Sion/Brüssel. Schwerer Gang für die Angehörigen der Opfer des schweren Busunglücks in der Schweiz: Sie müssen bei der Identifizierung der Leichen helfen. Die Identität der 24 Verletzten ist derweil geklärt. Vier Kinder schweben noch in Lebensgefahr. In einem Blog hatte die Gruppe von der Skifreizeit berichtet.
Nach dem schweren Busunglück in der Schweiz
haben Angehörige mit der Identifizierung der 28 Todesopfer begonnen. Die
Familien seien in einer Leichenhalle vor Ort eingetroffen, um die Leichen zu
identifizieren oder Informationen zu liefern, die bei der Identifizierung der
teilweise bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Opfer helfen könnten, sagte ein
Polizeisprecher am Donnerstag in Sion. Einige Leichen sollten bereits im Laufe
des Tages nach Belgien überführt werden. Unter den Toten waren 22 Kinder.
Die 24 Verletzten sind derweil alle identifiziert. Das teilte das
belgische Gesundheitsministerium am Mittwochabend in Brüssel mit. Sieben
verletzte Kinder stammen demnach aus dem nordostbelgischen Lommel, zwei von
ihnen schweben in Lebensgefahr. 17 Verletzte kommen aus Heverlee, von ihnen
schweben ebenfalls noch zwei in Lebensgefahr.
Die sterblichen Überreste des Busfahrers sollten in der Schweiz
untersucht werden um zu klären, ob gesundheitliche Gründe für den tragischen
Unfall am Dienstagabend verantwortlich waren. Der Autobahntunnel in Siders im
Kanton Wallis blieb weiter für den Verkehr gesperrt, die Ermittlungen an der
Unfallstelle dauerten an.
Debatte um Sicherheit in Nothaltebuchten
In der Schweiz begann derweil eine Debatte über die Sicherheit von
Nothaltebuchten in Tunneln. Der "Tages-Anzeiger" kritisierte, dass die Buchten
im Siders-Tunnel Mauern hätten, die im rechten Winkel zur Fahrbahn stünden und
damit eine tödliche Gefahr darstellten. Nur dadurch sei es möglich gewesen, dass
der Bus frontal gegen die Mauer der Nothaltebucht prallte. Möglicherweise müsse
die Höchstgeschwindigkeit für den Schwerlastverkehr in Tunneln gesenkt oder die
Konzeption von Nothaltebuchten geändert werden, schrieb die Zeitung "Le
Temps".
Busunfall in der Schweiz
Der Reisebus mit Kindern aus zwei
belgischen Schulen an Bord war auf der Rückfahrt von einer Skifreizeit, als er
am Dienstagabend im Autobahntunnel bei Siders (Sierre) im Kanton Wallis nach
rechts abkam, die Fahrbahnbegrenzung überfuhr und frontal gegen die Betonmauer
einer Nothaltebucht prallte. Das Unglück war der schwerste Verkehrsunfall in der Schweiz seit rund 30 Jahren.
Die Schüler hatten zuvor offenbar fröhliche Tage im Val d'Anniviers verbracht. Während der Ferien
informierten sie ihre Eltern regelmäßig in einem Blog über ihre Erlebnisse in der Schweiz. "Das ist unser erster Eintrag", schrieb der Lehrer, der den Blog gestartet hatte und bei dem Unglück ums Leben kam.
"Die Busfahrt war sehr angenehm. Es herrschte wenig Verkehr. Wir haben den Film
Avatar gesehen und niemandem ist schlecht geworden."
Schüler berichteten über Erlebnisse in einem Blog
In den kommenden Tagen berichteten die Schüler in dem Blog immer wieder über die Ereignisse in dem Ferienlager
in den Schweizer Alpen. "An diesem Nachmittag gab es Suppe und Ravioli - sehr
lecker", schrieb ein Mädchen am 6. März. "Der heutige Tag war der beste. Die Wanderung war anstrengend, aber
mega-cool", postete ein Mädchen in dem Blog. "Wir
haben den ersten Preis für das sauberste Zimmer gewonnen. Morgen wird es kälter.
Tschüs."
Die Angehörigen waren dem Lehrer, der den Blog angelegt hatte, dankbar für die regelmäßigen
Informationen. "Der Blog war unglaublich. Es gab
so viele tolle Bilder", sagte die Tante eines Schülers. "Er hat uns regelmäßig
darüber informiert, was los war", sagte sie über den verantwortlichen Lehrer.
Seine letzten Worte in dem Blog seien gewesen:
"Wir sehen uns bald wieder".
An der belgischen Schule stellten die Lehrer am Mittwoch von Schülern
gemalte Transparente zu Ehren des verunglückten Kollegen auf. Auf einem der
Schilder war zu lesen: "Wir werden dich niemals vergessen. Du bist der Beste." (afp/dapd)