck haben. Wir haben unseren Marktanteil über die Ein-Prozent-Marke hinaus gesteigert, obwohl in den letzten 15 Jahren die Zahl der Programmanbieter explodiert ist. Wir haben inzwischen den ersten Platz unter den Info-Programmen erreicht.
Welches Publikum erreichen Sie?
Hirz: Es ist überdurchschnittlich jung, hauptsächlich zwischen 30 und 49. Es sind sehr viele Meinungsführer darunter, Entscheider aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Das stimmt uns hoffungsfroh für die Zukunft.
Die (Finanzkommission) KEF hat den Öffentlich-Rechtlichen nahegelegt, stärker zu sparen. Sehen Sie darin eine Bedrohung?
Minhoff: Man müsste mal umgekehrt die Frage stellen, ob es Aufgabe der KEF ist, medienpolitische Forderungen zu stellen. Der eigentliche Auftrag der KEF ist zu überprüfen, ob der angemeldete Bedarf gerechtfertigt ist oder nicht. Tatsache ist: Wir erbringen unsere Leistung mit einem unglaublich niedrigen Etat von 35 Millionen, wenn man alles zusammenrechnet. Ich mache mir für die Zukunft von Phoenix keine Sorgen.
Ereignisdichte wie selten
An welchen Schrauben wollen oder, mehr noch, müssen Sie drehen?
Hirz: Wir sind, mit aller Bescheidenheit, der Sender, der am flexibelsten auf aktuelle Ereignisse reagieren kann. Dabei haben wir zu Beginn von 2011 noch gesagt, das wird ein gemütliches Jahr. Und dann hatten wir eine Ereignisdichte wie selten.