Vor sieben Jahren sorgte der Präsident der Harvard Universität, Lawrence Summers Lawrence Summers, für Aufsehen: Er war zu dem Schluss gekommen, dass Jungen und Mädchen zwar im Mittel der Geschlechter mathematisch gleich begabt sind, dass es bei Jungen aber mehr Ausreißer nach oben und unten gibt – und somit mehr Mathetalente.

Janet Mertz Janet Mertz und Jonathan Kane Jonathan Kane von der University of Wis­consin-Whitewater haben jetzt 86 Länder untersucht und festgestellt, dass dieses Phänomen nicht überall anzutreffen ist. „Wir glauben, dass es weit vernünftiger ist, die Unterschiede in der mathematischen Leistung vor allem auf länderspezifische gesellschaftliche Faktoren zurückzuführen“, erklärt Kane. Lange Jahre habe es vor allem Daten aus westlichen Ländern gegeben, so dass kulturelle Einflüsse kaum ermittelt werden konnten. Das sei inzwischen anders.

Mertz und Kane widerlegen mit ihrer Studie zudem die These von Steven LevittSteven Levitt , Autor des Bestsellers „Freakonomics“. Der hatte behauptet, dass Geschlechterdiskriminierung und -trennung in den Schulen vieler muslimischer Länder dazu führen, dass Mädchen ihre Mathematikbegabung sogar besser entwickeln könnten. Auch Mertz und Kane fanden, dass Schülerinnen in diesen Ländern besser abschnitten – kamen aber zu einer ganz anderen Erklärung: „Die Mädchen in einigen Ländern des mittleren Osten hatten in Wirklichkeit keine besonders guten Ergebnisse, bloß schnitten die Jungen noch schlechter ab – ein Resultat, für das wir keinen Zusammenhang zur muslimischen Kultur oder den eingeschlechtlichen Klassenverbänden finden konnten“, so Kane.

Die schlechte Leistung der Jungen führt er darauf zurück, dass in religiösen Schulen der Lehrplan wenig Mathematik vorsieht. Das relativ gute Abschneiden der Mädchen erkläre sich dadurch, dass die Untersuchungen in der achten Klasse vorgenommen würden – leistungsschwache Mädchen seien da von ihren Eltern schon längst wieder aus der Schule genommen worden.