Essen/London. Wenn die Friseurin erzählt: Wie ein Gerücht über den Prinzen und die Herzogin die Welt eroberte. In diesem Fall reagierte das Königshaus sogar: Der ganze Klatsch sei purer Quatsch.
Was man im Friseursalon so hört, ist ja immer interessant. Aber nicht immer eilt ein Trockenhauben-Klatsch mit Lichtgeschwindigkeit um den Globus. Amerikanische Internet-Dienste, australische Online-Agenturen und auch die gute alte „Times of India“: Sie alle sprangen im Rekordtempo auf eine angebliche Enthüllungsgeschichte an, die der Londoner „Daily Star on Sunday“ nur ein paar Stunden zuvor auf den Boulevard geworfen hatte. Camilla bricht unter dem Druck der königlichen Verpflichtungen zusammen, wurde da die Leibfriseurin der Herzogin von Cornwall zitiert, immer öfter flüchte sie allein in ihren privaten Landsitz, was Charles fuchsteufelswild mache. Charles und Camilla lebten längst getrennt, schwere Ehekrise – so lautete am Ende das allgemeine Urteil aufgrund einer Indizienkette, die der Palast mit dem Kommentar aus der Standardkiste zu zerschlagen suchte. Alles Quatsch, reiner Blödsinn, hieß es umgehend in einem offiziellen Kommuniqué, natürlich feiner formuliert.
Königshaus ignoriert Klatsch
Dass überhaupt eine Reaktion kam, dazu so schnell, war eine Überraschung. Eigentlich ignoriert das britische Königshaus solch Klatschgeschichten, die stets nach dem gleichen Muster geboren werden. Ein „enger Vertrauter“, ein „nicht genanntes Familienmitglied“, zuweilen auch der Butler oder die Küchenhilfe stecken dem Hofreporter was, gern gegen Bares. Die Schwemme der Indiskretionen wurde irgendwann so unübersichtlich, dass in den Arbeitsverträgen eine Verschwiegenheitsklausel eingebaut wurde: Wer plaudert, fliegt und wird verklagt.
Einige wurden reich
Manch einer hat sich dann ausgerechnet, was sich mehr lohnt. Der Palast zahlt traditionell niedrige Gehälter, und wenn die Indiskretionen für ein ganzes Buch ausreichen, lässt man sich vom Verlag einfach die Vertragsstrafe erstatten. Einige wenige, wie Dianas Butler Paul Burrell, der die ehemalige Dienstherrin gründlich ausgeweidet hat, werden richtig reich. Burrell war in der Dschungel-Show, er bringt auf Kreuzfahrtschiffen interessierten Passagieren die feine Lebensart bei und hat mit unzähligen Interviews und Büchern so viel Geld verdient, dass er heute in einer Villa in Florida lebt.
Die Friseurin nagt nicht am Hungertuch
Auch die Friseurin, die diesmal als Quelle erbaulichen Königsklatsches genannt wird, nagt nicht am Hungertuch. Jo Hansford führt einen exklusiven Salon im vornehmen Mayfair und zählt zum Kundenkreis Prominenz wie Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow, Adele – und eben auch die Herzogin von Cornwall, die sich schon seit vielen Jahren für umgerechnet 300 bis 500 Euro pro Sitzung die Haare richten lässt. Was man nicht immer gleich auf den ersten Blick sieht, wie Lästerzungen über Camillas burschikosen Kopfschmuck urteilen. Warum Jo Hansford angeblich aus den privaten Unterhaltungen zitierte, ist rätselhaft. Promifriseure sind eigentlich verschwiegen, und ein Buch mit den gesammelten Erinnerungen steht auch nicht an.
Beleidigte Reaktion
Der Palast nahm die Affäre jedenfalls zum Anlass, etwas beleidigt auf das anstrengende Pensum eines Royals hinzuweisen. Jedes Mitglied des Königshauses erfüllt zahlreiche öffentliche Termine. Die Queen beispielsweise hat 2011 exakt 370 Auftritte erledigt, Prinz Philip etwas weniger, also 330, er ist ja auch schon gesegnete 90. Thronfolger und Gattin sind ähnlich stark eingespannt. Fast immer reist man getrennt, um die Wirkung der „Firma“, wie Prinz Philip die Königliche Familie etwas respektlos nennt, zu optimieren. Wenn Charles also in Glasgow ein Krankenhaus einweiht, herzt Camilla gerade in Manchester ein Baby. Irgendwo ist jeden Tag ein Royal im Einsatz, und das führt nun mal zu einem Leben, in dem die Paare nur selten gemeinsam auf dem Sofa sitzen.
Charles und Camilla haben die Gerüchte um eine Ehekrise also erst einmal weggelacht. Ob Camilla auch in Zukunft den Salon von Jo Hansford beehrt und dort Intimes aus dem Eheleben ausplaudert, muss abgewartet werden. Wahrscheinlich wird sie ihrer Friseurin beim nächsten Besuch aber erst einmal den Kopf waschen.