Los Angeles. . Palmenstrand, Kokosnuss, kaffeebraune Mädchen - das fällt den meisten als erstes zu Harry Belafonte ein. Doch der Sohn einer jamaikanischen Putzfrau und eines Schiffkochs aus Trinidad ist nicht nur Musiker, Schauspieler und Entertainer, sondern auch ein Streiter für Menschenrechte.
Fragt man die in der Hollywood-Schaukel groß gewordene Wirtschaftswunderland-Generation, was sie mit Harry Belafonte spontan verbindet, kommen auch heute zuverlässig zuerst Schlagworte aus dem Karibik-Lexikon zur Sprache. Palmenstrand. Kokosnuss. Kaffeebraune Mädchen. Sonne. Rum. Wirklich gerecht wurde es Harry Belafonte nie.
Ihm, dem Weltbürgerrechtler, dem Streiter gegen Rassenschranken und Ausgrenzung. Und der bei allem, was er sagt und tut, so verdammt cool aussieht. Und erst dieses Lächeln! In die Wiege gelegt war ihm das nicht. Die Mutter, eine jamaikanische Putzfrau, und der Vater, ein Schiffskoch aus Trinidad, konnten dem 1927 in New York Geborenen nicht viel mehr bieten als Armut, Elternliebe und Gottvertrauen. Der Junge widerstand Versuchungen, die im schwarzen Harlem ebenso aufregend wie gefährlich waren.
Das Diabolische der Macht
Den Rest Lebenstüchtigkeit besorgte ein fünfjähriger Aufenthalt in der Heimat seiner Mutter. Am Strand von Ocho Rios inhalierte Belafonte Lebensfreude und Calypso. Ein musikalisches Grundkapital, das mit Liedern wie „Jamaica Farewell“, „Banana Boat Song“, „Matilda“ und „Island in the Sun“ 1956 zur ersten Solo-Interpreten-Platte mit einer Million Verkäufen veredelt wurde. Belafontes Biografie nahm ihren Anfang im Schatten des europäischen Scheinwerferlichts. Dass er 1944 zur Navy ging und Kriegsdeutschland in Schutt und Asche sah, öffnete ihm die Augen für das Diabolische der Macht.
Zurück in New York studierte Belafonte mit Marlon Brando Schauspiel beim großen Erwin Piscator. Mit Max Roach und Charlie Parker versuchte er sich im Jazz. Seine Freundschaft mit Martin Luther King, dem Kämpfer gegen Rassenschranken, hat Belafonte zu einem Weggefährten für jene werden lassen, die in schwieriger Zeit Fortschritt wagen wollten. Harry Belafonte hat sich eingesetzt für Menschen, die sich nicht selber Gehör verschaffen konnten. So entsteht Glaubwürdigkeit. Das erlaubt ihm Dinge zu sagen wie: „Hautfarbe sorgt nicht automatisch für Qualität, Inhalt und Wert.”
Mit seinen eigenen Dämonen – Spielsucht, Alkohol und Schürzenjagd – ging der zum dritten Mal verheiratete Vater von vier Kindern öffentlich allerdings nur zögerlich um. In seiner Autobiografie „My Song“, die man mit Gewinn und Respekt liest, legt er unlängst auch darüber Rechenschaft ab.
Heute wird Belafonte 85 Jahre alt. Glückwunsch, Mr. Tallyman!