Essen. . Nach dem großen Erfolg der Sat.1-Produktion „Die Wanderhure“ kehrt Hauptdarstellerin Alexandra Neldel in der Fortsetzung „Die Rache der Wanderhure“ auf den Bldschirm zurück. Die Schauspielerin, die für Teil 2 Reiten und Fechten lernen musste, ist überrascht vom Erfolg.

Ritter sind ja sehr beliebt beim deutschen TV-Zuschauer. Päpste auch – zumindest, wenn sie vor ein paar hundert Jahren gelebt haben. Eine Berufsgruppe aber schlägt sie alle, wenn es zur Zeitreise Richtung Mittelalter geht. Junge Frauen, die quer durchs Land häufig wechselnden Geschlechtsverkehr gegen Bezahlung haben. Wanderhuren also. Heute kehrt Marie Schärer, die bekannteste von ihnen, auf den Bildschirm zurück.

„Die Rache der Wanderhure“ hat Sat.1 das zweite Abenteuer der Straßenprostituierten genannt. Obwohl die literarische Vorlage, an der sich die Handlung grob orientiert, „Die Kastellanin“ heißt. Aber wie hätte das ausgesehen auf den vielen großen Plakaten, die derzeit überall hängen? Zumal der Vorgänger mit der „Wanderhure“ im Titel rund zehn Millionen Menschen vor die Bildschirme lockte. „Das hat mich damals selbst überrascht“, gibt Hauptdarstellerin Alexandra Neldel zu.

Neldel musste Reiten und Fechten lernen

Viele hat das überrascht bei Sat.1. „Wir waren ja die ersten, die so etwas für das Fernsehen gemacht haben“, sagt Neldel. Nun sind die Hoffnungen groß beim Sender. Neldel aber hält sich bedeckt. „Den Schuh ziehe ich mir nicht an.“ Erfolgsdruck hat sie bei den Dreharbeiten nicht gefühlt. „Die meisten im Team kannten sich ja, das hat die Sache einfacher gemacht.“ Einfacher ja, einfach nicht.

Reiten und Fechten musste die 36-Jährige für die Fortsetzung lernen. Ist ihr beides ganz gut gelungen, wie sich in den rund 120 Minuten zeigt, in denen Marie auf der Suche nach ihrem Mann Michel (Bert Tischendorf) ist. König und Konsorten haben ihn für tot erklärt. Was die Gattin und Töchterchen Trudi natürlich nicht glauben.

Gesangseinlage statt Sexszenen

So zieht Marie los, das Schwert in der Hand und viele Feinde im Nacken. Unterwegs trifft sie das ganze Panoptikum der deutschen Mittelalter-Literatur. Da sind der fiese Großinquisitor mit Hang zur Gesichtsmaskierung (Julian Weigand), der gütige und geile König (Götz Otto), ein hilfsbereiter Zwerg (Michael Markfort), ein geheimnisvoller Mongole (Ill Young Kim) und natürlich auch eine Äbtissin, die ebenso hübsch wie lüstern ist (Esther Schweins). Hinzu gesellen sich diverse Landsknechte, zielsichere Nonnen und etliche von Maries ehemaligen Berufskolleginnen.

Nackte Haut gibt es dennoch weitaus seltener zu sehen als im Vorgänger. „Sexszenen gehören dieses Mal einfach nicht unbedingt zur Handlung“, sagt Neldel. Dafür muss sie nun singen. „Eine echte Herausforderung“, erinnert sie sich. „Am liebsten hätte ich alle Komparsen vom Set geschickt.“

Faszination für eine düstere Epoche

Im Film fällt die Gesangseinlage allerdings nicht unangenehm auf. Überhaupt gibt es wenig zu meckern. Gut, 15 Minuten weniger hätten auch gereicht, und der ein oder andere Dialog wirkt etwas schlicht und schwülstig. Die Ausstattung aber kann man – für deutsche Verhältnisse – fast schon opulent nennen. Und Neldel und Tischendorf fühlen sich in ihr ganz offensichtlich sehr wohl. Obwohl die Berlinerin nicht im Mittelalter hätte leben wollen: „Für kein Geld der Welt.“ Weil es mal zu kalt und mal zu heiß war und die medizinische Versorgung ein Alptraum. Aber auch, weil „die Frauen damals nichts zu lachen hatten“.

Nur einen Vorteil hat Neldel entdeckt. „Wahrscheinlich ging alles ein wenig beschaulicher zu.“ Die Begeisterung vor allem der weiblichen Leser und Zuschauer für diese düstere Epoche kann das allerdings nur zum Teil erklären. „Vielleicht“, mutmaßt die Schauspielerin dann auch, „möchten viele in eine alte Welt abtauchen, aber trotzdem eine moderne Geschichte erzählt bekommen.“