Essen. . Er war mal sehr erfolgreich. Ist keine 40 Jahre her. Jetzt soll der mittlerweile 75-jährige Engelbert Humperdinck nach einer Entscheidung der BBC für England am Eurovision Song Contest (ESC) 2012 in Aserbaidschan teilnehmen. „Kein Aprilscherz“, stellen Radio- und TV-Moderatoren immer wieder klar. Ganz ernst gemeint. Ein Opa fährt nach Baku und die Briten rätseln nun: Akt der Verzweiflung oder Geniestreich?

Er war mal sehr erfolgreich. Ist keine 40 Jahre her. Da stürmte er mit seiner Bitte für „The Last Waltz“, dem letzten Walzer, auf Platz Eins der Hitparaden in ganz Europa. Und die Frauen lagen im zu Füßen. Jetzt soll der mittlerweile 75-jährige Engelbert Humperdinck nach einer Entscheidung der BBC für England am Eurovision Song Contest (ESC) 2012 in Aserbaidschan teilnehmen. „Kein Aprilscherz“, stellen Radio- und TV-Moderatoren immer wieder klar. Ganz ernst gemeint. Ein Opa fährt nach Baku und die Briten rätseln nun: Akt der Verzweiflung oder Geniestreich?

„Eine Ehre“, nennt es der singende Senior selbst und ist nach eigener Aussage „aufgeregt und voller Tatendrang“. „Ich hoffe, dass die Nation hinter mir steht.“ Die britische Presse tut das schon. „Dieses Mal schicken wir unseren Glauben an Alter und Erfahrung“, schreibt die „Daily Mail“. In Internetforen herrscht dagegen eher Pragmatismus. „Schlimmer als in den vergangenen Jahren“, so der Tenor, „kann es ja ohnehin nicht mehr werden.“

Berge von Blumen

Da ist was dran. Denn ob ehemalige Big Brother-Kandidaten oder reaktivierte Boy Groups – sie alle ereilte in den vergangenen Jahren das gleiche Schicksal. Im Vorfeld meist hoch gehandelt, landeten sie am Ende unter „ferner sangen“. So liegt der letzte englische Sieg auch bereits 15 Jahre zurück, als Katrina & The Waves mit „Love Shine A Light“ den Wettbewerb gewannen. Das soll Herr Humperdinck nun ändern. Der Mann, der in den späten 1960ern als weichgespülte Antwort auf Tom Jones gilt.

Wo der „Tiger“ damals faucht, schnurrt der Halb-Inder. Wo Jones fordert „Help Yourself“, da bittet Humperdinck „Please Release Me“. Und so schenken ihm die Frauen Berge von Blumen. Tom Jones dagegen werfen sie Slips auf die Bühne.

Neunfacher Großvater ist die englische ESC-Hoffnung mittlerweile, hat etwas zugelegt, fühlt sich auf der Bühne aber offenbar immer noch wohl. Bis vor ein paar Tagen erst war er wieder auf Tour. Erst im Smoking, später das Hemd aufgeknöpft bis zum Bauchnabel und Haare und Koteletten fast so lang wie zu Glanzzeiten, steht er da – manchmal tanzt er auch ein wenig.

Dazu singt er Klassiker – eigene oder die von Kollegen. „My Way“ ist zu hören, „Spanish Eyes“ und natürlich „After The Lovin’“. Und wenn die Frauen ihm nicht mehr zu Füßen liegen wie früher, dann wohl nur, weil sie Sorge haben, dass sie anschließend nicht mehr hochkommen.

Unklar ist noch, mit welchem Lied Engelbert in Baku antritt. Martin Terefe und Sacha Skarbek werden eine Nummer für ihn schreiben, die nächste Woche eingespielt werden soll. Der eine hat schon für James Morrison gearbeitet, der andere für Adele und James Blunt. Viel prominenter geht es nicht derzeit auf der Insel.

Eine toller Coup

76 Jahre alt wird der Vater von vier längst erwachsenen Kindern sein, wenn die Lichter am 26. Mai dieses Jahres in Baku angehen. Nie war ein Teilnehmer beim ESC älter. „Ganz nett ein paar Rekorde zu brechen“, sagt ein Sprecher der BBC. „Aber Engelberts Alter war nicht der Grund, ihn zu unserem Repräsentanten zu machen.“

Es könnte aber entscheidend sein. „Ein toller Coup“, jubelt die englische Radio-Legende Paul Gambaccini. „Junge Leute schicken sie doch alle“, einen Opa nur die Engländer. „Jeder über 55 wird uns wählen.“