Essen.. Hasch und Heroin sind out - organisierte kriminelle Banden machen mittlerweile vor allem mit gefälschten Glimmstängeln und Designerdrogen das dicke Geschäft. NRW ist einer der wichtigsten Märkte für die Schmuggelware. Und Mitglieder der Bandidos mischen im Handel kräftig mit.

Organisierte kriminelle Banden richten ihre Geschäftsfelder neu aus: Hasch und Heroin sind die Ware von gestern. Zunehmend scheffeln sie die illegalen Vermögen mit gefälschten und unversteuerten Zigaretten und der Produktion von gefährlichen Kunstdrogen wie Amphetaminen. Die Zollbilanz 2011 spricht Klartext:  Deutsche Zollfahnder haben den Schmuggel von erstmals mehr als einer Milliarde Zigaretten nachweisen können – ein Plus von 40 Prozent. 160 Millionen Stück konnten beschlagnahmt werden. Die Tabakwirtschaft geht davon aus, dass jede fünfte gerauchte Zigarette im Land illegal ist. 

Rhein-Ruhr-Region wichtiger Absatzmarkt

„Der Rhein-Ruhr-Raum ist ein riesiger Absatzmarkt“, sagt Wolfgang Schmitz vom Kölner Zollkriminalamt. Die Fahnder haben den Vertriebsweg nachverfolgt. Die gefälschten, teilweise mit giftigen Stoffen durchsetzten  Glimmstengel stammen aus China, Polen oder Griechenland. Osteuropäische Banden liefern sie über große Lager („Wellblechbaracken und alte Bauernhäuser“) in Ostbelgien zu den Kunden. „In vielen Kneipen gibt es dann  Tipps, wo die billigen Zigaretten zu bekommen sind“, sagt Schmitz.

 Die Gangs verursachen Steuerausfälle von bis zu vier Milliarden Euro. Allerdings geht Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) auch davon aus, dass sich der Anteil der „ehrlichen“ Raucher, die versteuerte Zigaretten kaufen,  stabil bleibt.

"Verheerende" Vermarktungsstrategien

Gesundheitlich noch weit gefährlicher ist der Umschwung im Drogengeschäft, der sich seit dem letzten Jahr deutlich abzeichnet. „LSD ist out“, sagt das Zollkriminalamt. Auch Haschisch und Marihuana kommen weniger vor. Dafür beschlagnahmte der Zoll um ein Drittel mehr Kokain - 1,6 Tonnen mit einem Schwarzmarktwert von 100 Millionen Euro - und Amphetamine. 532 Kilogramm der im Labor hergestellten Aufputschdroge waren es 2011. Sie macht nicht nur abhängig, sondern führt zu unkontrollierten Handlungen und Kreislaufzusammenbrüchen.

 Schmitz: „Die Vermarktungsstrategie von Amphetaminen nach dem Motto ‚Das weiße Pulver ist sauber’ wirkt verheerend“. Die Konsumenten würden immer jünger, seien teils erst 15. „Die Vertriebswege reichen über Gaststätten über Clubs bis in die Schulen“.

Ein Bericht des nordrhein-westfälischen Innenministeriums weist auf einen Zusammenhang zwischen Rockerbanden und Drogenschmuggel hin. Danach machen Mitglieder der Bandidos in Duisburg, Bochum, Essen und Dortmund viel Geld mit Betäubungsmittel-Handel. Die im Rheinland operierenden Hell’s Angels fallen dagegen mehr durch Gewaltdelikte auf.