Paris/Toulouse. Abdelkader Merah, Bruder des mutmaßlichen Attentäters von Toulouse steht offenbar weiterhin unter dem Verdacht, ein Mittäter gewesen zu sein. Er wurde an den französischen Staatsschutz überstellt. Nun soll ein Richter entscheiden, ob gegen ihn ermittelt wird.

Der ältere Bruder des mutmaßlichen Attentäters von Toulouse ist nach Angaben aus Justizkreisen am Samstag an den Staatsschutz DCRI überstellt worden. Er sei zusammen mit seiner Freundin von Toulouse in eine Pariser Haftanstalt des DCRI gebracht worden, wie ein mit dem Vorgang Vertrauter sagte. Dort soll er einem Richter vorgeführt werden, der über die Eröffnung eines Ermittlungsverfahren entscheiden wird.

Abdelkader Merah war zusammen mit seiner Freundin am Dienstag festgenommen worden, als die Polizei seinen Bruder Mohamed gestellt hatte. Sie sollten helfen, Mohamed zur Aufgabe zu bewegen. Die Mutter Merahs, die ebenfalls in Polizeigewahrsam kam, soll noch am Samstag freikommen.

Mohamed Merah hatte nach Polizeiangaben zugegeben, bei zwei Anschlägen drei französische Soldaten, drei jüdische Kinder und einen Rabbiner erschossen zu haben. Die Polizei belagerte mehr als 30 Stunden lang seine Wohnung, in der er sich verschanzt hatte. Als er am Donnerstag um sich schießend aus einem Fenster sprang, wurde Merah von einem Scharfschützen der Polizei getötet. Der Islamist gab an, im Namen der Extremistenorganisation Al-Kaida gehandelt zu haben.

Die Ermittler gehen davon aus, dass auch sein Bruder Abdelkader zur Islamistenszene gehört und in die Anschläge verwickelt sein könnte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat die Polizei Sprengstoff seinem Auto gefunden. Wie sein Bruder Mohamed war er im Visier der Sicherheitskräfte. Abdelkader soll 2007 geholfen haben, islamistische Kämpfer in den Irak zu schmuggeln.

Der mutmaßliche Attentäter Merah - ein Franzose algerischer Herkunft - stand an der Spitze einer DCRI-Liste von 20 Personen, die in Südwestfrankreich besonders intensiv beobachtet werden sollten. Offenbar verlor der Geheimdienst aber seine Spur. Dem 23-Jährigen gelang es, ein Waffenarsenal anzulegen.

Zuletzt wurde bekannt, dass er bei den US-Behörden auf der "no-fly"-Liste für Terrorverdächtige stand. Auf der Liste stehen Personen, die von Flügen in die USA ausgeschlossen sind, weil sie als potenzielle Attentäter gelten. Die Behörden in den USA und Frankreich haben erklärt, Merah sei 2010 in Afghanistan gewesen, um an einem Training islamistischer Extremisten teilzunehmen. (rtr)